Märkte und Preise | LW HEUTE

Vorschau auf die Vieh- und Fleischmärkte

Hoffnung ruht auf Öffnung der Gastronomie

Die Preise für Jungbullen gaben in den vergangenen zwei Monaten um rund 30 Cent/kg nach, Anfang Mai lag der Preis rund 20 Cent/kg unter dem Niveau des Vorjahres. Als Grund für den Preisverfall wird die verhaltene Nachfrage genannt, aufgrund der Schließung der Gastronomie fehlte gerade für Jungbullenfleisch ein sehr wichtiger Absatzkanal. Im Mai präsentierte sich der Markt zuletzt wieder etwas ausgeglichener, zur Monatsmitte ließen sich sogar erste Aufgelder erzielen. Wie es auf diesem und den weiteren Vieh- und Fleischmärkten im Juni aussehen könnte, prognostiziert Dr. Tim Koch, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI).

Die teilweisen Öffnungen der Restaurants dürften in den kommenden Wochen für leichte Impulse bei der Jungbullenfleischnachfrage sorgen. Ent­sprechend könnten im Mai und Juni stabile Preise vorherrschen. Für Unsicherheit sorgt aber das Risiko von Betriebsschließungen durch Corona-Fälle. Sollte es vermehrt dazu kommen, ist auch ein weiterer Preisverfall nicht ausgeschlossen.

Markt für Schlachtkühe stabilisiert sich

Obwohl das Angebot an Schlachtkühen auch weiterhin klein ausfällt, gestaltete sich der Handel ab Mitte März zunehmend schwieriger. Die sehr ruhige Nachfrage bereitete in den vergangenen Wochen immer wieder Probleme und führte zu einem Preisverfall um mehr als 50 Cent/kg in 8 Wochen. Erst Mitte Mai hat sich der Markt langsam gedreht, der Handel gestaltete sich etwas flotter. Selbst kleinere Preisanstiege waren zuletzt wieder umsetzbar. Für Impulse sorgt dabei nicht zuletzt der Öffnung der Gastronomie und Kantinen. Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig diese Impulse tatsächlich sind. Für den Juni erscheinen stabile oder teilweise sogar leicht festere Preise aber durchaus realistisch.

Nutzkälberpreis hat Tiefststand wohl erreicht

Nachdem die Preise für schwarzbunte Nutzkälber bis Anfang März gestiegen sind, kam es seitdem zu einem starken Preisverfall. Mitte Mai erlöste ein männliches Tier nur noch geringfügig mehr als 33 Euro. Damit hat sich der Preis in gerade einmal zwei Monaten mehr als halbiert. Hier macht sich nicht zuletzt die schwierige Situation in den nachgelagerten Stufen bemerkbar, die Mäster agieren sehr vorsichtig und stellen nur begrenzt neue Stallkapazitäten zur Verfügung. Noch ist dabei kaum eine Belebung zu erkennen, mit den steigenden Rinderpreisen erscheint aber auch eine Belebung des Nutzkälberhandels möglich. Die ansonsten im Juni üblichen Preisanstiege sind also auch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen und damit zumindest erste langsame Schritte zur Normalisierung des Marktes. Nach den Preisrückgängen im März hat sich der Markt für Fleckviehkälber zuletzt vergleichsweise stabil präsentiert. Dennoch haben sich die Unsicherheiten in der Branche auch hier bemerkbar gemacht, auf die ansonsten im April üblichen Preisanstiege mussten die Halter in diesem Jahr verzichten. Das zumeist überschaubare Angebot ließ sich aber überwiegend vermarkten und ermöglichte knapp behauptete Preise. Daran dürfte sich auch in den kommenden Wochen wenig ändern. Generell dürften die Stückzahlen klein bleiben, die Handelsaktivitäten lassen ab Mai aber üblicherweise nach. Entsprechend sind preislich durchaus Schwächephasen zu erwarten, selbst im Juni ist von einem insgesamt eher stagnierenden Preisniveau auszugehen.

Schlachtschweine: Handel bleibt unsicher

Das Corona-Virus wirkt sich auch weiterhin stark auf den deutschen Schlachtschweinemarkt aus. Obwohl die angebotenen Mengen durchweg unter dem Niveau des Vorjahres liegen, gestaltet sich die Vermarktung teilweise schwierig. In den vergangenen Wochen bereitete dabei insbesondere der Fleischabsatz Probleme, die Teilstückpreise gaben deutlich nach. Entsprechend haben die Schlachtunternehmen ihre Aktivitäten bereits im April gedrosselt, im Mai kamen nun noch Betriebsschließungen hinzu. Zwar hat sich der Preis zuletzt stabilisiert und selbst kleinere Aufschläge waren zu verzeichnen. Ob diese Entspannung von Dauer ist, bleibt aber unklar. Einerseits bieten die Öffnung der Gastronomie sowie das Grillfleischgeschäft Impulse, andererseits belastet der Wegfall von Volksfesten und anderen Großveranstaltungen den Handel mit Schweinefleisch stark.

Markt für Ferkel stabilisiert sich langsam

Die Schwierigkeiten im Handel mit Schlachtschweinen wirkten sich in den vergangenen Wochen zunehmend auch auf den Ferkelabsatz aus. Viele Mäster stallten nur noch verhalten ein oder hatten schlicht keine freien Kapazitäten. Obwohl die Stückzahlen alles andere als groß sind, gestaltete sich die Vermarktung dementsprechend bis in den Mai hinein stockend. Der Preis gab dementsprechend in nur 2 Monaten um mehr als 20 Euro/Ferkel nach. Erst in der zweiten Maihälfte stabilisierte sich der Markt dann langsam und lässt für Juni auf mindestens stabile Preise hoffen. Selbst eine leicht festere Entwicklung scheint nicht ausgeschlossen, dafür wäre aber anhaltende Impulse vom Schlachtschweinemarkt nötig.

 – LW 22/2020