Kürzlich reisten Leser landwirtschaftlicher Wochenblätter nach Südengland in die malerischen Landschaften und der entspannten Atmosphäre der Provinzen Exeter, Devon und Cornwall. Auch LW-Leser wieder mit von der Partie.
Angekommen im pulsierenden London ging es von einem Verkehrsstau zum nächsten, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der englischen Hauptstadt zu sehen. Welch ein Kontrast, als es dann aufs Land durch grüne Felder und charmante Dörfer zu den Herzstücken der südenglischen Agrarlandschaft ging.
Der Süden Englands verfügt in den Provinzen Exeter und Devon über fruchtbare Böden, die Richtung Cornwall deutlich an Qualität abnehmen. Durch den Golfstrom herrscht ein mildes Klima, England versorgt sich aber nur zu etwa 20 Prozent selbst mit Nahrungsmitteln. Das Landschaftsbild wird im Süden durch enge Straßen und die typischen Hecken geprägt, wovon es in England etwa 8 Mio. km gibt.
Lammfleischerzeugung für die regionale Vermarktung
Saftige Wiesen, Rinder und Schafe prägen das Landschaftsbild in Devon. Besonders Lammfleisch ist für die Farmer bei regionaler Vermarktung sehr profitabel. Große Konkurrenz kommt aber aus Neuseeland, da das Schaffleisch, aufgrund alter Abkommen aus der Kolonialzeit, um bis zu 50 Prozent billiger auf den Markt kommt. Die Nutzung der Wolle lohnt sich nicht, da das Scheren zu teuer ist. Die traditionelle Wollproduktion wird auch hier zunehmend durch Ware aus China ersetzt.
An der Jura-Küste, direkt am Ärmelkanal, besuchten die Reisenden die Tamarisk-Farm, wo Leila und Ben 200 ha Land ökologisch und extensiv bewirtschaften. 140 ha davon wurden vom National Trust gepachtet und müssen unter Vorgaben, wie Schonung von Wildblumen und Wildkräutern, bewirtschaftet werden. Es werden 24 Devon-Red-Rinder gehalten, die ausschließlich mit Gras, Heu und Grassilage gefüttert werden. Die 200 Mutterschafe setzen sich aus sechs Rassen zusammen. Wie bei den Rindern wird auch hier Wert auf vielfältigen Pflanzenbewuchs und selektive Beweidung gelegt. Unterschiedliche Schafrassen fressen unterschiedlichen Bewuchs. Die eigenen Produkte, auch die Wolle der Schafe, wird über einen kleinen Hofladen vermarktet. Im Dartmoor, einem 52 000 Quadratkilometer großen Hochmoor, ging es zur Challacombe Farm, wo Naomi und Mark Owen 180 ha bewirtschaften, die sie von Prinz William als „Landlord“ gepachtet haben. Ihre erste Aufgabe besteht darin, die Landschaft zu pflegen und zu erhalten, was auch honoriert wird. Sie halten 250 Schafe und 25 Fleischrinder, die sie selbst vermarkten können. Im Park gibt es 120 Farmer, die ähnlich wirtschaften. Im gesamten Moorgebiet gibt es keine Zäune, damit sich die etwa 1 000 Wildpferde, die Dartmoorponies, frei bewegen können.
Die Folgen des Brexits wurden von allen Landwirten als katastrophal bezeichnet. Der vom damaligen Premierminister Boris Johnson versprochene Ausgleich der EU-Agrarzahlungen sei bis heute nicht erfolgt. Es soll wohl etwas in Vorbereitung sein, sei bisher aber nicht bei den Landwirten angekommen. England befindet sich bis heute in der Rezession (2,6 Prozent). Der Landwirtschaft im Vereinigten Königreich gehe es zunehmend schlechter, zahlreiche Betriebe hätten bereits aufgegeben. Nach Brexit und Corona-Pandemie fehlen in England etwa 4 Mio. Arbeitskräfte, besonders auch in der Landwirtschaft.
Auf den Spuren von Rosamunde Pilcher
In Cornwall, der südwestlichsten Provinz Englands, spielt Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle, hier lebt man zu über 90 Prozent vom Tourismus. Täglich sind etwa 50 Reisebusse, vorwiegend mit deutschen Touristen auf den Spuren der Schriftstellerin Rosamunde Pilcher, unterwegs. So generiert man im Sommer gute Einnahmen, die aber im Winter fehlen.
Auf Sheppys Cider Farm werden auf 25 ha 35 Sorten Äpfel angebaut. Jährlich werden 2 000 t Äpfel gepresst, um 2 Mio. l Apfelbier (6 bis 8 Prozent Alkohol) zu produzieren. Cider hat in England lange Tradition, da man schon im Mittelalter durch den Alkoholgehalt ein bakterienfreies Getränk bekam, das früher in verdünnter Form auch an Kinder verabreicht wurde und Seefahrer mit auf die Schiffe bekamen.
Die beeindruckende Kathedrale von Salisbury, der Steinkreis von Stonehenge, die Trebah- Gärten, Lanhydrock House und Gärten, sowie die Städte Bournemouth, Plymouth, Salisbury und Exeter, die herrliche Küste mit dem Städtchen St. Ives waren weitere Höhepunkte der Reise bei herrlichem Sommerwetter.
Die nächste landwirtschaftliche Leserreise geht im November nach Teneriffa, auf die grünste Insel der Kanaren (www.lw-heute.de/teneriffa-r...). Das Programm mit weiteren Informationen und die Anmeldeunterlagen gibt es bei: BBV Touristik GmbH, Max-Joseph-Str. 7a, 80333 München, 089/55873-653, Fax 089/55873-660. E-Mail: info@bbv-touristik.de.
Carsten Brüggemann – LW 29/2024