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Auf hohe Schwarzwildbestände rechtzeitig und richtig reagieren

Starke Wildschäden durch Bewegungsjagd vermeiden

Über die zeitgemäßge Wildschweinbejagung in Waldeck-Frankenberg fand kürzlich eine Informationsveranstaltung für Jäger und Landwirte veranstaltet von den Hegegemeinschaften Diemelstadt und Volkmarsen in Wrexen statt. Im Zuge der laufend anwachsenden Wildschweinbestände in Nordhessen sorgt man sich dort besonders um die damit einhergehende Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest sowie um erhöhte Wildschäden.

Wühlschäden durch Schwarzwild nehmen zu. Foto: Ute Germann-Gysen
Peter Markett aus Hamm ist Berufsjäger und Landwirt. Für ihn sind revierübergreifende Bewegungsjagden und der Abschuss des Nachwuchses die Schlüssel zum Erfolg. Foto: Ute Germann-Gysen

Abhilfe könne nur die Anpassung der Jagdstrategien schaffen, lautete die Kernaussage von Berufsjäger Peter Markett aus Hamm in Westfalen, der vor gut 50 Landwirten und Jägern über „Die zeitgemäße Wildschweinbejagung“ sprach. Der Berufsjäger ist ausgebildeter Landwirt. Er setzt auf revierübergreifende Bewegungsjagden und auf den Abschuss des Nachwuchses, denn jeder weibliche Frischling könne schon innerhalb weniger als einem Jahr selbst wieder „frischen“, ein eher ungeöhnliches Phänomen bei den Wildschweinen, deren strenges Sozialgefüge funktioniere heute nicht oft nicht mehr. Das Ergebnis seien jährliche Vermehrungsraten von bis zu 300 Prozent. Statt aktuell knapp 40 Prozent sollten die Wildschwein-Strecken mindestens zu 75 Prozent aus Frischlingen bestehen. Auch noch gestreifte Frischlinge sollten nicht verschont werden. Denn schon in wenigen Monaten trügen diese zur Potenzierung der Bestände bei. Vermehrt beobachtete „Frischlingsbachen“, die weniger als zwölf Monate alt seien und nicht mehr als 30 kg wiegen, zeigten, dass der „Motor der Population auf Hochtouren“ laufe. Dem Abschuss von Frischlingen stünde, abgesehen von moralischen Hemmnissen, das Interesse der Jagd entgegen, „Wildbret in die Truhe zu bekommen.“ Der Wolf sei Regulator des Schwarzwildes, dieser greife nur selten in der adulten Altersklasse ein, eher verhalten in der Klasse der Überläufer und stark bei der Jungklasse, also bei den Frischlingen.

Drückjagd gut planen und Kontakt zu Nachbarrevieren

Das Schwarzwild lerne schnell dazu und sei äußerst vorsichtig. Die Bejagung erfordert viel Geduld und Geschick. Mit revierübergreifenden Bewegungsjagden könneaber effektiv in den Bestand eingegriffen werden. Dazu sei eine sorgfältige Vorplanung mit guten nachbarschaftlichen Kontakten nötig. Für den Erfolg sei auch Arbeitseinsatz im Revier erforderlich: Ansitzkanzeln stünden nicht an den optimalen Plätzen für die Bewegungsjagd. Stattdessen sollten zusätzliche Ansitze an strategisch günstigen Orten aufgestellt werden. Teilnehmenden Jägern müsse die Strategie przise erklärt werden, dass verstärkt Frischling und Überläufer bejagt werden sollen.

Behörden, Landwirte und Jäger Hand in Hand

Schließlich ging ein Appell an die Behörden und die Landwirte: „Wir brauchen ständig die Mithilfe der Landwirte vor Ort“. In Feldrevieren mit hohem Bewuchs wie Mais sollten Schneisen zur Bejagung sein. Für den entgangenen Ertrag der Schneisen müssen die Betriebe einen finanziellen Ausgleich erhalten. Die Tri­chinenbeschau sollte für Frischlinge bundesweit kostenlos sein.

Nachbesprechen und nach zwei Wochen wiederholen

„Bachen sind die Chefs in den Rotten. Sie steuern das Verhalten und kontrollieren die Paarungsbereitschaft. Bei Bewegungsjagden sollten sie nicht freigegeben werden“, so Markett. Denn die Fehlerquote sei hoch und das Sozialgefüge würde gestört.

Im Anschluss an die Jagd sollte eine Nachbesprechung durchgeführt werden. Weiterhin empfiehlt er eine Wiederholung der Drückjagd nach zwei Wochen. Anhand einer von ihm durchgeplanten Bewegungsjagd im Heimatgebiet belegte Markett die Effektivität.

Germann-Gysen – LW 47/2017
Jäger und Landwirte führen Drückjagd gemeinsam durch Beispiel aus Osthessen verdeutlicht erfolgreiches Vorgehen