Pflanzenbau | LW HEUTE

Zuckerrübenernte rund 15 Prozent unter Durchschnitt

Trockenheit und Vergilbung zeigen ihre Wirkung

Die Zuckerrüben-Ernte in Rheinhessen, der Pfalz und Südhessen läuft seit Ende September auf Hochtouren, aber die Bauern sind eher unzufrieden: Die regenarme Vegetationsperiode habe in Teilen des Einzugsgebietes des Vereins der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer zu den schlechtesten Erträgen seit mehr als zehn Jahren geführt, so Vorsitzender Walter Manz.

Große Unterschiede in den Anbau-Regionen erfordern in diesem Herbst eine hohe Flexibilität bei der Abfuhr. Foto: Siée

„Aktuell rechnen wir in unserem Zuständigkeitsbereich mit einem durchschnittlichen Ertrag von 63 Tonnen pro Hektar – mit sehr starken regionalen Unterschieden“, berichtet Geschäftsführer Dr. Christian Lang. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag das Ergebnis bei 74,4 t/ha. Der Zuckergehalt liegt 2020 durchschnittlich bei rund 18 Prozent, er schwankte in der Vergangeneheit zwischen 17 und 19 Prozent.

„Die im dritten Jahr fehlenden Niederschläge sind nicht ohne Folgen geblieben. Dort, wo Vergilbung deutlich sichtbar den Zuwachs gebremst hat, warten viele mit Spannung auf die Ergebnisse der Zuckergehalts-Untersuchung. Gelbe Rübenbestände wachsen weniger bis gar nicht mehr zu. Sie können damit die ohnehin geringen Wassermengen schlechter verwerten“, teilte Lang mit. Seine Sorge: Die Kombination der geringen Mengen mit niedrigen Zuckerrübenpreisen aufgrund der gesunkenen Zuckererlöse des Unternehmens könnte die künftige Produktion auf dem Acker und in der Zuckerfabrik Offstein, in der 550 Menschen arbeiten, gefährden.

Große Unterschiede in den Anbau-Regionen erfordern laut Dr. Lang in diesem Herbst mehr Flexibilität bei der Abfuhr: „Einerseits werden gute Rübenbestände aus Gebieten mit Beregnungsmöglichkeit oder höheren Niederschlagsmengen gemeldet, andererseits stehen diesen teils extrem schwache Bestände gegenüber – vor allem in Rheinhessen, in der Südpfalz und in Südhessen.“ Ungewöhnlich hoch sei in diesem Jahr der Anteil an vergilbten Rübenflächen. Die Kampagne könnte 2020 noch vor dem Jahreswechsel beendet werden, glaubt Dr. Lang.

Kombination aus geringer Menge und niedrigen Preisen

Er sieht die Zuckerindustrie in einer sehr kritischen Situation, die nach Abschaffung wesentlicher Elemente der Marktstabilisierung in Europa entstanden sei: Sorgen bereiten ihm die hohen Vorräte auf dem Weltmarkt durch eine Ausdehnung der Produktion in Indien, Thailand und Brasilien (mit teilweise sehr stark subventionierten Märkten) sowie Wettbewerbsverzerrungen innerhalb Europas.

Aber auch weniger verfügbare Pflanzenschutzmittel, der Klimawandel mit invasiven Insekten und die Ausbreitung der bereits seit Jahrzehnten bekannten virösen Vergilbung seien zusätzliche Probleme.

Norbert Krupp – LW 43/2020