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Zucht-und Besamungsunion Hessen kooperiert mit der GFS

ZBH- und HVL-Mitgliederversammlungen in Alsfeld

Auch 2014 hat die Zucht-und Besamungsunion e.G. (ZBH) wieder ein gutes Geschäftsjahr zu verzeichnen, wie auf der Mitgliederversammlung vergangene Woche in Alsfeld deutlich wurde. Thema war unter anderem die Kooperation der ZBH mit der GFS bei der Vermarktung von Schweinesperma. Der Hessische Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. (HVL) hatte dagegen mit sinkenden Einnahmen aus Fördermitteln und hohen Belastungen durch die Sanierungsforderungen der VBL zu kämpfen.

Neu in den Vorstand der ZBH gewählt wurde Horst Bierwirth, Felsberg (vorne links), neu in den Aufsichtsrat kamen Clara Michanikl, Ebsdorfergrund, und Thomas Wicke, Felsberg (vorne rechts). Vorstandsvorsitzender Horst Kaisinger (2.v. links), stellvertretender Vorstandsvorsitzender Günther Friedrich (2.v. rechts) und Aufsichtsratsvorsitzender Emil Funk (3.v. rechts) gratulierten. Foto: Adams

Eine wichtige Neuigkeit der ZBH ist die Kooperation mit der „Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung“ (GFS), Ascheberg, bei der Vermarktung von Schweinesperma. Ziel sei die Nutzung von Synergieeffekten für eine hohe wirtschaftliche Stabilität, sagte Dr. Jens Baltissen, einer der Geschäftsführer der ZBH. Vorbild seien die positiven Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit dem Landesverband Thüringer Rinderzüchter (LTR) im Rindersperma-Bereich.

ZBH und GFS gründeten gemeinsame GmbH

„Bereits seit 2010 gab es Überlegungen zur Weiterentwicklung der Schweinesperma-Vermarktung der ZBH und verschiedene Optionen wurden geprüft“, sagte Baltissen. Sinkende Sauenzahlen, rückläufige Betriebszahlen, hohe Anforderungen an die Bio­sicherheit von Eberstationen und ein hoher Preisdruck bei der Spermavermarktung hätten es notwendig gemacht, die Zukunftsträchtigkeit des eigenen Konzeptes zu prüfen. „Als Genossenschaft haben wir das Ziel, weiterhin selbst Schweinesperma für unsere Mitglieder anzubieten.“

Nach Gesprächen mit potenziellen Partnern fiel die Wahl auf die GFS. Kürzlich wurde eine gemeinsame Gesellschaft, die ZBH/GFS GmbH gegrün­det mit Sitz in Griesheim und jeweils 50-prozentigem Anteil von ZBH und GFS. Zwei Geschäftsführer wurden benannt und zwar Dr. Baltissen von der ZBH sowie Gregor Wenning von der GFS.

Griesheim: neuer Eberstall und modernes Labor

Die ZBH setzt für die Zukunft auf eine einzige eigene Eberstation in Verbindung mit der Kooperation mit der GFS. Geplant sei der Bau eines Eberstalls in Griesheim nach aktuellsten Biosicherheits-Standards für 180 Eber. „Aufgrund der geringen Schweinedichte im Umfeld ist das aus Sicht der Biosicherheit ein guter Standort“, sagte Baltissen. Dort werde auch ein neues Labor mit modernster Technik entstehen, womit eine hohe Spermaqualität gewährleistet werden könne. Als Produktionsstandort werde Lohfelden aufgegeben, bleibe jedoch Handelsstation für Sperma.

Als Vorteile der Kooperation sieht Baltissen die Anbindung an das GFS-Stationsnetzwerk mit zwölf Besamungsstationen und damit eine Risikostreuung. Die ZBH-Mitglieder hätten damit Zugriff auf einen Eberpool von 230 Vorstufen- und 1 900 Endstufeneber. Ein hoher Auslastungsgrad der Eber könne durch Austausch erreicht werden. Spezielle EDV-Anwendungen für Sauenhalter wie eine Eber-App, eine Eberdatenbank und Eberwunsch-Erfüllungslisten würden angeboten.

2014 hat die ZBH trotz nicht ganz einfacher Rahmenbedingungen wieder gut gewirtschaftet. Der Umsatz der Genossenschaft lag mit 23 Mio. Euro um 3,7 Prozent über dem Vorjahr. Bei der Viehvermarktung verbesserten sich die Stückumsätze, sodass insgesamt 15 800 Zucht-, Nutz- und Schlachttiere und damit 9 Prozent mehr als 2013 vermarktet wurden. Das Preisniveau habe sich allerdings besonders in der zweiten Jahreshälfte negativ entwickelt, so Baltissen. Die Umsatzerlöse stiegen deshalb lediglich um 2,8 Prozent auf 14 500 Euro.

7 300 Zuchttiere exportiert

Beim Zuchtviehhandel konnten durch den positiven Absatz im Exportgeschäft 6 Prozent mehr Tiere abgesetzt werden – auf insgesamt 7 300 Zuchtrinder mit einem Umsatz von 9,1 Mio. Euro (plus 1 Prozent), so ZBH-Geschäftsführer Rudi Paul. „Trotz guter Absatzbedingungen von Zuchtrindern nach Osteuropa konnten diese jedoch leider wegen des erneuten Auftretens des Schmallenbergvirus nicht genutzt werden.“ 48,3 Prozent der 7 300 Zuchtrinder wurden über den Export verkauft, 39,2 Prozent ab Hof und 12,5 Prozent über die Auktionen.

Die negative Preisentwicklung von Zuchtrindern im Inland durch eine starke Milchüberlieferung habe sich trotz steigenden Stückumsätzen mit verminderten Erlösen ausgewirkt (minus 8,2 Prozent). Für abgekalbte Holsteinfärsen seien im Jahresmittel etwa 1 500 Euro (minus 141 Euro) und für Fleckviehfärsen 1 400 Euro (minus 100 Euro) gezahlt worden. Die Stück­umsätze ab Hof zeigten sich stabil, die Erlöse sanken hier jedoch um 10,5 Prozent auf 2,8 Mio. Euro. Die Stückumsätze beim Nutzvieh seien aufgrund einer intensiven Absetzervermarktung über die Auktion und ab Hof um fast 9 Prozent gestiegen. Es wurde auch mehr Schlachtvieh erfasst (plus 22 Prozent), durch die sinkenden Erlöse sei der Umsatz jedoch nur um 11,8 Prozent gestiegen.

Top-Vererber Elburn RF und Goldday

In der Rinderbesamung erzielte die ZBH nach eigenen Angaben eine Umsatzsteigerung von fast 450 000 Euro. Baltissen hob die besonders erfolgreichen Bullen der ZBH hervor. „Elburn RF rangierte als töchtergeprüfter Vererber an der ersten Stelle der deutschen Topliste der Rasse Holstein.“ Schon im zweiten Jahr in Folge gehöre Goldday zudem zu den meist eingesetzten Holstein-Bullen Deutschlands. Auch genetisch hornlose Bullen gehören zum Portfolio der ZBH-Bullen und sollen verstärkt eingesetzt werden.

ZBH hat 640 000 Euro investiert

Investiert hat die ZBH 2014 etwa 640 000 Euro und zwar in Betriebs- und Geschäftsausstattung den Fuhrpark, Zuchtvieh und Finanzanlagen der wirtschaftlich stabilen Genossenschaft aus eigenen Mitteln. Beachtliche 84,3 Prozent Eigenkapitalquote konnte die ZBH 2014 vorweisen.

Steigende Einnahmen durch die HeLa

Steigende Einnahmen, ein Umsatzvolumen von 788 000 Euro bei einem Jahresüberschuss von 3 500 Euro konnte die Hessenhalle Alsfeld GmbH vorweisen. Eigene Messen wie die hessische Landwirtschaftsmesse (HeLa), welche in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet wurde, hätten durch ihre große Resonanz bei den Kunden entscheidend dazu beigetragen, so Paul.

Die Serviceteam Alsfeld GmbH erreichte erstmals eine Kostendeckung im Bereich der Schweineproduktionsberatung. Bei der Baubetreuung und -beratung stabilisierten sich die Erlöse auf Vorjahresniveau. Der Jahresüberschuss lag bei fast 27 000 Euro.

Die Zucht-und Besamungsunion Hessen erwirtschaftete 2014 insgesamt einen Jahresüberschuss von 519 000 Euro, was nachhaltig durch die Qualität der Bullen aus dem eigenen beziehungsweise kooperativen Zuchtprogramm mit dem Partner LTR geprägt worden sei.

HVL: Hohe Sanierungsgeld- Forderungen durch den VBL

Der Hessische Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. schloss das Jahr 2014 mit einem Fehlbetrag von 55 900 Euro. Ergänzt um einen Fehlbetrag aus 2013 von 37 700 Euro wurde 2014 ein Bilanzverlust von über 93 000 Euro ausgewiesen. Rückläufige Fördermittel (minus 25 000 Euro) und die hohen Belastungen durch die Sanierungsgeldforderungen der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) sowie der Rückgang der Einnahmen aus der Güteuntersuchung seien hier die Ursache. „Die Gründe liegen in der sinkenden Zahl der milchliefernden Betriebe und der Abwanderung der Milcherzeuger zu Molkereien, welche die Güteuntersuchungen in Laboren außerhalb Hessens durchführen lassen“, sagte Baltissen. Die Einnahmen aus der Milchleistungsprüfung stiegen dagegen um 38 000 Euro.

Neue Aufgaben rund um die Erfassung der Einsatzhäufigkeit von Antibiotika und die damit verbundene gesetzlich vorgeschriebene Meldung in die Tierarzneimitteldatenbank (TAM) sorgten laut Baltissen für ein hohes Beratungsaufkommen.

Das Tochterunternehmen Agrar-Beratungs- und Controll-GmbH (ABCG), schloss 2014 mit einem fast ausgeglichenen Ergebnis ab. Aufgrund der starken Erlössteigerung bei QS-Milch und QS seien die Erlöse um 250 Prozent auf 914 000 Euro gesteigert worden. Durch eine niedrigere Kostensteigerung sei das Ergebnis der ABCG um 22 000 Euro auf minus 880 Euro verbessert worden.

Weniger Fördermittel zu erwarten

Für 2015 strebt der HVL insgesamt eine positivere Entwicklung an, es werde jedoch von einem Jahresfehlbetrag von 29 000 Euro ausgegangen. Erklärtes Ziel sei es, ein neutrales Ergebnis zur erwirtschaften, so Baltissen. Es werde jedoch weiter mit rückläufigen Zahlen an Güteuntersuchungen gerechnet und die Anzahl der Milchviehbetriebe werde vermutlich weiter sinken. Außerdem werde die finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder noch weiter abgeschmolzen werden. „Die vom Gesetzgeber immer umfangreicheren bürokratischen Anforderungen an die Landwirtschaft werden für den HVL ein notwendiges Betätigungsfeld bleiben, um die Betriebe zu entlasten“, sagte Baltissen.

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