An der Friedrich-Aereboe-Schule in Griesheim konnten mit großer Freude Schulleiter Dr. Klaus Neumeyer und das Lehrerkollegium die neuen Betriebswirtinnen und Betriebswirte der Fachrichtung Agrarwirtschaft des Jahrgangs 2014 verabschieden. In einer Feierstunde mit Eltern, Partnern, Freunden und Ehrengästen erhielten die Absolventen ihre Abschlusszeugnisse.
Bei der Zeugnisübergabe stellte der Schulleiter fest, dass die überwiegende Zahl der Absolventen nun auf die elterlichen Betriebe geht, um künftig das erworbene Wissen in der Praxis umzusetzen. Die Familienbetriebe seien ein Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft. Dazu gehörten ebenso die landwirtschaftlichen Betriebe. Die Kombination aus Betrieb und Familie habe durch hohes persönliches Engagement und die Flexibilität der Mitglieder einen großen Vorteil gegenüber Konzernen.
Das Miteinander und die betrieblichen Erfordernisse
Aus seinen Erfahrungen in der Beratung landwirtschaftlicher Familienbetriebe habe er die enge Verflechtung von Familie und Betrieb allerdings nicht immer als optimale Konstellation empfunden. Dann, wenn es schlecht laufe, sei die Familie für den Betrieb eine große Gefahr, wie auch umgekehrt. In keinem anderen Bereich sei die Verflechtung der persönlichen und betrieblichen Abhängigkeiten so ausgeprägt, wie in der Landwirtschaft. Jede Schieflage führe daher zu Problemen. Die persönlichen Beziehungen der Akteure erschwere klare Lösungen, denn immer sei der nachrückende Betriebsleiter oder die Betriebsleiterin auch Sohn oder Tochter.
Entscheidungen, die im Sinne des Unternehmens getroffen würden, könnten von den betroffenen Familienmitgliedern falsch verstanden werden und ein Zusammenleben belasten. Gerade dann, wenn der Vater als Vater und der Sohn als Unternehmer in die Diskussion um Betriebsabläufe und Entscheidungen gehen. In folgenden Auseinandersetzungen ziehe sich häufig die ältere Generation zurück und bringe sich nicht mehr in den Familienbetrieb ein. Als Ausweg sieht Neumeyer nur eine konsequente Rollenklärung: In welcher Funktion spreche ich und in welcher höre ich zu? Chef oder Sohn? Anweisungen seien nur möglich, wenn nicht gleichzeitig als Familienmitglied gesprochen und gehört werde. Familie und Betrieb müssten daher als Systeme deutlich getrennt werden. Die Empfehlung Neumeyers lautet: „Legen Sie fest, wann über betriebliche Themen gesprochen werden soll und halten Sie den Plan ein. Halten Sie die Ergebnisse schriftlich fest und achten Sie darauf, dass Vereinbarungen strikt eingehalten werden.“ Nur so könne im Familienbetrieb der notwendige Abstand zwischen Betrieb und Familie erhalten werden.
Trotz Marktdruckes nicht gegeneinander arbeiten
Seitens des Regionalbauernverbandes Starkenburg gratulierte Vorsitzender Dr. Willi Billau den Absolventinnen und Absolventen für das Erreichte. Er rief die Absolventen dazu auf, ihren Beruf mit Stolz und Selbstbewusstsein zu erfüllen und zu vertreten. Billau betonte, dass für die Betriebe neben ihrer Anpassungsfähigkeit auf regionaler Ebene der Gemeinschaftssinn an Bedeutung gewinne. Die Zusammenarbeit von Nachbarn könne dazu führen, dass erhebliche Entlastungen realisiert werden. Zusammenarbeit und Zusammenhalt seien auch im politischen Leben von Bedeutung, weswegen die neuen staatlich geprüften Betriebswirte sich auch auf diesem Feld engagieren sollten. In der heutigen Landwirtschaft seien die körperlichen Belastungen weniger geworden, dafür aber die psychischen Belastungen durch Marktdruck und andere Dinge gestiegen. Auch hier helfe mehr Gemeinsinn und Gemeinschaft.
Den ganzen Beitrag können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen.Dr. Hildebrandt, LLH – LW 31/2014