Am vergangenen Donnerstag wurde auf dem Spargelhof Appel in Darmstadt die Erdbeersaison offiziell eröffnet. Dazu eingeladen hatten der Hessische Verband für Erwerbsobstbau (HLEO), der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) und die Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen (MGH).
Die Erdbeere ist für Hessen die wichtigste Obstart. Zu diesem Schluss kam der hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung, als er den Start der Erdbeersaison auf dem Spargelhof Appel in Darmstadt-Arheilgen verkündete. Den Betrieb leitet Erik Appel. Auf dem Hof baut seine Familie bereits seit 1984 Erdbeeren an, sie waren die Ersten in der Region. Damals starteten sie mit 0,25 ha Erdbeeren, heute sind es ganze 10 ha. Die Erdbeeren werden mittlerweile in Folientunneln als Dammkultur angebaut und seit kurzem zusätzlich in Stellage. Die 1,5 m hoch aufgeständerten Pflanzgefäße werden automatisch bewässert. Überwacht wird die Bewässerung mit verschiedensten Sensoren, denn dieses System sei sehr störanfällig. Falle die Bewässerung aus, müsse man umgehend reagieren, da sonst binnen weniger Stunden die Kultur stak geschädigt werde, erklärt Appel. Die Stellagen sollen die Arbeitsabläufe, vor allem die Ernte, beschleunigen und Lohnkosten einsparen. In der Anschaffung sei eine solche Anlage zwar sehr teuer, Appel erhoffe sich jedoch eine Effizienzsteigerung davon.
Zusätzlich zu den Erdbeeren baut Appel Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren an. Und auch Spargel hat der Hof in seinem Portfolio. Für die Biogasanlage im benachbarten Darmstadt-Wixhausen produziert er außerdem Mais und Hirse und für die Schloßmühle in Ober-Ramstadt baut Appel Roggen und gelegentlich auch Weizen auf seinen Flächen an. Insgesamt verfügt der Spargelhof Appel über 100 ha Ackerfläche. In seinem Betrieb hat Appel 10 festangestellte Mitarbeiter, hinzu kommen in der Saison 70 bis 80 Erntehelfer.
Regionale Erdbeervermarktung
Seine Erdbeeren verkauft Appel über den Hofladen und 10 bis 15 Verkaufsstände direkt an die Verbraucher. Ein Feld für Selbstpflücker hat Appel schon vor längerer Zeit angelegt. Über die Obst- und Gemüsezentrale Rhein-Main eG (OGZ), bei der Appel Gründungsmitglied ist, geht ein Teil seiner Erdbeerernte zudem in den Großhandel. Wie viele andere Erdbeererzeuger lässt Appel seinen Betrieb für das hessische Qualitäts- und Herkunftszeichen „Geprüfte Qualität Hessen“ von der MGH zertifizieren. Die Vermarktung im Hofladen läuft gut und mit der Produktion von Erdbeersecco aus den eigenen Früchten war der Betriebsleiter sehr zufrieden. Er habe den Kunden zugesagt und da es mit diesem eigens hergestellten Produkt so gut gelaufen sei, überlege Appel in Zukunft damit zu beginnen, eine Marmelade aus seinen Erdbeeren herzustellen.
Große Sortenvielfalt bei den hessischen Erdbeeren
Dass die heimischen Erdbeeren, die teils schon seit Anfang April an den Verkaufsständen erhältlich sind, aromatisch duften und auch schmecken, ist laut Reiner Paul vom VSSE nicht selbstverständlich. Es sei nicht nur Einbildung, dass die regional erzeugten Erdbeeren anders schmecken als die in weit entfernten Regionen Südeuropas oder in Nordafrika erzeugten Erdbeeren. Das liege vor allem an den vielen verschiedenen Sorten, die hierzulande angebaut werden. Diese seien auf einen aromatischen Geschmack gezüchtet worden und nicht nur auf Transportfähigkeit. „Die richtigen Fans warten auf die Erdbeersaison“, sagt Paul.
Mittlerweile gebe es zahlreiche frühe Sorten, wie etwa Seraphine, Twist oder Glorielle, die bei günstigen klimatischen Bedingungen schon im April geerntet werden könnten. Auch spätreife Sorten, die bis in den Oktober hinein geerntet werden können, werden in Hessen angebaut, erzählt Klein.
Gute Bedingungen für die Erdbeeren
Der frühe Saisonstart mit nahezu idealen Bedingungen bis Anfang April lasse die hessischen Erdbeererzeuger optimistisch auf die Saison 2024 blicken, so Andreas Klein vom HLEO. Im milden Winter konnten sich die Erdbeerpflanzen gut entwickeln und auch der Dauerregen sei für die Dammkulturen kein Problem gewesen, da hier keine Staunässe auftrete. Nach den warmen Tagen Ende März und Anfang April hätten die Nachtfröste in der zweiten Aprilhälfte jedoch Probleme verursacht. Wo kein Wasser zum Frostschutz der Blüten vorhanden war, seien Fliese eingesetzt worden, um die Pflanzen abzudecken. Bei mangelndem Frostschutz seien Ernteausfälle durch Blütenfröste zu erwarten.
Krönung der neuen Erdbeerkönigin
Im Zuge der Veranstaltung krönte der Landwirtschaftsminister zudem die neue Erdbeerkönigin Wiebke I. Bei der anschließenden gemeinsamen Ernte erzählt die neue Erdbeerkönigin, wie sie zu ihrem Amt gekommen ist. Sie verbinde mit Erdbeeren zahlreiche Kindheitserinnerungen, wie den Erdbeerkuchen ihrer Oma. Deshalb sei sie stolz darauf, die hessischen Erdbeeren repräsentieren zu dürfen Die 28-Jährige wohnt in Ober-Ramstadt und ist gelernte Agrarbetriebswirtin.
AS – LW 19/2024