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Bei Investitionen zählen Zinsen, Laufzeiten und Strategie

Die Finanzierung für den Betrieb richtig aufstellen

Wer seinen Betrieb zukunftsfähig halten will, muss investieren. Kredite sind weiterhin günstig. Wird dieser Anreiz zum Investieren noch anhalten? Die wirtschaftliche Situation der Betrie­be hat sich infolge höherer Erzeugerpreise etwas entspannt. Weiterhin gilt, dass auf Details in Bezug auf die Finanzierung von Investi­tionen im Landwirtschaftsbetrieb zu achten ist. Hierzu haben wir Dr. Christian Bock, Bereichsleiter Fördergeschäft bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Frankfurt am Main, befragt.

Dr. Christian Bock ist Bereichsleiter Fördergeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Foto: Moe

LW: Herr Dr. Bock, was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass landwirtschaftliche Betriebe auch in Zeiten eines bislang allgemeinen kostengünstigen Niedrigzinsklimas Rentenbank-Darlehen anfragen sollten, statt zum Beispiel einen Kredit von der Hausbank?

Dr. Christian Bock: Durch unser erstklassiges Triple-A-Rating, das uns alle drei führenden Rating-Agenturen bescheinigen, verfügen wir über eine hervorragende Bonität und damit einen exzellenten Zugang zum Kapitalmarkt. So können wir uns im Vergleich zu anderen Banken zu günstigeren Konditionen refinanzieren. Diesen Vorteil haben wir auch im gegenwärtigen Niedrigzins­umfeld – und geben ihn in Form günstiger Konditionen an unsere Kunden weiter. Es kommt aber nicht nur auf den Zinssatz, sondern auch auf die Laufzeit an. Gerade landwirtschaftliche Investitionen sind ja sehr langfristige Investi­tionen, die auch langfristig finanziert werden sollten. Die Hausbanken sind ihrerseits aus re­­gulatorischen Gründen auf eine fristenkongruente Re­finan­zierung angewiesen. Genau hier können wir unsere Refinanzierungsstärke voll einbringen. Jedoch passt nicht für alle Anlässe ein Förderdarlehen. So bieten wir keine kurzfristigen Betriebsmittelkredite, Erntevorfinanzierungen oder Darlehen mit Son­dertilgungsrechten an. Hier hat die Hausbank die passenden Produkte im Angebot.

LW: Um ihre Betrie­be in den Agrarmärkten wettbewerbsfähig zu halten, haben zukunftsorientierte Landwirte bereits vor Jahren Wachstums­inves­titionen vollzogen, mit der Fol­ge, dass ein hoher Kapitaldienst auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben liegt. Zukunftsfähigkeit ist häufig an die bestehende Hofnachfolge gekoppelt. Was raten Sie Betriebsleitern, die einen Hofnachfolger haben und weiter in ihren Betrieb investieren wol­len, aber noch Schulden abzutragen haben, wie sie strategisch vorgehen sollten?

Dr. Bock: Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Hofnachfolge ist es doch, dass sich der Betrieb auch in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt hat. Zu einer guten Ausgangslage gehört eine gesunde Bilanzstruktur mit einem gewissen Fremdkapitalanteil. Es ist wichtig, den zukünftigen Hofnachfolger frühzeitig in die Weiterentwicklung des Betriebs und in die Investitionsentscheidungen einzubinden. Hier ist eine langfris­tige Strategie zu entwickeln: Was sind meine persönlichen Wünsche und Ziele? Wie soll der Betrieb zukünftig aussehen? Mit unse­rer Junglandwirte-Förderung unterstützen wir gezielt die dazu notwendigen Investitionen. Für eine gute Ausganslage finanzieren wir auch Umschuldungen im Rahmen der Hofübergabe. Junge Hofnachfolger erhalten bis zum 41. Lebensjahr unsere besonders günstigen Top-Konditionen.

LW: Gibt es Bereiche, in denen Banken zum Beispiel aufgrund von Unsicherheiten in der politischen Entwicklung sich bei der Mitfinanzierung von Investitionen eher zu­rück­hal­ten, möglicherweise zum Beispiel Biogas oder Mastanlagen?

Dr. Bock: In der Landwirtschaft haben Investitionen stets einen langfristigen Charakter. Daher darf man als Landwirt oder auch als Bank die politische Entwicklung nicht außer Acht lassen. Eine gewisse Unsicherheit, wie es weiter geht, besteht ja in jeder Branche. Allerdings stellt die Landwirtschaft durch ihre guten Besicherungsmöglichkeiten und das solide Geschäftsmodell für Banken eine hoch attraktive Kundengruppe dar. Daher stehen die Banken den Landwirten beratend zur Seite und suchen nach möglichen Szenarien, um Investitionen auch bei schwierigen Gegebenheiten zu finanzieren.

Moe – LW 43/2017
Finanzieren in Zeiten volatiler Märkte Innovationen und Standortvorteile erfordern Investition