Das Abitur mit der Note 1,0, die praktische und theoretische Abschlussprüfung zur Landwirtin ebenfalls mit 1,0 abgeschlossen – das hat man nicht alle Tage. Wer jetzt denkt, Wiebke Pohlmann würde den ganzen Tag büffelnd verbringen, liegt jedoch ziemlich falsch.
Die 20-jährige kommt aus Welleringhausen, ihre Eltern bewirtschaften dort einen Milchviehbetrieb mit 50 Kühen. Von klein auf ist Wiebke mit im Stall, besonders die Tiere haben es ihr angetan. Weil Papa Frieder Pohlmann ihr kein Pferd kaufen wollte, begann sie, auf Kühen zu reiten. Sie bildete diese zu Reittieren aus, mit denen sie schon auf einigen Veranstaltungen, in Zeitungen und in Fernsehbeiträgen zu sehen war. Neben den Kühen dressiert sie auch ihre Schafe, denen sie Tricks beibringt wie Teppiche auszurollen, auf Podeste zu steigen oder über Stangen zu springen.
Nach dem Abitur fiel für Wiebke schnell die Entscheidung, eine Ausbildung zur Landwirtin zu absolvieren. Das erste Lehrjahr verbrachte sie auf einem Milchviehbetrieb im westfälischen Fröndenberg, das zweite Lehrjahr war sie in Immighausen in Waldeck auf dem Betrieb Bergmann. Ausbilder Michael Bergmann bildet seit drei Jahren auf seinem Betrieb aus, nachdem er in Soest Landwirtschaft studiert hat. Wiebke Pohlmann beschreibt er als einen „Überflieger“. Sie sei eher ruhig, dafür gehe sie die Dinge sehr überlegt an und sei sehr wissbegierig. „Wiebke bringt sehr viel Interesse und Leidenschaft an der Landwirtschaft mit, sie hat ein unheimlich gutes Auge fürs Tier und erkennt sofort, wenn es den Tieren nicht gut geht“, sagt Michael Bergmann.
Für die Abschlussprüfung fühlte sich Wiebke von Michael Bergmann sehr gut vorbereitet: „Wir haben in der Praxis viel gemacht, sind die Fragen und Antworten durchgegangen, dafür hat er sich viel Zeit genommen.“ Michael Bergmann bindet seine Auszubildenden voll in den Betrieb mit ein und lässt sie alle anfallenden Arbeiten durchführen. Außerdem ist für ihn der Umgang untereinander sehr wichtig, wichtiger als beispielsweise das perfekte Traktorfahren. Da ihr das Lernen leichtfällt und sie gerne noch mehr über die Landwirtschaft erfahren möchte, studiert Wiebke nun in Göttingen Agrarwissenschaften. Was sie danach vor hat? Das weiß sie noch nicht, aber sie könnte sich gut vorstellen, irgendwann den elterlichen Betrieb zu übernehmen.
jk – LW 49/2017