Am 9. November wurde die Landwirtin Anne Schmillen aus Schleid in der Nähe von Bitburg zur neuen Milchkönigin Rheinland-Pfalz-Saar gewählt. Ihre kürzlich begonnene Amtszeit war bereits gefüllt mit Terminen und Herausforderungen. Im Zuge der Wahl fand auch die Mitgliederversammlung der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz Saar (Milag) statt, die in einer Pressemeldung darüber berichtet.
„Ich dachte, der Anfang wird etwas ruhiger“, sagt Anne Schmillen und lacht, „aber direkt als ich nach der Wahl von der Bühne runterkam, hatte ich schon ein Mikrofon unter der Nase“. Die Zahl der Fotos, die am Wahlabend von der neuen Milchkönigin gemacht werden sollten, nahm kein Ende, da erforderte das herzliche Kamera-Lächeln gegen Ende schon etwa Anstrengung. Nach diesem aufregenden Abend hatte Schmillen allerdings erst einmal Zeit, um ihren Wahlerfolg zu Hause auf dem heimischen Betrieb sacken zu lassen.
Die ersten Termine stehen an
Nach und nach beginnen nun für Anne Schmillen die ersten terminlichen Verpflichtungen, die ihr Amt mit sich bringt. Ein Rhetorik-Kurs zum Beispiel soll ihr helfen, frei auf der Bühne sprechen zu können.
Hinzu kam am vergangenen Mittwochabend der erste Auftritt im neuen Amt auf dem Kreisbauerntag in Birkenfeld. „Alle waren extrem nett. Ich wurde vorher auch gefragt, ob ich mich schon dazu bereit fühle, auf der Bühne etwas zu sagen. Es wäre auch in Ordnung gewesen, erst einmal nur als Gast teilzunehmen“, erzählt die 19-Jährige, die es sich nicht hat nehmen lassen, ihren Einstand mit einer Rede zur aktuellen landwirtschaftlichen Situation zu geben. Dabei appellierte sie an die anwesenden Landwirte zum Zusammenhalt und zur Bereitschaft, gemeinsam neue Wege zu gehen.
Fachlich ist Hofnachfolgerin Anne Schmillen dank ihrem betrieblichen Umfeld und der Ausbildung zur Landwirtin absolut fit. Vor allem, was den Weg der Milch vom Euter in den Tank angeht. Im Zuge ihrer Arbeit als Milchkönigin hat sie sich nun auch vermehrt mit nachgelagerten Prozessen wie der Milchverarbeitung beschäftigt. „Alle Fähigkeiten, die die Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit und Auftritt betreffen, lerne ich jetzt mit der Zeit“, erzählt Schmillen.
Viele Glückwünsche für ein ehrenvolles Amt
In der Woche nach der Wahl gab die neue Milchkönigin ein Radio-Interview. Danach bekam die junge Frau viele positive Rückmeldungen, auch direkt nach der Wahl kamen viele Glückwünsche und Gratulation. „Sogar meine Eltern haben sehr viele Nachrichten und Anrufe erhalten, wie stolz sie sein können, dass ihre Tochter die Wahl zur Milchkönigin gewann. Auch jetzt noch drei Wochen nach der Wahl bekommen wir zahlreiche Glückwünsche“. Daran erkenne man, wie viel Wertschätzung das Produkt Milch und das Amt bekommt, sagt Anne Schmillen. Auch das Team der Milag stehe ihr mit Rat und Tat zur Seite und sei äußerst hilfsbereit.
Jungen Menschen zeigen, wie die Landwirtschaft läuft
„Viele Menschen haben schon eine so versteifte Meinung über die Landwirtschaft, da ist es schwierig, sie von der Realität zu überzeugen“, berichtet die junge Frau. Genau dies sei aber der Ansatz, den sie sich für ihre Amtszeit zum Ziel gesetzt hat: „Ich möchte direkt die jüngere Generation ansprechen, deren Denken über die Milchwirtschaft und die Milch als Lebensmittel positiv beeinflussen und das Image der Landwirtschaft verbessern.“ Zudem sei es ihr wichtig, dass man als Landwirt nicht nur aufklärt, sondern auch auf die Gesellschaft Rücksicht nimmt.
„Wenn ich mit einer großen Maschine auf der Straße fahre und habe zehn Autos hinter mir, dann lohnt es sich an die Seite zu fahren, und eine Minute zu warten, bis alle vorbei sind. Die Autofahrer sind dankbar und solche kleinen Gesten helfen auch, das gesellschaftliche Image der Landwirtschaft zu verändern“, davon ist die neue Milchkönigin überzeugt.
Im Rahmen der Wahl der neuen Milchkönigin fand zudem die Mitgliederversammlung der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar. Dazu begrüßte Milag-Vorsitzender Michael Horper 50 Vertreterinnen und Vertreter. Ein Thema, dass sich durch die Veranstaltung zog, war die Blauzungenkrankheit. Dazu Horper: „Die Krankheit wird auch in den kommenden Jahren eine große Herausforderung bleiben. Zum einen fehlt die Liquidität auf den Betrieben, um Verluste auszugleichen, zum anderen muss die Psyche der Menschen wieder aufgerichtet werden, denn die Landwirtsfamilien leben mit, von und für die Tiere.“
Strukturwandel in der Milchwirtschaft
Die ehemalige Milchkönigin Klara richtete das letzte Grußwort ihrer Amtszeit an die Mitgliederversammlung, bevor sie am Abend ihre Krone an Anne Schmillen weiterreichte: „Sobald ich die Krone trug, kamen Menschen auf mich zu, die sonst wahrscheinlich nicht mit einer Landwirtin sprechen würden. Die Gespräche, die ich führen durfte, haben mir gezeigt, dass sowohl mein offenes Ohr und meine Antwort geschätzt werden, als auch mein Enthusiasmus und mein eigener Stil.“
Petra Dick-Walther, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, thematisierte den Strukturwandel in der Milchwirtschaft. Kuhzahlen und Milchmengen nehmen ab, da sowohl bürokratische Hürden als auch ein Nachwuchsmangel die Branche vor Herausforderungen stellt: „Dabei ist die Milchwirtschaft ein wichtiges Thema: Sie schafft zahlreiche Arbeitsplätze, reagiert schnell auf Probleme und liefert hochwertige und sichere Produkte.“
Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Landwirtschaft
Sebastian Thul, Staatssekretär für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz im Saarland, sprach sich für mehr Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Landwirtschaft aus: „Der vermeintliche Zielkonflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist in Wahrheit keiner: Für den Erhalt der Biodiversität ist die Landwirtschaft unverzichtbar. Besonders die Bewirtschaftung des Grünlandes spielt eine zentrale Rolle – und diese gelingt nur mit Milchkühen.“
Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau MdL Marco Weber betonte, dass ein Bürokratie-Abbau vieles für die Landwirtschaft erleichtern würde. Die Futterqualitäten sind in diesem Jahr eine große Herausforderung und so hilft auch ein relativ guter Auszahlungspreis für die Milch nicht, um die Betriebe zu entlasten: „Man darf nicht vergessen, dass die landwirtschaftlichen Betriebe nicht ausschließlich Nahrungsmittelproduzenten sind. Die Aufgaben gehen viel weiter: Die Landwirtschaft füllt zum Beispiel auch den ländlichen Raum mit kulturellem Leben.“
Nachhaltigkeit muss finanzierbar sein
Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd Ökonomierat Eberhardt Hartelt blickte zurück auf die Bauerndemos des Jahresbeginns, die zu einem großen Medienecho und viel Beifall aus dem Mittelstand führten. Für die Landwirtschaft änderte sich jedoch nicht viel. „Der Investitionsstau muss beseitigt werden. Das gesamtgesellschaftliche Ziel zu mehr Nachhaltigkeit muss finanzierbar sein. Die Landwirtschaft darf bei allen politischen Unruhen nicht vergessen werden“, so Hartelt.
Horper schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Es bleibt auch in Zukunft wichtig, dass die Milch positiv in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Dafür sind wir bei der Milag mit einem neuen Team gut aufgestellt und fühlen uns durch Anregungen aus der Mitgliederversammlung für die kommende Zeit angespornt.“
LW, Milag – LW 49/2024