2016 | Zur Sache | LW HEUTE

Symbol Glyphosat

Mitte Mai steht voraussichtlich die Entscheidung über die Neuzulassung von Glyphosat an. Das Herbizid ist zum Symbol für den chemischen Pflanzenschutz geworden, an dem sich viele Gruppierungen und grüne Politiker reiben. Sie haben die seit einigen Jahren laufende Diskussion in den vergangenen Wochen zugespitzt. Es wurden Gutachten von (Pseudo-) Instituten in Umlauf gebracht, die das Herbizid in Bier, Urin oder (vermeintlich) in Muttermilch nachgewiesen haben und daraus eine Gesundheitsgefährdung interpretierten. Auch wenn das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dann kurz nach der Veröffentlichung eine seriöse Einordnung nachlieferte und darstellte, dass die gemessenen Werte vielhundert- oder tausendfach unter denen liegen, die Forscher von Bundesinstituten oder der Weltgesundheitsorganisation als unbedenklich einstufen, ist die Bevölkerung verständlicherweise verunsichert. Der Druck auf die Politik ist entsprechend gestiegen.

Schon bei der letzten Ausschusssitzung Anfang März hätte eine Entscheidung fallen können. Sie wurde allerdings nicht zur Abstimmung gestellt, weil viele Mitgliedstaaten diesen Schritt für „verfrüht“ hielten. Angesichts von jahrzehntelangen Einsatzerfahrungen mit dem Mittel, den tausenden empirischen Studien und dem Attest der zuständigen Behörden Efsa und BfR über die Unbedenklichkeit des Mittels ist das sehr fragwürdig. Man muss besorgt nach Brüssel schauen, ob dort nach wissenschaftlichen Maßstäben oder nach den lautesten Kampagnen entschieden wird.

In Deutschland waren sich das Umwelt- und das Bundeslandwirtschaftsministerium bislang noch nicht einig. Im Grunde gibt es aber eine Zustimmung: Im Februar hat die große Koalition im Bundestag einen Antrag der Grünen gegen eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung fast einmütig abgelehnt. Die Grünen schaden derweil dem Ansehen von seriösen Institutionen wie dem BfR, das unter der grünen Ministerin Künast eingerichtet wurde. Dass dies sehr gefährlich ist, weil der Bürger irgendwann überhaupt keiner staatlichen Einrichtung mehr Glauben schenkt, ist ihnen offensichtlich egal.

Cornelius Mohr – LW 15/2016