In Dehausen im Landkreis Waldeck-Frankenberg hat Landwirt Christian Vering in der vergangenen Woche gemeinsam mit den Kreisbauernverbänden Frankenberg und Waldeck zu einem „Tag des offenen Schweinestalls“ eingeladen.
„Wir haben nichts zu verbergen“, lautete die Botschaft der Landwirte. Rund 30 interessierte Verbraucher und ebenso viele Landwirte nutzten die Gelegenheit, sich darüber zu informieren, wie die 330 Sauen und 2 400 Ferkel in den Ställen von Christian Vering gehalten werden. Und sie sahen, dass sie die Tiere auch wirklich wohlfühlen.
Unter dem Motto „Wir machen Euch satt“ fanden in der dritten Januarwoche bundesweit Aktionen zur Aufklärung der Verbraucher über die moderne Landwirtschaft statt. Die Initiatoren der Aktion sind Landwirte, die für eine vorurteilsfreie Betrachtung der modernen Landwirtschaft einstehen. Sie fordern eine sachliche Diskussion, frei von Ideologie.
Die Kreisbauernverbände Waldeck und Frankenberg beteiligten sich mit diesem Aktionstag. Für Interessierte bestand die Möglichkeit, den modernen Schweinestall zu besichtigen und sich vor Ort ein Bild über die Haltung der Tiere zu machen. Auf dem Betrieb von Christian Vering in Diemelstadt-Dehausen konnte man darüber mit den Landwirten diskutieren.
„Wir gehen auch auf kritische Meinungen zu“
„In der Öffentlichkeit herrschen oft falsche Vorstellungen darüber, was in unseren Ställen passiert. Dies wollen wir ändern“, sagte die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Waldeck, Stephanie Wetekam. Ihr Frankenberger Kollege Matthias Eckel fügte hinzu „Unser Informationsangebot richtet sich gezielt an kritische Verbraucher aus der Region und versteht sich als Gegengewicht zur „Wir haben es satt“-Demo in Berlin.“
Beim Besuch der vielen Gäste, von denen viele zum ersten Mal einen Schweinestall betraten, fiel auf, dass sich die Schweine in ihrem Stall sehr ruhig und gelassen verhielten. Die „Vierbeiner“ störten sich kein bisschen an den „Zweibeinern“, welches auf den sachgerechten Umgang in der Haltung der Landwirte ihrer Tieren deutet.
Wehren gegen ein verzerrtes Bild von der Landwirtschaft
Es gibt aber eines, was Karsten Schmal, den neuen Präsidenten des Hessischen Bauernverbands, mehr stört als die derzeit sehr niedrigen Erzeugerpreise. Und das sei eine ungerechtfertigt negative Berichterstattung über die Arbeit der Landwirte. Gemeint seien nicht Berichterstattungen in örtlichen Zeitungen. Deren Mitarbeiter informierten sich regelmäßig über die Situation auf den Betrieben der Region und stellten somit auch ein realistisches Bild von den landwirtschaftlichen Betrieben dar.
Allerdings werde im Fernsehen häufig sehr negativ über die Landwirtschaft berichtet und damit schnell ein ganzer Berufsstand in Misskredit gezogen. Deshalb wehrten sich die Landwirte nun gegen Verunglimpfung und zeigten, dass moderne Tierhaltung artgerecht sei. Man fordere eine sachliche Diskussion, frei von Ideologie. Während in Berlin nach dem Motto „Wir haben es satt“ gegen die moderne Tierhaltung demonstriert werde, wollten die Landwirte dagegenhalten. Bauernpräsident Schmal bekräftigte: „Wir haben gute Technik, gute Ausbildung und gute Haltungsstandards.“
Man habe alle Interessierten zum Tag des offenen Schweinestalls, eingeladen und sich umzuschauen, aber gerade die Bürgerinitiative Korbach, welche häufig die Landwirtschaft kritisiere, habe abgesagt, bedauerte Eckel.
Entwicklung des Betriebes vorgestellt
Unter gründlicher Beachtung der Hygienevorschriften (Anziehen von Einmal-Overall sowie Kunststoff-Überzieher für die Schuhe) konnten sich die Besucher im Stall umsehen, um sich vor Ort einen Eindruck von der modernen Schweinehaltung zu machen. Obwohl die meisten von ihnen im ländlich strukturierten Raum wohnen, betraten zahlreiche Besucher zum ersten Mal einen Schweinestall. Christian Vering führte sie dazu durch die Ställe und erläuterte auch, wie sich sein landwirtschaftlicher Betrieb über die letzten Jahre hinweg von einem Gemischtbetrieb mit Milchkühen, Mastschweinen und Grünland schrittweise zum Ferkelzuchtbetrieb fortentwickelt hat.
Schulten – LW 3/2016