Am Südrand des Burgwaldes liegt das Hugenottendorf Hertingshausen. Dort befindet sich auch der bekannte Holsteinzuchtbetrieb, den Günther Wassmuth mit seiner Familie bewirtschaftet. Aufgrund des hohen Grünlandanteils spielt die Milchviehhaltung auf dem Hof seit vielen Jahren die wichtigste Rolle.
Beginnend mit dem Bau des Boxenlaufstalls im Jahr 1987 folgten im Anschluss weitere betriebliche Wachstumsschritte durch Landwirt Günther Wassmuth. Die Milchviehherde wurde auf über 100 Tiere aufgestockt. Nicht nur das Leistungsniveau der Herde mit einem Mittel von fast 10 000 kg Milch, 4,01 Prozent Fett und 3,55 Prozent Eiweiß im Verlauf der letzten Jahre ist weit überdurchschnittlich. Besondere Wertschätzung hat sich der Betrieb durch seine Erfolge im züchterischen Bereich erarbeitet.
Basis: Milestone-Tochter Enora
In allen Bereichen des Zuchtprogrammes ist die Adresse Wassmuth stark vertreten, sowohl in der Vermarktung von Spitzengenetik als auch der weit überdurchschnittlichen Anzahl an eingestuften Kühen, welche in den Betrieb vorzufinden sind. Das Herzstück der Herde ist jedoch ohne Zweifel die inzwischen international bekannte E-Linie mit klarem Rotbuntschwerpunkt, die auf die Milestone-Tochter Enora EX 90 zurückgeht. Die Stamm-Kuh hat nicht nur leistungsmäßig Maßstäbe gesetzt und eine Lebensproduktivität von über 100 000 kg nachgewiesen, sondern sie hat auch über ihre Laredo-Tochter Europa den in Hessen bekannten Vererber Sabiner geliefert. Das hervorragende Exterieur der Kühe aus der E-Linie wurde mehrfach durch Ausstellungserfolge der Spitzenkühe Extase und Exe auf der Deutschen Holsteinschau unter Beweis gestellt. Das hat dazu geführt, dass Interessenten für Top-Genetik aus vielen Ländern auf den Betrieb Wassmuth aufmerksam wurden.
Nachzucht der E-Linie ist gefragt
Entsprechend stark gefragt war vor allem die weibliche Nachzucht aus der E-Linie, die durch interessante Pedigree-Kombinationen und bestes Leistungsvermögen immer wieder ganz oben auf der Liste internationaler Kunden standen. Nicht nur über Deutschland verteilt, sondern auch bei den Nachbarn wie Frankreich, Italien, Luxemburg oder der Schweiz sind heute die weiteren Generationen aus dem Kuhstamm zu finden.
Dass in diesem Umfang weibliche Nachzucht vermarktet werden konnte, liegt auch im Wesentlichen daran, dass die Kuhfamilie mehrfach pro Jahr über Embryotransfer genutzt wurde und dadurch ein entsprechender Anteil an Nachzucht vorhanden war. Die Platzierung von den erfolgreichsten Kühen aus der Linie in der nationalen Top-Liste und die hervorragenden Zuchtwerte von Bullen aus dieser Linie sind in den nationalen Listen mehrfach dokumentiert.
Genomische Selektion
Auch auf Basis der genomischen Selektion sind zahlreiche Bullen aus dieser erfolgreichen Kuhfamilie in mehreren Zuchtprogrammen zum Einsatz gekommen. In Hessen sind hier stellvertretend Becks oder Warlord zu nennen und Burlent, ein Vollbruder von Becks, gehört zu den besten Bullen im Einsatzgebiet der Rinderunion Baden-Württemberg. Nahezu eine Selbstverständlichkeit ist es deswegen auch, dass diese Linie heute im Stall die mit Abstand stärkste Verbreitung hat und zeitweise über 60 Prozent der Tiere dieser Kuhfamilie zuzuordnen waren.
Viele Landwirte nutzen die Gelegenheit, sich auf dem Hof Wassmuth über die züchterische Arbeit vor Ort zu informieren. Höhepunkt war dabei das Vorstellen der Herde beim europäischen Rotbunttreffen im vorigen Jahr, das einen starken Eindruck hinterlassen hat. Die mit solchen Terminen verbundene Zusatzarbeit scheut die Familie Wassmuth nicht, was bei den heutigen Größenordnungen der Betriebe nicht immer selbstverständlich ist.
Dieser Erfolg in der Holsteinzucht ist nur deswegen möglich, weil alle Generationen auf dem Hof Wassmuth die züchterische Arbeit des Betriebes unterstützen und darüber hinaus ehrenamtliche Tätigkeiten von der Betriebsleiterfamilie wahrgenommen werden.
Grünhaupt, LLH Kassel – LW /2011