Auch der Kartoffelanbau wurde durch die außergewöhnliche Witterung des Jahres 2014 vor Herausforderungen gestellt. Die Ergebnisse der Landessortenversuche zu Speisekartoffeln der frühen Reifegruppe und der mittelfrühen bis mittelspäten Reifegruppe stellt Manfred Mohr vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Neustadt/Weinstraße, im Folgenden vor.
Nachdem der Herbst 2013 zu nass und der Winter ohne ausreichend lange Frostperiode geblieben waren, folgten die deutlich zu warmen Monate März (+ 2,8°C) und April (3,3°C). Insgesamt waren beide Monate zu trocken.
Die fehlende Bodengare des Oberbodens hinterließ ein zu grobes Saatbett und führte zur intensiven und mehrfachen Bodenbearbeitung. Der einzige Monat ohne gravierende Ausschläge die Witterung betreffend war der Mai. In Bezug auf Sonnenscheindauer (283 h, +28 Prozent), Niederschlag (-70 Prozent) und Temperatur (+1,1°C) zeigte bereits der Monat Juni wieder größere Abweichungen. Dies ging auch im Juli so weiter.
Die Temperatur lag um 1,6°C höher als das Mittel und die Niederschlagsmenge lag mit 110 mm 2/3 über dem Mittel. In der Summe gab es 19 Regentage und damit auch ab der 2. Dekade einen erhöhten witterungsbedingten Infektionsdruck bei der Krautfäule. Dieser führte bei Spätinfektionen und anfälligen Sorten teilweise zu Braunfäule im Lager.
Im frühen Segment wurden insgesamt zwölf Sorten auf zwei Standorten, mit und ohne Beregnung, geprüft. Alle Sorten wurden im Frühjahr geliefert und in weißen Kunststoffkisten vorgekeimt. Die festkochende Sorte Sanjava, die vorwiegend festkochende Sorte Queen Anne und die mehligkochende Sorte SF Hit wurden erstmals geprüft. Im mehligkochenden Segment gab es in der frühen Reifegruppe nach langer Zeit eine neue beziehungsweise stand der unabhängigen Beratung Pflanzgut einer Sorte zur Verfügung.
Rohertrag der frühen Sorten in Böhl-Iggelheim unter dem Mittel
Der durchschnittliche Rohertrag lag am Standort Böhl-Iggelheim, Rhein-Pfalz Kreis, Rohr-Beregnung, mit 444 dt/ha (2013: 638 dt/ha, 2012: 533 dt/ha) unter dem dreijährigen Mittel. Hier muss aber beachtet werden, dass eine Sorte einen sehr niedrigen Ertrag erzielte und damit den Durchschnitt relativ stark senkte. Das Augenmerk muss aber auf den Relativertrag gerichtet werden.
Statistisch abgesicherte Mehrerträge erzielte nur die festkochende Sorte Fidelia (relativ 116). Marabel mit rel. 109, Cosma mit rel. 108 und die neue festkochende Sorte Sanjava mit rel. 102 deuten ihr mögliches Ertragspotenzial an. Die beiden anderen neuen Sorten, Queen Anne und SF Hit, liegen mit rel. 95 etwas unter dem Durchschnitt der Verrechnungssorten. Belana (rel. 91) und Miranda (rel. 89) bestätigen wiederholt ihre Neigung zu leicht unterdurchschnittlichen Roherträgen. Auch die erst 2-jährig geprüfte festkochende Vitabella (rel. 88, 2013: rel. 89) geht im zweiten Jahr in diese Richtung. Statistisch abgesicherte Mindererträge konnten bei den Sorten Osiris (rel. 84, 2013: rel. 109), Allora (rel. 74, 2013: rel. 102) und Solo (rel. 61, 2013: rel. 79) gemessen werden.
Speisewareertrag und Stärkegehalte
Auch hier erzielten Marabel (rel. 104, 2013: rel. 97) und Sanjava (rel. 102) vordere Platzierungen. Fidelia (rel. 89, 2013: rel. 112) rutschte durch den hohen Übergrößenanteil von 27 Prozent deutlich unter das Mittel. Weniger stark ausgeprägt war es bei der Sorte Cosma (rel. 96) mit 15 Prozent Übergrößen.
Die neue Sorte Queen Anne überzeugte mit einer ausgeglichenen Sortierung und erreichte rel. 98. Positiv wirkte sich der Speisewareertrag auch bei Belana (rel. 96, 2013: rel. 103) aus. Die zweite neue Sorte SF Hit erreichte durch den höchsten Übergrößenanteil von 37 Prozent einen statistisch abgesicherten Minderertrag von rel. 63.
Wegen dem hohen Anteil an Übergrößen von jeweils 24 Prozent blieben die Sorten Allora (rel. 59, 2013: rel. 103) und Osiris (rel. 66, 2013: rel. 111) statistisch abgesichert bei Mindererträgen. Auch Vitabella und Solo konnten mit rel. 79 (2013: rel. 78) und 15 Prozent Übergrößen beziehungsweise rel. 63 (2013: rel. 89) auf statistisch abgesichert niedrigem Niveau nicht überzeugen.
Der Stärkegehalt lag durchschnittlich bei niedrigen 11,5 Prozent und es wurde eine große Streuung gemessen. Die geringsten Werte lagen unter 10 Prozent! Betroffen waren die neue Sorte Queen Anne mit 9,3 Prozent und Osiris mit 9,5 Prozent. Nur knapp über 10 Prozent Stärkegehalt erreichten Marabel (10,1 Prozent), Allora (10,3 Prozent) und Fidelia (10,6 Prozent).
Die mehligkochenden Sorten Miranda und SF Hit und die festkochende Sorte Vitabella erreichten mit 13 Prozent, 14,9 Prozent und 13,4 Prozent die höchsten Gehalte. Geringfügig über dem Versuchsmittel von 11,5 Prozent lagen die Sorten Belana (12,2 Prozent, 2013: 15,2 Prozent), Solo (12,1 Prozent, 2013: 13,6 Prozent), die neue Sorte Sanjava (11,8 Prozent) und Cosma (11,4 Prozent, 2013: 13,0 Prozent).
Krautregulierung für einige Sorten zu früh, für andere zu spät
Die Krautregulierung wurde nur einmal mit einem Krautschlegler am 17. Juli durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Sorten Solo und Osiris fast abgestorben. In Bezug auf Stärkegehalt und Ertragsmaximierung kam die Krautregulierung für die neue Sorte Sanjava ein paar Tage zu früh. Dieses gilt auch für die neue Sorte Queen Anne (durchschnittliches Knollengewicht nur 73 g). Die dritte neue Sorte SF Hit enttäuschte beim Knollenansatz und erreichte mit einem durchschnittlichen Knollengewicht von 154 g den höchsten Übergrößenanteil. Von dieser Seite betrachtet kam die Krautregulierung zu spät und der Pflanzabstand muss beachtet werden.
Das am stärksten aufgetretene phytosanitäre Merkmal waren die Teerpocken (Rhizoctonia Sklerotien). Dieses war auch nicht verwunderlich, da zwischen Krautregulierung und Ernte 54 Tage lagen und ausreichend lange passende Bodenfeuchte vorherrschte. Deutliche Sortenunterschiede sind zu erkennen. Über 25 Prozent lagen Cosma (25 Prozent), Sanjava (33 Prozent), Marabel (34 Prozent) und Allora (37 Prozent). Keinen oder nur sehr geringen Befall zeigte sich bei den Sorten Queen Anne (4 Prozent), Miranda (4 Prozent), Vitabella (3 Prozent). Belana, Solo und Osiris blieben ohne Befall.
Deutlich abgesetzt von allen anderen Sorten war die Sorte Osiris mit 21 Prozent beim Merkmal Zwiewuchs. Die anderen elf Sorten bewegten sich zwischen 0 Prozent und 4 Prozent. Ein etwas erhöhter Schorfindex zeigte sich nur bei der neuen Sorte SF Hit mit 1,4.
Der Anteil grüner Knollen lag trotz langer Phase ohne Laubabschirmung im Versuchsdurchschnitt bei akzeptabeln 3 Prozent. Fidelia (5 Prozent, 2013: 8 Prozent), Sanjava (5 Prozent), Vitabella (6 Prozent) und Allora (6 Prozent) erreichten die höchsten Anteile.
Bei allen Sorten war in diesem Jahr die gelbe Fleischfarbe nicht deutlich ausgeprägt. Ein Zusammenhang besteht mit der langen Phase der hohen Bodenfeuchte ab dem Dickenwachstum der Knollen. Trotz des durchschnittlich relativ niedrigen Stärkegehalts haben die Sorten einen positiven Eindruck hinterlassen.
Standort Nieder-Hilbersheim, ohne Beregnung
Nach Termingerechter Pflanzung (07.04.) blieb es bis zur 1. Maidekade trocken. Moderate Temperaturen bis Anfang Juli sorgten bei geringen Niederschlägen für eine gezügelte Jungpflanzenentwicklung. Erst die folgendenden überdurchschnittlichen Niederschläge förderten bis Ende August das Knollenwachstum stark. Durchschnittlich wurden 13,3 Knollen je Pflanze angesetzt. Trotzdem erreichte das Einzelknollengewicht beachtliche 93 g.
Ab September anhaltende positive Wasserbilanzen waren mit verantwortlich für untypisch geringe Stärkeeinlagerung bei überdurchschnittlich hohem Ertragsniveau.
Einzelne Starkniederschlagsereignisse bewirkten anhaltende Bodendurchfeuchtung in August und September. Zusätzlich konnten Fraßschäden infolge hohen Feldmausbesatzes beobachtet werden. Die Sorte Solo fiel durch geringe Grünmasse- und Stängelbildung (3,2) auf.
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