2016 | Zur Sache | LW HEUTE

Verantwortung für Natur und Artenvielfalt

Die Vielfalt der Lebensräume, auf die viele Tier- und Pflanzenarten angewiesen sind, ist in unseren Breiten erst durch die Bewirtschaftung der Flächen entstanden. Zusätzliche Spezies sind dadurch eingewandert. Ließe man der Natur freien Lauf, so gäbe es keine Wiesen und Äcker mehr, sondern es würden sich, wie ursprünglich, Wälder etablieren, die „nur“ ein spezifisches Spektrum an Arten aufweisen.

Die bestehenden Lebensräume brauchen deshalb eine mehr oder weniger intensive Bearbeitung. Die Landwirte tun dies als Dreingabe zur Nahrungsmittelproduktion, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Wird mit der Erzeugung von Lebensmitteln kein Geld mehr verdient, wie in der derzeitigen Agrarmarktkrise, ist irgendwann auch die Bewirtschaftung der Flächen gefährdet. Dies muss denjenigen klar sein, die über den Eingriff der Landwirtschaft in die Natur klagen, der aber nun einmal für die Erzeugung von Lebensmitteln nicht zu vermeiden ist.

Landwirte sind sich ihrer Verantwortung gegenüber der Natur bewusst, von der sie ja gleichzeitig profitieren. Sie tun schon viel für den Erhalt der Biodiversität, in Eigenregie oder im Rahmen von geförderten Naturschutzmaßnahmen. Dies darf die Betriebe allerdings nicht überstrapazieren. Mehr könnte getan werden, wenn die Politik noch abgestimmter wäre: So könnten Maßnahmen im Rahmen des Greenings und der ökologischen Vorrangflächen einen noch größeren Beitrag liefern, wenn es beispielsweise einen höheren Gewichtungsfaktor für die Anlage von Blühstreifen gäbe oder die Bestimmungen für die Anlage von streifenförmigen Elementen vereinfacht beziehungsweise vereinheitlicht würden, um die Gefahr einer falschen Abmessung und von Sanktionen zu minimieren. Darüber hinaus ist das EU-Recht, wonach Brachflächen nach fünf Jahren als Grünland eingestuft werden, für die Motivation, die Etablierung eines Lebensraums zu ermöglichen, hinderlich. Und auch die politische Diskussion um Glyphosat hat hier Relevanz, weil die konservierende Bodenbearbeitung, für die das Mittel ein wichtiges Element ist, viele Vorteile für die Biodiversität hat.

 – LW 25/2016