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Trotz geringem Anbau umfangreiche Zuchtarbeit

LSV Triticale – Ergebnis und Empfehlungen 2017

Landläufig gilt Triticale als gesunde Kultur. Doch in den letzten Jahren waren die Anbaujahre durch einen massiven Krankheitsbefall, überwiegend durch Gelbrost, aber auch Mehltau, geprägt. Betroffen waren davon vor allem ältere, bis dato anbaustarke Sorten wie beispielsweise Grenado, KWS Aveo, Silverado und SU Agendus. Diese Sorten wurden mittlerweile aber in den Landessortenversuchen durch Neuzulassungen ersetzt.

Triticale, insbesondere die langstrohigen Sorten, kann durch seine intensive Bestockung und vegetative Entwicklung Unkraut und Ungräser recht gut unterdrücken.

Seit Jahren bewegt sich die Hessische Anbaufläche um die 18 000 ha. Damit kommt Triticale, im Vergleich zu den anderen Wintergetreidearten und ähnlich Winterroggen im Konsumanbau, weiterhin nicht über die Bedeutung einer Nischenkultur hinaus. Dennoch ist es umso erfreulicher, dass es über die Jahre gesehen kontinuierlich zu einer nicht unerheblichen Zahl von Neuzulassungen gekommen ist, und dieser Trend anscheinend durchaus auch weiter fortbestand geniest. Daraus lässt sich schließen, dass Triticale dennoch für Züchterhäuser interessant zu sein scheint. Das lässt sich auch an der Tatsache ablesen, dass vor drei Jahren mit HYT Gamma erstmals eine Hybride unter den Triticalesorten zugelassen wurde und man sich auch auf diesem Gebiet erfolgreich bei der Triticale auseinander setzt.

Schwieriger Vegetationsverlauf

Der Gesamte Vegetationsverlauf war durch ungünstige klimatische Begleiterscheinungen schwierig, was sich auf den ersten Blick am insgesamt schlechtesten Versuchsergebnis der letzten drei Jahre (Tabelle 1) ablesen lässt. Bereits bei der Aussaat herrschten durch Hitze und Trockenheit des Spätsommers 2016 erschwerte Bedingungen. Dennoch liefen die Versuche auf allen drei Versuchsstandorten relativ gut und gleichmäßig auf.

Ein trockenes Frühjahr, ein extrem trockener und heißer Frühsommer, eine nasse und immer wieder unterbrochene Erntephase mit großen Ertragsschwankungen, von gut bis miserabel und eine mit zunehmender Erntedauer rapide verfallende Qualität bis hin zu deutlichem Auswuchs kennzeichnen die diesjährige Triticale-Ernte. Außergewöhnlich waren das Niederschlagsdefizit und die deutlich erhöhten Nmin-Werte, mit denen die Vegetation begann. Die ungewöhnlich warmen und recht trockenen Monate Februar und März (in der letzten Februarwoche und der ersten Märzwoche fielen mit lediglich mit 30 mm und 40 mm lediglich 70 Prozent der üblichen Niederschlagsmengen) führten zu einem zügigen und starken Wachstum, was in einem etwa einwöchigen Wachstumsvorsprung mündeten.

Witterung erschwerte Wachstumsregler-Einsatz

Zu dieser Zeit entwickelte sich ein relativ geringer Befall mit Mehltau in den anfälligen Sorten, der sich infolge der wieder einsetzenden Trockenheit aber nicht weiter entwickelte. Zu ersten Problemen kam es Witterungsbedingt ab dem ersten April-Drittel. Dieser Abschnitt war durch eine sehr trockene und Kühle Phase geprägt, mit mehreren Frostnächten zur Mitte des Monats. Die zu diesem Zeitpunkt notwendigen Wachstumsreglermaßnahmen gestalteten sich sehr schwierig und sollten nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen. Ferner kam es zu diesem Zeitpunkt erneut zu vereinzelten Gelbrostinfektionen in den anfälligen Sorten wie beispielsweise KWS Aveo, SU Agendus oder Rhenio. Doch wiedererwarten entwickelte sich dieser erstbefall nicht entsprechend weiter.

Die Monate Mai und Juni waren sehr trocken und heiß. Vor allem im Monat Mai kam es dabei zu mehreren Wetterstörungen, oftmals in Begleitung von Sturm, vereinzelt auch Hagel. Der Monat Juni und der Beginn des Monats Juli waren dann von Trockenheit und übermäßiger Hitze mit Temperaturen bis zu 39 °C geprägt. In dieser Phase der Vegetation kam es in den anfälligen Sorten beispielsweise Securo und Lombardo zu einem Auftreten von Braunrost mit einer sehr Rasanten Zunahme in kurzer Zeit. Vor allem hierdurch kann der Mehrertrag von durchschnittlich 76,5 dt/ha auf 83,5 dt/ha abgeleitet werden (Tabelle 1). Aber auch eine Vermeidung von Lager durch die angepassten Wachstumsregler-Maßnahmen in der Intensitätsstufe 2 spiegel sich hierin wieder.

Erst Hitze und Notreife dann Nässe und Auswuchs

Die Trockenheit gepaart mit Hitze führte zu Problemen in bei der Kornbildung und zu einer beschleunigten und physiologisch unvollständigen Abreife. Es ist bekannt, dass es unter diesen Umständen durchaus zu einer nur schwachen Entwicklung der Keimruhe und damit auch veringerter Fallzahl-Stabilität kommen kann. Starke Wechsel von hohen zu niedrigen Temperaturen in Verbindung mit Feuchtigkeit führten dann dazu, dass diese Keimruhe schnell wieder nachließ. Letztendlich führte diese Extremwitterung dazu, dass die Bestände bereits Mitte Juli durch Notreife Erntereif waren. Kurz nach Erntebeginn behinderten just ab diesem Zeitpunkt erneute Wetterstörungen mit zum Teil ergiebigen Niederschlägen die Erntearbeiten immer wieder, fortgesetzt bis in den Monat August. Zunehmendes Lager, immer weiter sinkende Fallzahlen und beginnender Auswuchs trübten, neben auch ernüchternden Ertragsergebnissen, das Ernteergebnis zusehends. Auch in den Hessischen Versuchen haben diese Wetterextreme ihre Spuren hinterlassen. So konnte auf dem Standort Butzbach Nieder-Weisel durch starkes Lager, verstärktem Auswuchs und feuchten Standortbedingungen der Versuch nicht beerntet werden; und auf dem Standort Korbach kam es durch die beschriebenen Witterungs- und Vegetationsereignisse zu so hohen Streuungen in den Parzellenergebnissen, dass letztendlich der Versuch auf diesem Standort nicht in die gesamthessische Auswertung mit aufgenommen werden konnte.

Mehrjährige LSV als Basis für Empfehlungen

Die diesjährigen Ereignisse in den Triticale-Sortenversuchen haben damit einmal mehr deutlich aufgezeigt, wie wichtig eine mehrjährige Betrachtung und Beurteilung über mehrere Standorte ist, um zu sicheren Beurteilungen und auch Empfehlungen zu kommen. Dies belegt eindrucksvoll, dass aus einjährigen Versuchsergebnissen von eventuell nur einem Standort keine Sortenentscheidungen abgeleitet werden sollten. Den offiziellen Versuchsanstellern der Bundesländer bietet sich hierbei der Vorteil, durch Ergebnisse von vergleichbaren Boden-Klimaräumen in anderen Regionen zur Auswertung auf diese zurückzugreifen und damit die Aussagekraft zu erhöhen und abzusichern. Der Landessortenversuch zu Triticale wird in zwei Teilsortimenten, nach kurzstrohigen und langstrohigen Sorten, angelegt, so dass eine gegenseitige Beeinträchtigung durch die Strohlänge ausgeschlossen werden kann. Ertraglich sind in beiden Gruppen Spitzensorten zu finden. Spitzensorte in diesem Jahr war erneut die etwas kompaktere Sorte Lombardo.

Die Prüfung erfolgt in zwei Anbauintensitäten. In Stufe 1 werden Gesundheit und Lageranfälligkeit der Sorten überprüft. Daher erfolgt bei normaler Stickstoffdüngung ein reduzierter Wachstumsreglereinsatz bei einem völligen Verzicht auf Fungiziden. In Stufe 2 erfolgt die Prüfung praxisüblich unter Verwendung möglichst an den Standort und die Jahreszeit angepassten Wachsregulierungs- und Fungizid-Maßnahmen. Hiermit soll das mögliche Ertragsvermögen der jeweiligen Sorten abgeprüft werden. Die Ertragsergebnisse für die Jahre 2015 bis 2017 sind in Tabelle 1 zu finden. Durch eine Sortimentsbereinigung in den letzten Jahren sind altbekannte, aber oftmals sehr krankheitsanfällige Sorten wie KWS Adverdo, SU Agendus, Grenado oder Silverado zum Opfer gefallen. Barolo und Lombardo als nun dreijährig geprüfte Sorten sind aufgrund der bislang gezeigten Ertragsleistungen die Messlatte für neue Sorten. Die Sorten Robinson und Temuco wurden in diesem Jahr erstmals geprüft.

Den ganzen Beitrag können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen. Rainer Cloos, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Beratungsstelle Friedberg – LW 35/2017