Pflanzenbau | LW HEUTE

Woodstock in Haßfurt

Die DLG-Feldtage litten unter Regen und Matsch

Das Ausstellungsgelände im fränkischen Trockengebiet war solche Regenmengen wohl nicht gewohnt. Die Besucher der DLG-Feldtage mussten sich witterungsbedingt auf einige Herausforderungen einlassen, die eine Veranstaltung unter freiem Himmel nun einmal mit sich bringt. Das Balancieren über Matschpisten ist aber nicht jedermanns Sache, und bei einigen Ausstellern machte sich nach drei Tagen im modrigen Morast dann doch etwas Unmut breit. Das Informationsangebot war dennoch sehr breit und tief aufgestellt.

Fast 22 000 Besucher fanden den Weg zu den Feldtagen in Franken. Foto: Becker, Mohr
Jürgen Wagner zeigt die ertragreichen Zuckerrübensorten des Marktführers KWS. Foto: Becker, Mohr
Dominik Rave mit der vielseitigen Mais- sorte Cranberri CS von Caussade. Foto: Becker, Mohr
Kerstin Hofmann, Dow AgroSciences, vor einer mit dem neuen Herbizid-Wirkstoff Arylex behandelten Parzelle. Foto: Becker, Mohr
Reform ist die ertragreiche A-Weizensorte mit der größten Vermehrungsfläche in Deutschland. Hier gezeigt von Imke Austermann von der RAGT. Foto: Becker, Mohr
Marion Wiesheu vom Fachverband Biogas präsentiert die Durchwachsene Silphie als Untersaat im Mais, der das erste ertragslose Jahr der Silphie überbrückt. Foto: Becker, Mohr
Dr. Erich Walter, Schaumann, zeigt die Vorteile des Rohrschwingel-Anbaus. Der hohe Futter- beziehungsweise Biogasertrag resultiert aus einer großen Wurzelmasse. Foto: Becker, Mohr
„Zwischenfrüchte im Mischanbau fördern sich gegenseitig in der Wurzelbildung“, veranschaulicht Hubert Saat von der Deutschen Saatveredelung. Foto: Becker, Mohr
Dr. Michael Müthing sieht die Aufgaben für die Mulcher und die Anforderungen an die Technik wachsen. Foto: Becker, Mohr

Viele Anbieter zeigten der aktuellen Entwicklung entsprechend ihre Lösungen zur Erfüllung der Greening-Vorgaben, also beispielsweise Zwischenfrüchte, Untersaaten, Blühmischungen und Möglichkeiten der effektiven N-Düngung; aber auch die Preismisere insbesondere auf dem Milchmarkt machte sich bei den Anbietern bemerkbar: Alles, was die Arbeitskosten im viehhaltenden Betrieb senken kann, fand besondere Beachtung.

Herbstdüngung nur noch bei Bedarf – Winterraps hat ihn

Beim Rapszüchter Rapool war die Novelle der Düngeverordnung, vor allem hinsichtlich der Auflagen zur N-Düngung im Herbst ein Thema, das intensiv diskutiert wurde. Wie Reiner Kohl ausführte, wird künftig eine Herbstdüngung nur noch zulässig sein, wenn ein Düngebedarf besteht. Im Winterraps sei dies gegeben und unter Einsatz neuer N-effizienter Sorten auch unter den Beschränkungen (maximal 30 N als Ammonium beziehungsweise 60 N gesamt) machbar.

Vor einer weiteren Kohlhernie-Welle warnte Dania Bornhöft, Norddeutsche Pflanzenzucht: Eine neue Erregerrasse bedrohe auch bisher resistente Sorten. Diese sollten daher nur bei Befall angebaut und alle bekannten Register zur Kohlhernie-Bekämpfung gezogen werden.

Maisaussaat bei ruinösen Milchpreisen

Bei Caussade Saaten wurde die neue Maissorte Cranberri CS vorgestellt, die mit hohen Trockenmasse-, Stärke- und Energie-Erträgen sowie guten Werten bei Verdaulichkeit und Energiedichte sowohl in der Rinderfütterung als auch zur Biogaserzeugung eingesetzt werden kann. „Manche Milchbauern wissen nicht, ob sie den im Frühjahr gesäten Mais überhaupt noch als Futter ernten werden. Da ist eine Sorte mit weitem Verwertungsspektrum eine gute Wahl“, so Dominik Rave, Caussade-Gebietsleiter Niedersachsen.

Beim Pflanzenzuchtunternehmen KWS bildete die Präsentation der Zuckerrübensorten einen Schwerpunkt. Wie KWS-Berater Jürgen Wagner erläuterte, bietet das Unternehmen mit Lisanna, Danicia und Annelaura hochertragreiche Sorten an, damit angesichts des Endes der Marktordnung und enger werdender Margen noch vernünftige Erlöse erzielt werden können. Lisanna ist laut KWS die leistungsstärkste Sorte Deutschlands mit Rizomania- und Nematodentoleranz. Das Unternehmen begreift sich als Fullliner und bietet neben Zuckerrüben, Getreide und Mais auch Zwischenfrüchte und Sorten für den ökologischen Anbau an. Nummer 1 ist das Unternehmen auch beim Roggensaatgut.

Braugerste trotz bester Werte im Feld nicht im Berliner Programm

Das Saatzuchtunternehmen RAGT stellte besonders seinen A-Weizen Reform heraus. Dieser ist seit zwei Jahren in Deutschland zugelassen und hat, wie Imke Austermann erläuterte, bereits die mit Abstand größte Vermehrungsfläche. Es ist die einzige Sorte in der A-Kategorie, die eine Bewertung von 8 in den behandelten und unbehandelten Sortenversuchen erzielt habe. Reform verfüge über umfassende Resistenzen und gute Winterhärte. Sie sei darüber hinaus kurz und standfest. „Sie kommt der idealen Sorte sehr nahe“, so Austermann.

Eine Spezialität von RAGT ist der Grannenweizen Boregar, der über die größte Vermehrungsfläche in diesem Segment verfüge. Er komme mit wenig Wasser aus und biete stabile Erträge bei Trockenheit. Neu im Programm ist die E-Weizensorte Ponticus.

Mit Planet hat das Unternehmen die einzige Sommergerstensorte mit den Ertragswerten 9/9 gezüchtet. Sie sei somit für die Landwirtschaft hochinteressant. Es sei deshalb ein Schock für RAGT gewesen, als die Brauwirtschaft die Sorte nicht in das Berliner Programm aufgenommen habe. Sie ist eine Art Empfehlung für die Branche. Laut RAGT kam es aufgrund von längeren Läuterzeiten bei wenigen Brauern dazu. Es war schon eine beträchtliche Vermehrungsfläche mit der Sorte angebaut worden. RAGT werde weiter mit Verarbeitern, Verbänden und Braugerstenverbänden an der Akzeptanz arbeiten. Schließlich werde die Sorte in Frankreich und England offiziell als Braugerste empfohlen. Die Sicherung des heimischen Rohstoffs gehe nur über Sorten, die auch für den Landwirt interessant sind.

N-Effizienz auch bei Weizensorten gefragt

Vertriebsberater Achim Schneider von der Saaten Union lag besonders die Präsentation der neuen A-Winterweizensorte SU Nordkap am Herzen.

Der standfeste Einzelährentyp mittlerer Strohlänge und Reife kombiniere hohe Erträge und Proteingehalte mit ausgezeichneter Backqualität. Zusätzlich und ganz in Trend liegend hob er die hohe N-Verwertungseffizienz hervor, die aus einer sehr guten Wurzelleistung resultiere. Im Prospekt heißt es hierzu: „Höchste N-Verwertungseffizienz, deshalb problemlose Vermarktung auch bei begrenztem Düngungsniveau (neue Düngungsverordnung!)“. Die Fuß- und Blattgesundheit, vor allem auch im Hinblick auf Halmbruch, Blattseptoria und Gelbrost sei sehr breit. Ein Problem für viele Anbauer könnte die hohe Anfälligkeit für Ährenfusarium sein, die Saaten Union empfiehlt daher auch keinen Anbau nach Mais.

Rohrschwingel statt Weidelgras

Die Vorteile des Anbaus von Rohrschwingel als Futtergras zeigte Schaumann-Gebietsleiter Dr. Erich Walter anhand von durchwurzelten Glaszylindern: Rohrschwingel bildet deutlich mehr Wurzelmasse als beispielsweise Weidelgras und kann dadurch auch mehr Stickstoff, beispielsweise aus Gülledüngung, aufnehmen. Auch hier wieder der Bezug zur DVO-getriebenen N-Effizienz. Die Gräser aus dem NutriFibre-Programm wurzeln tiefer und weisen dadurch eine hohe Toleranz gegen Frühjahrs- und Sommertrockenheit auf, liefern langjährig hohe Erträge und besitzen eine gute Winterfestigkeit, so Schaumann. „Grünlandansaaten mit sanftblättrigem Rohrschwingel bieten hohe Futterwerte und Strukturwirksamkeit in einem“, sagte Dr. Walter.

Ebenfalls mit der Durchwurzelung beschäftigt sich die Deutsche Saatveredelung (DSV). An einem Rhizotron zeigte Hubert Saat, dass sich die Wurzeln einer Zwischenfruchtmischung durch die Konkurrenz deutlich stärker entwickeln als bei den Komponenten der Mischung in Reinsaat. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Wurzelentwicklung wolle man sich bei der DSV künftig stärker um deren Erforschung bemühen. In den letzten Jahren habe man eine Reihe von Methoden entwickelt, auch große Anzahlen von Pflanzen auf ihr Wurzelwachstum hin zu untersuchen und diese Ergebnisse für die Züchtung nutzbar zu machen.

Durchwachsene Silphie als Untersaat im Mais

Beim Fachverband Biogas stand die Effizienz des Substratanbaus im Vordergrund. Ein Highlight der Demonstrationen war ein Anbauversuch mit der Durchwachsenen Silphie als Untersaat im Mais. Hintergrund dieser Versuchsreihe seien Praxiserfahrungen mit der mehrjährigen Durchwachsenen Silphie, die sich ab dem zweiten Jahr als hervorragende Energiepflanze etabliert hat – im ersten Anbaujahr aber keinen Ertrag bringt, erläuterte Marion Wiesheu. „Die Ergänzung mit Mais im ersten Jahr kann den Ertrag vom Feld wirtschaftlich machen und ist ein gutes Argument für den Anbau der gelb blühenden, ökologisch wertvollen Pflanze. Daneben waren auf den Flächen des Fachverbandes verschiedene Wildpflanzenmischungen, Riesenweizengras, Blühstreifen und Wickroggen zu sehen.

Die Düngeverordnung wirft ihre Schatten voraus

„Stickstoff in die Pflanze, N-Effizienz steigern“, lautete das Motto am Stand der SKW Stickstoffwerke Piesteritz. Der Einsatz effizienter Stickstoff-Düngungssysteme zur Erfüllung der kommenden Düngeverordnung waren der Hintergrund für diese Präsentation. Die Stickstoff-stabilisierten Mineraldünger (Alzon) und Nitrifikationshemmstoffe für organische Dünger (Piadin) aus der hauseigenen Forschung des Unternehmens seien in der Landwirtschaft etabliert, es gebe aber noch Entwicklungsmöglichkeiten, hieß es in Haßfurt.

„Neben den wirtschaftlichen Vorteilen durch höhere Erträge und mehr Effizienz haben stabilisierte N-Dünger einen weiteren Vorteil: Sie sind unter allen Witterungsbedingungen besonders gut geeignet, N-Verluste zu vermeiden“, stellte Michael Fuchs bei einer Präsentation für die Fachpresse fest. Sie seien somit ein wichtiger Beitrag für den Umweltschutz und ermöglichen den Anwendern, die Forderungen der erwarteten Düngeverordnung leichter erfüllen zu können. Vor allem bei der Anwendung von Wirtschaftsdüngern gebe es noch deutliche Einsparpotenziale, hieß es in Haßfurt.

Pflanzenschützer suchen neue Wirkstoffe

Frank Gemmer, Leitung Marketing beim Pflanzenschutzhersteller Adama (ehemals Feinchemie Schwebda, FCS), betonte am Stand des Unternehmens die gute Wirkung des neuen Fungizides Kantik, besonders bei der Bekämpfung von Rosten. Das breit wirksame Mittel sei in Weizen, Gerste, Roggen, Triticale und Dinkel zugelassen. Kantik habe seine Stärken vor allem in der Bekämpfung früh auftretender Erreger und eigne sich daher besonders für die erste Spritzung und den frühen Einsatz ab BBCH 31. Gleichzeitig auftretende Halmbasiserkrankungen werden mit erfasst.

Mit Arylex active stellte Dow AgroSciences erstmalig auf den Feldtagen einen neuen Wirkstoff zur Bekämpfung wichtiger Unkräuter einschließlich ALS-resistenter Unkräuter im Getreide vor. Wie Vertriebs-Mitarbeiterin Kerstin Hofmann ausführte, stehen als erste Vertreter aus der Arylex-Produktfamilie 2017 Zypar und PixxaroEC der Praxis im Nachauflauf-Frühjahr zur Verfügung. Arylex active stelle einen neuen Wirkstoff aus der chemischen Familie der Arylpicolinate (HRAC-Gruppe O) dar und verfüge über ein sehr weites Anwendungsfenster bei geringer Aufwandmenge, wirke zuverlässig auch unter ungünstigen Bedingungen, baue sich schnell ab und sei daher als neuer Baustein im Resistenzmanagement gegen Unkräuter anzusehen.

Pflanzenbau an PC, Laptop und Handy

Digitale Perspektiven des Pflanzenbaus wurden am Stand der BayWa ausgeleuchtet. Dabei stand „NEXT Farming“, eine herstellerübergreifende Software, die bis Ende 2016 kostenlos getestet werden kann, im Mittelpunkt. Die NEXT-Lösungen der BayWa Tochter FarmFacts sind modular aufgebaut und basieren auf einer zentralen Cloud. Dabei genießen Datenschutz und Datensicherheit höchste Priorität, hieß es Pressevertretern gegenüber. Je nach Anforderungsprofil könne der Landwirt unterschiedliche Module, wie „NEXT Anbauplanung und Dokumentation“ oder „NEXT Applikationskartencenter“, wählen.

Die KWS zeigte an ihrem Stand den „Cultivent Farm Service“, eine digitale Plattform für Ackerbauern mit kulturartenspezifischen und -übergreifenden Inhalten für Mais, Zuckerrübe, Weizen, Gerste, Roggen und Raps. Es bietet außerdem Werkzeuge wie einen Schadbildfinder für Blattkrankheiten, einen Anbauplaner beziehungsweise Rechner für den Saatgutbedarf und die Bestandesdichte. Außerdem gibt es regionalspezifische Hinweise. Angemeldete Teilnehmer bekommen spezifische Informationen per Mail.

Öko-Saaten sollen Vögeln nicht mehr schmecken

Als Züchtungsunternehmen stellte KWS neben Sorten in Mais, Raps und Getreide ein Projekt zur Vogelfraßabwehr in Öko-Saaten vor. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten steht die Entwicklung alternativer Saatgutbehandlungen zur Vermeidung von Vogelfraß bei Mais und Körnererbsen sowie von samenbürtigen pilzlichen Krankheiten im Getreide, wie Lisa Bosch von KWS erläuterte. Natürliche repellente Substanzen aus Pflanzenextrakten werden in Zusammenarbeit mit dem JKI Münster und der Firma Phytoplan aus Heidelberg isoliert und getestet.

Eine tiefere Saatgutablage wird ebenfalls als Schutz gegen Vogelfraß erforscht. Genotypen mit stärkerer Triebkraft sollten bei tieferer Saat besser verwurzeln und somit schwieriger herauszureißen sein, so der Versuchsansatz.

Weniger Pflanzenschutz, viel Potenzial für Mulcher

Das Landtechnikunternehmen Müthing erwartet aufgrund der tendenziell abnehmenden Verfügbarkeit von Herbiziden und der Zunahme des Zwischenfruchtanbaus einen wachsenden Anwendungsbereich für seine Mulcher. Darüber hinaus nehmen auch die Anforderungen an die bearbeiteten Pflanzenreste gerade im Hinblick auf die Bekämpfung von Schaderregern und die Erschließung von Nährstoffen zu. Das Unternehmen stattet deshalb seine Vario-Mulchsysteme mit einem einstellbaren Schneidspalt aus. Dieser sorgt, bei enger Einstellung und bei wenig Masse, für eine intensive Zerkleinerung des Pflanzenmaterials. Ist viel Masse zu bewältigen, kann man einen breiteren Schneidspalt wählen, der das Pflanzenmaterial dann weniger intensiv zerkleinert. Verstellbar ist darüber hinaus die Stützwalze, die je nach Abstand zu dem Rotor für eine exaktere Höhenführung sorgt.

Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) registrierte insgesamt 21 632 Besucher, darunter 2012 aus dem Ausland, auf ihren Feldtagen, die 2018 wieder in Bernburg-Strenzfeld, Sachsen-Anhalt, stattfinden werden. Umfragen unter Besuchern und Ausstellern ergaben eine gegenüber den letzten Feldtagen gesunkene Akzeptanz, was aber vor allem am ungünstigen Wetter gelegen haben dürfte. Einige Aussteller fanden durchaus kritische Worte, was den Service vor Ort oder den Umgang mit den vorauszusehenden Regenmengen anbetrifft. Das Befestigen der Wege dürfte den Ver-anstaltern auf der hauseigenen Fläche in Bernburg sicher leichter fallen. Allerdings war immer wieder von Besuchern zu hören, dass wechselnde Veranstaltungorte favorisiert werden.

CM, KB – LW 25/2016