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Testmobil kommt auf den Hof

Sicherheit für Saisonarbeitskräfte – was ist möglich?

Wer Arbeitgeber ist, sorgt sich seit einem Jahr nicht nur um die eigene Gesundheit, sondern noch viel mehr um die Gesundheit seiner Mitarbeiter im Betrieb. Besonders auf den Sonderkulturbetrieben ist die Zahl der Mitarbeiter über den Sommer oft hoch. Mit Desinfektionsmittel, Masken, Hygienekonzepten, ZWZA, Schulungen für Corona-Tests und Telefonaten mit dem Gesundheitsamt wappnen sich die Betriebe. Das Corona-Mobil Leiningerland von Andreas Blatner aus Mertesheim ist eine willkommene Hilfe für die Betriebe.

Schnelltest vor dem Corona-Mobil an einer vor fünf Tagen aus Rumänien eingereisten Saisonarbeitskraft. Foto: Setzepfand
Rebecca Funck und Alexander Seiler vom Erdbeerland Funck in Eisenberg sind froh über das Corona-Mobil, das in diesen unsicheren Zeiten ein bisschen Gewissheit bringt. Foto: Setzepfand

Der 42-jährige Andreas Blatner ist seit 22 Jahren Notfallsanitäter beim Arbeiter-Samariter-Bund in Grünstadt. Seit Januar 2021 betreibt er nebenher noch das Corona-Mobil, mit dem er zu Kitas, Schulen, Ämtern und eben auch auf Höfe fährt, um den Menschen Sicherheit zu bringen. „So auch einem älteren Ehepaar, das verzweifelt auf der Suche war nach einem zuverlässigen Schnelltest und bereits mehrfach abgewiesen wurde. Ich habe sie getestet und sie bedankten sich sehr, da sie nun ihr neugeborenes Enkelkind sehen durften. Das baut auf“, sagt Blatner.

Schnelltest, um Mitarbeiter aus der Quarantäne zu holen

Beim Treff von Blatner auf dem Hof von Rebecca Funck in Eisenberg werden zwei Mitarbeiterinnen aus Rumänien getestet. „Ich möchte sie freitesten“, sagt Funck, um die Arbeitsquarantäne zu verkürzen. Blatner verwendet ausschließlich Schnelltests der Firma Roche und vertraut diesen bei richtiger Anwendung.

Die Mitarbeiterinnen sind negativ und dürfen somit ab dem kommenden Tag aus der Quarantäne und in ihre Kleingruppe, in der sie zusammen wohnen und zusammen arbeiten (ZWZA). „Wäre nun eine der Mitarbeiterinnen positiv getestet worden, dann muss ein PCR-Test durchgeführt werden, um das Ergebnis zu verifizieren“, bemerkt Blatner. Ist auch der PCR-Test positiv, muss die Corona-Infizierte an das Gesundheitsamt gemeldet werden. Dies macht die Arztpraxis, die den PCR-Test durchführt. Die Mitarbeiterin muss dann 14 Tage in Quarantäne. Auch die zweite Mitarbeiterin, die mit ihr angereist ist, muss dann weiterhin in Quarantäne bleiben, um in einigen Tagen erneut getestet zu werden. Da ein Ausbruch bei dieser Person später erfolgen kann.

Ein Test auf dem Hof kostet 37 Euro. Dafür müssen die Saisonarbeitskräfte nicht zu einem Testzentrum gefahren werden, bei dem sie unter Umständen abgewiesen werden können. Denn auf der Corona-Homepage des Landes Rheinland-Pfalz steht, dass in Testzentren alle Bürger kostenfreie Schnelltests durchführen lassen können. Es ist keine Differenzierung nach Wohnort vorzunehmen. Personen müssen darlegen, dass sie ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort in Deutschland haben. Auch in Hessen hat jede Hessin und jeder Hesse Anspruch einmal in der Woche kostenfrei getestet zu werden, wenn er keine Symptome zeigt. Dann kann das nächste Testzentrum unter www.corona-test-hessen.de gefunden werden. Wer Symptome zeigt, sollte bei den PCR-Testzentren der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen vorstellig werden. Sie betreibt seit Mitte März zwei Corona-Mobile jedoch für Schulen und Kitas.

Blatner hat im Anschluss einen weiteren Termin auf einem Spargelbetrieb in der Vorderpfalz. Bis Schifferstadt fährt das Corona-Mobil aus dem Leiningerland von Blatner. Damit dies rechtlich korrekt ist, hat er sich mit seinem Hygienekonzept beim jeweiligen Gesundheitsamt des Landkreises vorgestellt, um die Erlaubnis zu erhalten. In das Mobil darf keine Person außer Blatner. Die Tests werden immer im Freien durchgeführt. „In einer Stunde kann ich 60 Peronen testen“, bemerkt Blatner. Lange Schlangen vor dem Conona-Mobil gibt es nicht, „es ist alles gut durchorganisiert. Die Leute, die ich testen muss, erhalten genaue Anweisungen, wann sie vor dem Mobil aufzutauchen haben.“

Auf die Frage, wie die Tests effektiver werden könnten, weiß Blatner sofort eine Antwort: „Eine große Erleichterung wäre die Digitalisierung meiner Formulare. Oder von der Regierung, eine einheitliche App, wie die Luca APP für Testzentren, um die getesteten Personen, negativ validieren zu können.“

„Wir sind froh, dass wir hier eine Arbeit abgenommen bekommen“, sagt Rebecca Funck. Die Folgen habe man ja dann eh zu tragen: Wie separate Zimmer zuweisen, komplette Versorgung der Person oder gar ärztliche Betreuung gewährleisten, falls ein Test positiv ist.

Derzeit sind rund 50 Saisonarbeitskräfte auf dem Hof Funck, der neben 220 ha Ackerbau, 30 ha Spargel und 35 ha Erdbeeren anbaut. Mit der beginnenden Spargelsaison haben diese alle Hände voll zu tun. In diesem Jahr sei es wesentlich einfacher, mit der Situation zurechtzukommen, als im vergangenen Jahr. Die offenen Grenzen erleichterten den Mitarbeitern die Anreise. Alle Mitarbeiter seien gebrieft und halten sich an die Maskenpflichtverordnung, Abstandsregeln und Desinfektionsanweisungen. Letztlich sei alles eine Organisations- und Kooperationssache.

Gemeinsam daran arbeiten, die Corona-Regeln einzuhalten

„Nur gemeinsam schaffen wir es, die Regelungen einzuhalten“, betont Funck. Grundsätzlich seien alle angehalten, in kleinen Autos anzureisen oder in Gruppen, um gruppenweise arbeiten zu können. Das erweist sich als nicht einfach, denn wer mit wem anreise, könne der Betrieb nicht immer beeinflussen. Es sei schwierig, den Mitarbeitern mitzuteilen, dass es wichtig ist, dass die ganze Arbeitsgruppe zusammen ankommt, da die Gruppe erst aus der Quarantäne entlassen werde, wenn der letzte Mitarbeiter der Gruppe nach fünf Tagen freigetestet wurde.

Weiterhin sei es schwierig gewesen, die Mitarbeiter den Kohorten, den kleinen Arbeitsgruppen, zuzuteilen, da viele Freundschafts- und Familienbeziehungen bestehen und diese Leute zusammenwohnen wollen. Die Mitarbeiter der verschiedenen Kohorten dürfen jedoch untereinander keinen Kontakt haben um eine eventuelle Ausbreitung des Virus zu vermeiden, falls eine Person positiv getestet werden sollte. Dies bedeutet für den Betrieb teilweise eine Umstrukturierung beziehungsweise Neubesetzung von Arbeitsplätzen und Umschulungen der Mitarbeiter, sodass sie gemeinsam zusammen wohnen und zusammen arbeiten können. „Wir haben viel im Winter vor-organisiert und mit den Mitarbeitern geredet, dass wir für die Saison gerüstet sind“, bemerkt Funck. Auch wurden Investitionen in neue Duschanlagen, Toiletten und Küchen getätigt, um die Gruppen so klein wie möglich zu koordinieren und Begegnungen zu vermeiden. Auch mehrere zusätzliche Miet- und Sanitärcontainer wurden angeschafft, um alles zu entzerren. Schnelltests, Masken und Desinfektionsmittel, Handschuhe und weitere benötigte Utensilien werden vom Betrieb gestellt und zudem wurde eine weitere Mitarbeiterin angestellt, die sich um die Aufklärung und die Einhaltung der Maßnahmen kümmert. „Diese Kosten summieren sich und müssen erst wieder erwirtschaftet werden. Doch das Vertrauen unserer Mitarbeiter und unserer Kunden ist uns wichtig“, fasst Funck zusammen.

zep – LW 14/2021