An der Frage nach einer sinnvollen Nährwertkennzeichnung arbeiten Politik und Wirtschaft schon seit Jahren. Um sich auf eine Kennzeichnung zu einigen, damit sich die Verbraucher beim Einkauf über die Nährwertzusammensetzung von Lebensmitteln ein Bild machen können und ihnen diese Bewertung hilft, sich gesundheitsbewusst zu ernähren, müssen viele Aspekte und Interessen berücksichtigt werden. Entsprechend wird darüber, gefühlt schon ewig, kontrovers diskutiert. Während Verbraucherschutzverbände hierzulande seit Langem für ein Ampelsystem plädieren, gibt es in einigen EU-Ländern das farbige Nutri-Score-Label (siehe LW-Ausgabe 4/2019, S. 4) sowie viele weitere Label in der EU, die sich untereinander nicht vergleichen lassen und somit die Verbraucher verwirren können. Bei den Ampelmodellen ist zudem zu beanstanden, dass man Lebensmittel nicht in gut und schlecht unterteilen kann.
Geht es nach Bund und Ländern, soll es nun zum Jahresende eine einheitliche Kennzeichnung geben (siehe S. 5). Statt klein gedruckt auf der Rückseite von Verpackungen soll das Label auf der Vorderseite abgedruckt werden. Ein Vorschlag eines derartigen Front-of-Pack-Nährwertkennzeichnungsmodells hat jetzt das Max-Rubner-Institut (MRI) im Auftrag vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgestellt. Es ist sechseckig aufgebaut, besteht aus einer Gesamtbewertung mit einer fünfstufigen Sterne-Bewertung, einer farblichen Darstellung zu Angaben der wichtigsten Inhaltsstoffe und basiert auf dem Nutri-Score-Algorithmus. Das klingt kompliziert, soll aber ohne zusätzliche Erläuterung leicht nachvollziehbar sein. Ob dies auch so ist, will das Ministerium im Sommer in einer Verbraucherbefragung herausfinden. Vier bis fünf ausgewählte Kennzeichnungssysteme werden dabei zur Auswahl stehen, darunter das MRI-Modell und das Nutri-Score-Label. Das Ergebnis soll der EU im Herbst zur Notifizierung vorgelegt werden. Bei diesem Ablauf geht zwar wieder viel Zeit ins Land, aber so weit war man bislang noch nie. Wenn dann endlich ein wissenschaftlich fundiertes und vom Verbraucher gewünschtes Label dabei herauskommt, ist das begrüßenswert. Verständliche Signale auf Lebensmittelverpackungen sind schließlich Einkaufshilfen, die der Gesundheit zugutekommen.
Stephanie Lehmkühler – LW 22/2019