Sonderveröffentlichung | LW HEUTE

Viel Kuhkomfort für fitte und langlebige Kühe

Tag der offenen Tür im Betrieb Caspar in Kirtorf

Die GbR Caspar in Kirtorf-Heimertshausen stellt als leidenschaftlicher Milchviehhaltungs- und Zuchtbetrieb am Sonntag, dem 28. Mai von 10 bis 16 Uhr ihren neuen Kuhstall der Öffentlichkeit und dem interessierten Fachpublikum vor.

Familie Caspar und ihre Mitarbeiter ziehen an einem Strang: vorne (v.l.) Henning Caspar mit Baby Charlotte, Nadja Caspar, Marlene Caspar (2. Kind, mit Hund), Inge Caspar, Karl Caspar. Hintere Reihe: Karl Marciniszyn, Jens Schierholz, Volker Schneider, Jan Martin, Leon Schäfer, Marlon Ebert. Foto: Langstruth
Einen Milchviehstall mit viel Kuhkomfort hat die Caspar GbR in Kirtorf-Heimertshausen errichtet. Der Stall wird bei einem Tag der offenen Tür am 28. Mai der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Milchlagerung erfolgt in einem Außensilotank.Foto: Langhuth

Bereits 1979 hat die Familie Caspar mit der Aussiedlung der Milchviehhaltung (damals 34 Kühe) und dem damit verbundenen Bau eines Boxenlaufstalles für 60 Kühe plus Nachzucht den Grundstein für eine tiergerechte Haltung gelegt. Die Betriebsphilosophie, dass Kühe, die sich wohlfühlen auch das entsprechende Leistungspotenzial für einen erfolgreichen Betrieb sind, ging auf. Es folgten 1980 der Wohnhausbau mit Maschinenhalle und in den Folgejahren eine stetige Erweiterung des Milchviehbestandes. Da man sich erfolgreich der Zucht widmet, wird bis heute die komplette Nachzucht auf dem Betrieb Caspar gehalten.

Melkzeiten wurden zu lang

Mit dem Doppel 6er FGM aus dem Jahr 1990, ist man dann jedoch (trotz Abnahmeautomatik und Milchmengenmessung) bei mittlerweile 141 Kühen an die Grenzen der Belastbarkeit für Mensch, Tier und Technik gestoßen. Mit einem Zeitbedarf von jeweils vier Stunden pro Melkzeit, war allein für diese Tätigkeit das übliche Arbeitspotenzial eines Angestellten ausgeschöpft, ohne dass die Tiere gefüttert und gemistet waren, von der Außenwirtschaft und den Wochenenden ganz zu schweigen.

Mehr Tierwohl und bessere Arbeitsbedingungen

Dem Entschluss für einen Stallneubau für mehr Tierwohl und bessere Arbeitsbedingungen für die Menschen standen zwei große Hindernisse im Weg. Zum einen war es nicht einfach, das passende Melksystem zu finden, insbesondere zu einem Zeitpunkt als die AMS (automatischen Melksysteme) als die Technik der Zukunft propagiert wurden. Zum anderen war man, trotz der Aussiedlung als Landauffangbetrieb, durch die stetige Erweiterung des Betriebes topografisch an die Grenzen des Machbaren gestoßen.

Mit einem Side-by-Side-Melkstand in die Zukunft

Die Familie Caspar hat sich, nach vielen Besichtigungen und Planentwürfen für einen 2x16 Side-by-Side-Melkstand der Firma Gea mit Einzelindex entschieden. Der Melkstand ist mit dem „Cow Scout“-System und einer „Backflush-Zwischendesinfektion“ ausgestattet. Letzteres, eine Zwischendesinfektion nach jeder Kuh, mit anschließender automatischer Reinigung, möchte der Betriebsleiter Henning Caspar nicht mehr missen. Die Milchlagerung erfolgt in einem Außensilotank. Die Entscheidung für einen Side-by-Side-Melkstand war definitiv für den Betrieb Caspar die richtige Wahl. „Rinder anzumelken ist jetzt ein Traum, kein Tier schlägt mehr das Melkzeug ab“, da ist sich die komplette Familie einig. Gemolken wird im Zwölf-Stunden-Rhythmus – um 4.30 Uhr morgens und um 16.30 Uhr abends. Trotz der höheren Kuhzahl haben sich die Melkzeiten auf aktuell 2,5 h (mit zwei Arbeitskräften) reduziert. Bei einem Durchsatz von 120 Kühen pro Stunde konnte auch die Wartezeit für die Kühe erheblich reduziert werden. Gearbeitet wird im Acht-Stunden- Schichtbetrieb, was die Arbeitsbedingungen für die Betriebsleiter und Angestellten erheblich verbessert hat. Insgesamt hat die Familie Caspar mit ihrem Betrieb vier Fremdarbeitsplätze geschaffen.

Selektion erfolgt automatisch

Das separate Melkhaus ist über eine Selektion mit dem „Wohlfühlstall“ verbunden. Auch diese möchte Henning Caspar nicht mehr missen. Die automatische Selektion ist seiner Meinung nach die Grundlage für eine optimale Betreuung der Tiere. Die Vier-Wege-Selektion ermöglicht die Trennung der Herde in zwei Leistungsgruppen, eine Transitgruppe sowie eine „Behandlungsgruppe“ (zum Beispiel Besamung, Klauen und Nachbetreuung). Die Liegeboxen sind trotz höherem Pflegeaufwand als Tiefboxen mit Einstreu gebaut. Neben einem Auslauf „zum Sonnenbaden“ steht den Tieren ein großer „Wohlfühlbereich“ mit Stroheinstreu zur Verfügung.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Bis Stall und Melkhaus am 27. November 2015 in Betrieb genommen werden konnten mussten, selbst für hessische Verhältnisse, enorme Erd- und Steinmassen bewegt werden, um überhaupt eine bebaubare Fläche zu bekommen. Aufgrund des angrenzenden Hangs hatte der Betrieb Caspar topografisch nur die Möglichkeit, den neuen Stall, einschließlich Melkhaus separat von den vorhandenen Gebäuden auf das angrenzende Geländeplateau zu setzen. Nach Abwägen der Vor- und Nachteile (pro: geringere Erdarbeiten, kontra: Zersiedelung der Landschaft und zusätzliche Erschließung) hat man sich für eine Anbindung des neuen Stalles an die Altgebäude entschieden. Dafür mussten 20 000 m³ Erde und Steine aus dem Hang abgetragen werden. 1 500 Tonnen Schotter wurden an Ort und Stelle geschreddert und gleich wieder in den Unterbau des neuen Gebäudes eingebaut. Geblieben ist eine 9 m hohe Böschung.

Vorhandener Stall für zweite Leistungsgruppe genutzt

Der Vorteil besteht darin, dass der 2007 gebaute vorhandene Kuhstall für die zweite Leistungsgruppe genutzt werden kann und über den Laufhof optimal in das Gesamtkonzept integriert ist. Hinsichtlich der Belüftung wurde die Dachkonstruktion so konzipiert, dass trotz des Hangs ein guter Luftaustausch möglich ist. Zusätzlich wurden Sandwichplatten gegen die Hitze im Sommer verbaut. Die Baumaßnahme ist gemäß der Auflagen der Premiumförderung besonders tiergerecht und wurde im Rahmen des Agrarinvestitionsförderungsprogramms bezuschusst. Der Landrat des Vogelsbergkreises hat sich dafür eingesetzt, dass das Projekt ohne Probleme umgesetzt werden konnte. Die Betreuung der AFP-Fördermaßnahme erfolgte durch das Service-Team Alsfeld und das Architekturbüro Ganß.

Es wird für jeden etwas geboten

Viel Erfolg mit dem neuen Wohfühlkonzept für ihre Kühe und am Tag der offenen Tür die Neugier und den Zuspruch zahlreicher Besucher wünschen die am Bau beteiligten Organisationen und Firmen. Für Spaß und leibliches Wohl ist beim Tag der offenen Tür gesorgt. Neben Kaffee und Kuchen von den Landfrauen sorgen die Feuerwehr und die Jugend für Getränke. Einen Würstchenstand wird es ebenso geben wie einen Repräsentationswagen der Molkerei und einen Verkaufswagen mit Bauernhofeis. Für die Kinder gibt es ein Kuhmobil. Auf das Fachpublikum warten Firmenstände und eine Maschinenausstellung.

Ute Langhuth, STA – LW 20/2017