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Sechsmal effizienter als Baumwolle

Hanf ist eine wassersparende Faserpflanze

Hanf ist in niederschlagsarmen Regionen oder Trockenzeiten eine sehr gute Alternative im Faserpflanzenanbau, da er das Wasser etwa sechsmal effizienter für die Biomassebildung nutzt als Baumwolle. Zu diesem Ergebnis sind Forscher des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Feldversuchen gelangt.

Hanf hat nur geringe Ansprüche an den Wasserbedarf und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Foto: landpixel

Die Versuche wurden laut ATB im Trockenjahr 2018 mit den an mitteleuropäische Standortbedingungen adaptierten Sorten „Santhica 27“ und „Ivory“ am ATB-Forschungsstandort Marquardt im Nordwesten Potsdams durchgeführt. Dort ist mit einem mittleren Jahresniederschlag von 579 mm eines der trockensten Anbaugebiete in Deutschland; zudem weist der sandige Boden eine nur begrenzte Speicherkapazität für Wasser und Nährstoffe auf.

Großes Potenzial für Anbau auf Trocken-Standorten

In die Berechnung der Wasserproduktivität – also der Beziehung zwischen dem Wasserbedarf und dem Aufbau von Trockenmasse – flossen alle Komponenten des Wasserzuflusses über Luft und Boden ein, die für das Pflanzenwachstum genutzt werden. Der gesamte Biomasseertrag sowie der faserenthaltende Bastanteil sind unmittelbar nach der Ernte im September ermittelt worden.

Die Ergebnisse zeigten dem ATB zufolge, dass die durchschnittliche Wasserproduktivität von Industriehanf mit 2,4 kg Trockenmasse pro Kubikmeter genutztem Wasser sechsmal höher war als die von Baumwolle mit 0,4 kg/m3. „Wir sehen, dass Hanf großes Potenzial für den Anbau an relativ trockenen Standorten bietet. Das macht Faserhanf interessant als umweltfreundliche Alternative zur Baumwolle, auch dank der geringeren Ansprüche an den Pflanzenschutz“, erklärte der ATB-Experte für Faserpflanzen, Dr. Hans-Jörg Gusovius. Der Baumwollanbau benötige mindestens 750 mm Niederschlags- beziehungsweise Bewässerungswasser pro Vegetationsperiode und sei häufig mit einer auftretenden Bodenversalzung und einem intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbunden.

Die ATB-Hydrologin Dr. Katrin Drastig sieht jedoch noch mehr Forschungsbedarf, um die Produktivität der Wassernutzung in der Landwirtschaft auf Betriebsebene weiter verbessern zu können. „Wir brauchen viel mehr Daten, um aus Einzelergebnissen Modelle für bestimmte Regionen, Managementpraktiken und Kulturpflanzenarten ableiten zu können“, erläuterte Drastig. Damit könnten dann Landwirten Entscheidungshilfen bei der Optimierung der Wassernutzung gegeben werden.

age – LW 46/2020
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