Steigende Lebensmittelpreise nähren die Hoffnung vieler Landwirte auf Einkommenszuwächse. Welche Schlüsse er aus der Analyse des weltweiten Agrar-Rohstoffmarktes zieht, brachte Börsenbauer Johann Schmalhofer rund 200 Besuchern beim „Tag der Landwirtschaft“ näher.
Seit 1974 laden die landwirtschaftlichen Organisationen im Landkreis Waldeck-Frankenberg ihre Mitglieder jährlich zur Informationsveranstaltung ein. Erstmals fand diesmal der „Tag der Landwirtschaft“ am Abend statt.Weil die Veranstaltung vor allem der Weiterbildung von Betriebsleitern dienen soll, haben sich die Organisatoren für den Abendtermin entschieden, so der Vorsitzende des Verbandes landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen, Wilfried Claudy, der mit Axel Friese, Leiter des Fachdienstes Landwirtschaft, die Besucher begrüßt hatte. Unter ihnen waren Landrat Dr. Reinhard Kubat, der ebenso wie der stellvertretende Kreislandwirt Heiko Kieweg aus Rhena Grußworte sprach. Wenn er nicht gerade auf Vortragstournee ist, 15 Referate sind es in diesem Monat, oder als Agrarexperte im Fernsehstudio befragt wird, leitet auch Johann Schmalhofer einen landwirtschaftlichen Betrieb. Sein Hof liegt im oberpfälzischen Taimering und umfasst 54 ha Ackerland. Zum „Börsenbauern“ machte ihn ein Fernsehmoderator. Ein durchaus lukrativer Titel, wie die Seminar- und Vortragsübersicht zeigt. Ein Schlüsselerlebnis habe ihn 1999 dazu veranlasst, sich als technischer Finanzanalyst zu betätigen: Der Anruf eines Bankberaters, der dem Landwirtschaftsmeister mit offenbar wenig überzeugenden Argumenten empfahl, die IBM-Aktien zu verkaufen. „Das kann ich auch“, habe er sich nach diesem Gespräch gedacht. Mit dem Diplom der „International Federation of Technical Analysts“ ausgestattet und nach erfolgreicher Börsenhändlerprüfung für Rohstoffe widmet sich er nun der Interpretation von Börsenkursgrafiken.
„Aktuelle Rohstoffpreise sind niedriger als in den 70er“
Die aktuellen Rohstoffpreise sind inflationsbereinigt meilenweit von ihrem Höchststand in den frühen 1970er Jahren entfernt, so Schmalhofer. In Korbach erklärte der 50-Jährige, wie er zu dem Schluss kommt. Er schilderte mit durchaus missionarischem Eifer, warum „an der Börse die Mehrheit des Kapitals richtig und die Mehrheit der Marktteilnehmer falsch liegt“, woran sich Marktschieflagen ablesen lassen und aus welchem Grund die Börse nicht der Logik folgt, sondern in hohem Maß auch von Angst, Gier und Insiderwissen beherrscht wird: „Sonst gebe es ja nur Gewinner.“ Schmalhofers Vortragstempo ist zügig, der Unterhaltungswert hoch, die Botschaften eindeutig, das Weltbild klar: Die Industriestaaten sind alle pleite. Politiker denken an Wählerstimmen, nicht an Schuldenabbau.
Der florierende Rohstoffmarkt sei für Spekulanten „ein gefundenes Fressen.“ Aber wer für Regulierungen plädiere oder wie Frankreichs Staatschef Sarkozy gar Spekulationen mit Lebensmitteln verbieten wolle, redet für Schmalhofer der Planwirtschaft und damit dem Kommunismus das Wort. Thomas Kobbe