RAGT Saaten Deutschland GmbH und Strube GmbH wachsen zusammen: Zum 1. Juli 2026 werden beide Unternehmen in Deutschland unter der Marke RAGT auftreten. Damit verabschiedet sich die traditionsreiche Marke Strube vom Markt – die bewährten Produkte, der gewohnte Service und vor allem die persönliche Beratung zu Zuckerrübe und Weizen bleiben laut Firmenangaben den Landwirtinnen und Landwirten in vollem Umfang erhalten.
Wie beide Unternehmen anlässlich einer Pressekonferenz Ende August mitteilten, werden die erfahrenen Außendienstmitarbeiter von Strube vollständig in das Team von RAGT integriert. So könne RAGT entlang der verschiedensten Fruchtfolgen beraten und als starker Partner an der Seite der deutschen Landwirtschaft stehen.
Alle Mitarbeiter werden übernommen
Mit über 350 Mitarbeitenden deutschlandweit und mehr als 100 Expertinnen und Experten auf fünf Zuchtstationen investiert RAGT kontinuierlich in die Entwicklung neuer, leistungsfähiger Sorten. „Der Zusammenschluss mit Strube ist für uns eine logische Weiterentwicklung“, erläutert Andreas Albersmeier, Geschäftsführer von RAGT Deutschland und seit dem 1. Juli 2025 auch Geschäftsführer von Strube D&S.
Dieser Schritt bedeute sowohl Kontinuität als auch Aufbruch für beide Parnter. Wie am Stammsitz von Strube in Schlanstedt zu erfahren war, befand man sich dort seit längerem in finanziell schwierigem Fahrwasser und sehe nun die Chance, die Züchtungsarbeit zukunftsorientiert fortzuführen.
Zuckerrübenzüchtung mit neuesten Technologien
Die Zuckerrübe werde nun auch bei RAGT eine bedeutende Rolle einnehmen, sagte Albersmeier. Weitere Investitionen und Schwerpunktsetzungen sollen den Züchtern die weitere Transformation hin zur datenbasierten Züchtung ermöglichen. Dazu werden neueste Methoden und Technologien der drohnenbasierten Hochdurchsatz-Phänotypisierung, der Genomischen Selektion und die Entwicklung von NBT (New Breeding Technologies) in die Abläufe integriert.
„Das vorhandene genetische Material bietet bereits alle gewünschten Eigenschaften. Wir Züchter werden diese in Zukunft noch besser und vor allem schneller bearbeiten können“, sagte Dr. Michael Stange, Leiter der Zuckerrübenzüchter bei Strube D&S. „In der Entwicklung und Umsetzung der Züchtungsstrategie bietet uns die Übernahme durch RAGT die Möglichkeit, auf das Know-how und die Infrastruktur eines sehr großen Forscher-Teams mit großen Kapazitäten zuzugreifen“, so Dr. Stange.
Im Zuckerrüben-Portfolio sind bereits jetzt neben den aktuellen Cercospora- und Nematoden-toleranten Sorten die ersten SBR/Stolbur-toleranten Sorten Chevrolet (NTCR) und Michelangelo (CR) sowie die Vergilbungsvirus-tolerante Sorte ST Yellowstone zu finden.
Weizenangebot nun vollumfänglich
Mit RGT Reform und RGT Planet lieferten die Getreidezuchtprogramme von RAGT schon zwei Spitzensorten für den deutschen Markt. Das Getreideportfolio umfasst laut Christian Rommelmann, RAGT-Produktmanager Getreide und Soja, alle bedeutenden Arten: von Winterweizen über Durum, Triticale, Winter- und Sommergerste bis hin zu Hafer.
„Durch die Übernahme von Strube bereichern ab dem kommenden Jahr die Söllinger Weizenzuchtprogramme für Sommer- und Wechselweizen unser Portfolio“, so Rommelmann. Dadurch werde das traditionell starke Backweizenprogramm von RAGT um die guten E-Qualitäten von Strube erweitert – wie beispielsweise die bekannte Sorte Pobticus.
Um die Vermarktbarkeit der Ernte zu gewährleisten, sind Sorten nötig, die auch bei sinkendem Stickstoffangebot den Bedarf im Markt decken können. „Als erfolgreicher Pflanzenzüchter stellen wir uns dieser Herausforderung und arbeiten daran, den Spagat zwischen guten Backeigenschaften und passender Proteinausstattung zu meistern“, stellte Henning Alvermann, Leiter Vertrieb & Marketing Getreide und Soja bei RAGT Saaten dar.
Neben Weizen und Gerste aus dem Hause RAGT, die bereits länger fester Bestandteil der Sortenportfolios des Handels seien, ergänzten zukünftig die Triticalesorten RGT Comebac und RGT Zigzac das Portfolio.
Körnermais: unterschätzt und facettenreich
Laut Mara-Tabea Hiller, Produktmanagerin Mais bei RAGT Saaten, zeigt sich Körnermais als wertvolle Ergänzung in der Fruchtfolge: „Als Humusmehrer verbessert er nachhaltig die Bodenfruchtbarkeit und das Wasserspeichervermögen des Bodens. Zudem kann er helfen, typischen Krankheiten, Schädlingen und Ungräsern in Raps und Getreide entgegenzuwirken.“ Auch hinsichtlich Effizienz habe er viel zu bieten: Als C4-Pflanze nutzt er Wasser, Wärme und auch Stickstoff effizienter als viele andere Kulturen, stellte Hiller klar.
Eine große Herausforderung waren bislang die Trocknungskosten, die Körnermais gegenüber Getreide wirtschaftlich benachteiligten. Hier gebe es verschiedene Lösungsansätze, wie beispielsweise die Flächenförderung im Zuge der Anbaudiversifikation oder die Nutzung als Feuchtkornmaisschrot in der Fütterung.
Durch neue, angepasste und leistungsstarke Sorten im frühen und mittelfrühen Segment könne der Körnermaisanbau eine attraktive Ergänzung in der Fruchtfolge sein. „Duch die breite Sortenvielfalt – von Zahnmais bis Hartmais und vom reinen Körnermais bis zum flexiblen Mehrnutzer – kann für jeden Standort die passende Sorte gefunden werden“, so die Produktmanagerin Mais. RAGT betreibe dafür ein eigenes Versuchsnetzwerk, in dem die neuste Genetik deutschlandweit geprüft wird, um die Beratung bedarfs- und standortgerecht zu optimieren.
pm/KB – LW 37/2025