Nach drei Jahren fast frostfreien Wintern boten Dauerfrost und schneebedeckte Waldböden konnten die Waldbauern die Holzerntearbeiten in den Wäldern natur- und bodenschonend durchzuführen. Dies stellte in der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Fulda im Hessischen Waldbesitzerverband dessen Geschäftsführer Christian Raupach in Margretenhaun heraus. Durch die Witterung sei zugleich eine Dezimierung der Waldschädlinge erfolgt.
Bezüglich des in Baden-Württemberg laufenden Kartellverfahrens, in dem man dem Land die Holzvermarktung sowie verschiedene andere Dienstleistungen für kommunale und private Waldbesitzer untersagte, sagte Raupach vor fast 200 Waldbauern, dass es sei nicht klar sei, ob die bestehende Zusammenarbeit zwischen dem Landesbetrieb Hessen-Forst (HF) und der Privat- sowie Kommunalwaldbetreuung zerschlagen werde. Man benötige unbedingt Rechtssicherheit, auch für Hessen-Forst. Jedoch seien die Forstbetriebsgemeinschaften kaum darauf vorbereitet, um diese Aufgaben selbst zu übernehmen. Dies aber sollte geschehen, da es politisch gewollt sei. Außerdem stünden dafür entsprechende Fördermittel bereit. Martin Küthe, Referatsleiter im hessischen Umweltministerium (HMUKLV) für Angelegenheiten des nichtstaatlichen Waldes, sagte, man sei gut aufgestellt, wenn die Kartellentscheidung tatsächlich auf Hessen zukomme. Mit dem neuen hessischen Waldgesetz im Jahr 2016 sowie mit dem damit verbundenen Dienstleistungsvertrag über die forstbetriebliche und forsttechnische Betreuung zwischen Hessen-Forst und Waldbesitzern seien entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen worden, die einem Kartellrechtsverfahren standhielten, so Küthe. Über 4 000 Dienstleistungsverträge wurden laut Lutz Hofheinz vom Landesbetrieb Hessen-Forst zwischen Waldbesitzern und dem Landesbetrieb Hessen-Forst seit dem Vorjahr abgeschlossen. In den Abschlüssen wollten die Waldbesitzer oft ein „All Inclusive-Paket“, welches die forstliche und forsttechnische Betreuung mit der Rohholzbereitstellung, den Leistungen sowie der Verkaufszuordnung zu Holzverkaufsverträgen und Rechnungsstellungen beinhalte. Er bezeichnete Hessen-Forst als einen verlässlichen Partner für den Privatwald. Dies habe sich zuletzt bei den „Abwicklungen“ von großen Mengen von Kalamitätenholz aus den schweren Sturmschäden wie Kyrill und Wiebke etwa bewiesen.
Naturnahe Bewirtschaftung wird infrage gestellt
Raupach ging auf im Gewerbe und in der Wirtschaft vermehrt verwendete Energie verzehrende Baumaterialien ein, welche das Holz mittlerweile verdrängten. Dadurch gingen Märkte verloren. Vor allem aber gebe es ohne Holz keine Nachhaltigkeit im Wald. Er wandte sich gegen weitere Stilllegungen von Waldflächen. Das bewirke nur, dass noch mehr Holzimporte aus Ländern, die ihre Wälder nicht annähernd so naturnah bewirtschaften wie hierzulande, erfolgten.
Mittelständischer Säger will sich im Markt behaupten
„Wie stellt sich ein mittelständischer Sägewerker im Markt auf?“ Darüber sprach Gangolf Hosenfeld vom gleichnamigen Unternehmen in Hosenfeld mit 50 Beschäftigten. Nach einem Großbrand entstand der Betrieb mit einer Einschnittkapazität von jährlich rund 100 000 Festmetern Holz aus Wäldern in der Region neu. Man sei spezialisiert auf die Weiterverarbeitung – unter anderem in der Zimmerei und dem Hobelwerk, besonders bei Lärche-, Douglasie- und Kiefer-Rundholz. Hosenfeld ist eines von fünf leistungsstarken hessischen Sägewerkern. Das Unternehmen bewegt sich in einem speziellen Segment von Nischenprodukten, erläuterte er. Seit dem Jahr 2010 produziert Hosenfeld in einem angegliederten Biomassekraftwerk Wärme, Strom sowie jährlich 40 000 t Pellets. Zur Beschaffung seines Holzes stellte Hosenfeld heraus: „Dreh- und Angelpunkt ist die Rundholzversorgung, und da fahren wir gut mit Hessen-Forst als einem verlässlichen Partner.“
Der Einzugsbereich des Unternhemens für Rundholz sowie der Absatz von Pellet erstrecke sich auf einem Umkreis von rund 100 km. Die Auszubildenden erhielten grundsätzlich eine Übernahmegarantie im Unternehmen, sagte der Firmenchef.
Bedeutung des Waldes für Nutzer und Gesellschaft
Christoph Müller, Vorsitzender der Kreisgruppe Fulda des Hessischen Waldbesitzerverbandes, kritisierte, dass die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes in der Öffentlichkeit in den Hintergrund rücke.
Landrat Bernd Woide stellte die Nutzung der Wälder unter anderem auch durch die Freizeitnutzung heraus. Wichtig sei auch die wirtschaftliche Nutzung des Waldes. Jagdberater Hans-Kurt Köhler ging auf forst- und jagdpolitische Fragen ein.
Burkhardt – LW 6/2017