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Schwieriges Jahr für die Landwirte in der Region

Einkommen liegen 30 Prozent unter Fünf-Jahres-Schnitt

Ein schwieriges Jahr liegt hinter den Landwirten im BWV-Kreisverband Kusel. Eine extreme Witterung bescherte ihnen nicht nur durchschnittliche Erträge, sondern auch viele Krankheiten, die nur mit erhöhten und teuren Pflanzenschutzaufwändungen in den Griff zu bekommen waren. Zudem sorgten schlechte Schweine- und Milchpreise für unterdurchschnittliche Einkommen.

BWV-Präsident Eberhard Hartelt verteidigte die erste Säule für die Landwirte. Foto: ibs
BWV-Kreisvorsitzender Kusel Marcel Müller. Foto: ibs

„Die Landwirtschaft in dieser Region befindet sich in einer miserablen Situation, was sich auch in den Jahresabschlüssen zeigt“, erklärte BWV-Präsident Eberhard Hartelt vergangene Woche auf der Jahresversammlung des BWV-Kreisverbandes Kusel in Blaubach. „Die Einkommen liegen 30 Prozent unter denen des Fünf-Jahres-Durchschnitts. Aber auch diese vergangenen fünf Jahre waren schon nicht gut“, so der Präsident.

Der Kreisvorsitzende Marcel Müller fasste das Anbaujahr 2016 zusammen. „Wir hatten massive Regenfälle zu verzeichnen, bei Getreide sind wir mit durchschnittlichen Erträgen noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Die Heu- und die Silageernte war in diesem Jahr durch die Witterung sehr schwierig. Die Marktpreise sind nicht kalkulierbar und haben in diesem Jahr auf die Einkommen gedrückt.“ Müller zitierte Zahlen des Bauernverbandes, nach denen das durchschnittliche Bruttoeinkommen eines landwirtschaftlichen Betriebes

27 500 Euro je Familienarbeitskraft betrug. „Dieses Ergebnis wird der Leistung der Betriebe nicht gerecht. Die Betriebe sind auf die Direktzahlungen angewiesen“, sagte Müller.

Kein Schleifen der ersten Säule

Auch Eberhard Hartelt ging in seiner Rede auf die schlechte Einkommenssituation der Betriebe ein. „Der Anteil der Staatszuwendungen am Einkommen vieler Betriebe in diesem Jahr liegt bei 60 bis 70 Prozent“, machte der BWV-Präsident deutlich. Dazu zählte er die Direktzahlungen aus der ersten und zweiten Säule sowie die Agrardieselerstattungen. Entschieden widersprach er Forderungen von Umweltministerin Barbara Hendricks und verschiedenen Umweltvertretern und NGOs nach einem Schleifen der ersten Säule. „Vor allem in vielen benachteiligten Gebieten beziehen die Betriebe einen Großteil ihres Einkommens aus der ersten Säule. Der Wegfall der ersten Säule wäre fatal. Die ökonomischen Zwänge für die Betriebe würden zu groß, viele würden aufgeben. Das würde zu einem Ausbluten der Agrarstruktur führen mit der Konsequenz, dass ein Offenhalten der Landschaft nicht möglich wäre“, stellte Hartelt klar.

Er forderte die erste Säule flexibel zu halten und Leistungen nicht nur an Umweltauflagen zu koppeln, in denen nur die Kosten erstattet würden, aber kein Geld verdient werden könne. Warnende Worte fand Hartelt zum Thema Pachtpreise. „Das schlagende Argument der Gegner der ersten Säule ist immer, dass die Direktzahlungen in Form hoher Pachtpreise direkt an die Verpächter weitergegeben werden“, mahnte er. Es sei erschreckend, wie in vielen Gegenden Deutschlands die Pachten gestiegen seien.

Die ökonomische Situation der Betriebe in der Region bezeichnete Hartelt als angespannt. „Wir haben selten so ein feuchtes und kaltes Jahr erlebt. Die Witterung im Frühjahr und im Sommer haben zu Infektionen an Raps, Getreide und Kartoffeln geführt, die nur sehr teuer im Griff zu behalten waren.“ Er erinnerte daran, dass eine ähnliche Situation vor 100 Jahren im Südwesten vom Hunsrück bis zum Schwarzwald zu einer Hungersnot geführt hat. Doch während die Bedrohung der Weinernte durch Peronospora ein Riesenthema in den Medien war, sei die Situation bei den Grundnahrungsmitteln kaum eine Diskussion wert gewesen.

Milch- und Schweinepreise setzen Landwirten zu

Vor allem die schlechten Milchpreise haben den Betrieben in der Region zugesetzt. „Viele Milchviehbetriebe haben aufgegeben. Das geht heute ganz schnell. Nach der Entscheidung sind die Ställe in drei Tagen leer.“ Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Molkereien, die wenig dazu beigetragen haben, die Marktsituation zu ändern. Hartelt berichtete von Gesprächen mit Hochwald, das Thema Regionalität mehr in den Vordergrund zu rücken. „Es ist mehr als unglücklich, dass sie das jetzt mit einer Abfrage zur Lieferung von GVO-freier Milch gekoppelt haben“, sagte er. Auch die Lage der Ferkelerzeuger und Schweinemäster sei besorgniserregend. „Nach dem Kastenstandurteil kann ich jeden verstehen, der sagt: jetzt reicht es“, so Hartelt. Er sieht eine Abwärtsspirale auf die Landwirtschaft in der Region zukommen. Der Ruf nach Regionalität scheitere schon daran, dass die Betriebe mit Direktvermarktung mit den Kosten nicht mehr zurecht kämen. „Die Fleischbeschaugebühren betragen hier 40 bis 50 Euro pro Schwein, während sie im Münsterland bei 4,50 Euro inklusive Schlachtkosten liegen.“ Hier müsse dringend angesetzt werden. „Landwirtschaftsminister Wissing hat versprochen, daran zu arbeiten. Eine Zentralisierung der Fleischbeschau scheint die einzige Lösung zu sein.“

Zur ökologischen Diskussion sagte Hartelt, dass sie von den vier Kernthemen Luft, Klima, Biodiversität und Wasser getragen werde. Beim Wasserschutz gehe es nach seinen Worten vor allem um die Nitratbelastung, die nun versucht werde, mit der neuen Düngeverordnung in den Griff zu bekommen. In erster Linie seien von der Bilanzierung die viehstarken Betriebe betroffen. „Es wird vor allem für die Beratung eine Riesenherausforderung“, sagte Hartelt und verwies darauf, dass im Wiederspruch dazu die Einsparungen bei den DLR's stehen. Zum Thema Klimaschutzziele gab er insofern Entwarnung, als dass das Thema Mehrwertsteuererhöhung für Fleisch vom Tisch sei. Hartelt zitierte eine Studie des wissenschaftlichen Beirats, wonach weder eine heimische Eiweißstrategie noch eine zu 100 Prozent ökologische Landwirtschaft eine Klimaverbesserung mit sich bringe.

ibs – LW 6/2017