Mit Vorfreude haben die Winzer in diesen Tagen die Lese begonnen, denn sie erwarten einen vielversprechenden Jahrgang. Erfreulich ist der auffallend gute Gesundheitszustand der Trauben. Die Reife verlief optimal, sodass die Mostgewichte sehr gut sind, bei gleichzeitig angenehmen Säurewerten. Die Weinsäureanteile liegen bei 60 bis 70 Prozent, was die gute Traubenreife belegt und auf einen großen Weinjahrgang hoffen lässt.
Die zunehmend bewölkte Witterung verlangsamt nun die Zuckerproduktion, und die kühlen Nachttemperaturen verzögern den Säureabbau. Es besteht also kein Grund zur Eile, und alles deutet auf einen ruhigen Herbstverlauf hin. 2010 und 2011 war oft die zunehmende Fäulnis entscheidend für den Lesetermin. Dieses Jahr sind es die absinkenden Säurewerte, denn Säuerung ist nicht erlaubt, und eine rechtzeitige Ernte vermeidet späteren Aufwand im Keller. Auch zu hohe Mostgewichte sind nicht immer anzustreben, um alkohollastige Weine zu vermeiden.
Die Winzer erwarten moderate Erträge, die ihre Kontingente wohl nicht ausschöpfen werden. So wird der 2012er gut in den Markt passen, sodass mit stabilen Preisen zu rechnen ist. Das Sorgenkind Dornfelder hat mit 60 Cent/Liter vermutlich seinen Tiefstpreis erreicht und wird sich langsam wieder erholen.
Große Aufmerksamkeit ist dieses Jahr der Stickstoffversorgung der Moste zu schenken, die teilweise deutlich unter dem Mittel der Jahre liegt, gerade bei Müller-Thurgau, Portugieser und Dornfelder. Zum Durchgären wird ein hefeverwertbarer Stickstoffgehalt von mindestens 250 mg/Liter angestrebt. Um Böckser und Gärstockungen zu vermeiden, sollte dem Most also Gärsalz zugegeben werden.
Am besten ist es, möglichst gesundes Lesegut zu verarbeiten und dafür sind die Voraussetzungen in diesem Jahr bisher sehr gut.