Finanzieren in Zeiten volatiler Märkte
Innovationen und Standortvorteile erfordern Investition
Das Investitionsklima in der Landwirtschaft ist ruinös. Die LiquiditätsÂlage vieler Betriebe hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren infolge der stark gefallenen Erzeugerpreise rapide verschlechtert. Weitere Herausforderung für die landwirtschaftlichen Unternehmen ist die starke Preisvolatilität auf den Agrarmärkten, die mittlerweile nahezu alle Erzeugnisse betrifft. Dr. Christian Bock, Bereichsleiter im Fördergeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Frankfurt am Main, erörtert Konsequenzen aus diesen Rahmenbedingungen für die Finanzierung im landwirtschaftlichen Unternehmen.

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Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Betriebe im Wirtschaftsjahr 2014/15 stark zurückgingen. Besonders in der Tierhaltung und speziell in der Milcherzeugung ist die wirtschaftliche Situation äußerst angespannt. Die Stimmung in der Landwirtschaft hat sich vor diesem Hintergrund insgesamt deutlich eingetrübt. Das zeigt auch die aktuelle Befragung von circa 1 000 Landwirten für das Investitions- und Konjunkturbarometer Agrar. Die Landwirte schätzen dabei die Liquiditätslage ihrer Betriebe zunehmend schlechter ein.
Betriebe haben inzwischen langfristigen Kapitalbedarf
Aus dieser Situation entstehen sowohl für die Landwirte, als auch für die finanzierenden Banken Herausforderungen.
Die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit ist für viele Betriebe eine Herausforderung. Die Landwirtschaftliche Rentenbank hat bereits 2015 ihr Programm „Liquiditätssicherung" geöffnet. Bis zum Jahresende wurden Darlehen in Höhe von 345 Mio. Euro über die Hausbanken an die Landwirte ausgereicht. Das ist der höchste Wert seit fünf Jahren. Dabei wurde deutlich, dass viele Betriebe einen langfristigen Finanzierungsbedarf haben, denn sie fragten verstärkt Liquiditätssicherungsdarlehen mit zehnjähriger Laufzeit nach. Die hohe Nachfrage trug dazu bei, dass sich das Neugeschäft bei den zinsgünstigen Programmkrediten der Rentenbank, trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage in der Agrarwirtschaft, erhöhte. Es stieg 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 13,8 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 7,8 Mrd. Euro. Viele Unternehmen nutzten also schon die niedrigen Zinsen.
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Konditionen für Investitionen vergleichsweise vorteilhaft
Bis Mitte 2009 waren die Unterschiede zwischen den Zinssätzen für Unternehmenskredite geÂring. Seitdem haben sie sich aber ausgeweitet. Unternehmen in Südeuropa haben jetzt deutlich höhere Kosten für Fremdkapital – in Spanien circa 3,5 Prozent, in Italien circa 4 Prozent. Unternehmer in Deutschland können sich dagegen mit circa 2 Prozent wesentlich günstiger finanzieren. Noch besser haben es deutsche Landwirte.
Gute Bonität und Besicherung vorausgesetzt, konnten sie 2015 bei der Rentenbank im Rahmen der „Top Konditionen" vergleichbare Darlehen mit Zinssätzen von etwas über 1 Prozent, bei zehnjähriger Laufzeit, erhalten.
Gerade in Zeiten volatiler Märkte und niedriger Erzeugerpreise ist dieser Zugang zu zinsgünstigem Kapital für die Betriebe ein essenzieller Erfolgsfaktor.
Deutschland hat dabei einen nicht zu unterschätzenden Standortvorteil. Und die Geschäftszahlen der Rentenbank machen deutlich: Landwirte haben in Deutschland, trotz der angespannten Markt- und betriebswirtschaftlichen Situation, beständigen Zugang zu zinsgünstigen Finanzierungen.