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Der Mehrwert von Zwischenfrüchten

Kosten-Nutzen-Betrachtungen

Zwischenfruchtanbau bringt zahlreiche Vorteile, verursacht aber auch Mehraufwand. Wie und wann er sich rechnet, das war ein Thema auf dem Humus-Klima-Tag in Berlin.

Die Kosten für den Zwischenfruchtanbau sind in der Regel gedeckt, wenn dadurch Mehrerträge bei den Folgekulturen erzielt werden. Foto: landpixel

Kosten und Nutzen eines Zwischenfruchtanbaus gegenseitig abzuwägen, ist ein komplexes Thema. Dr. Thomas de Witte vom Thünen-Institut Braunschweig nahm dazu auf dem Humus-Klima-Tag des Humus-Klima-Netzwerks im März in Berlin eine Einordnung anhand verschiedener Versuchsergebnisse vor.

Kostenseitig zählte der Wissenschaftler dabei vor allem den Aufwand für die Düngung, das Aussaatverfahren und das Saatgut auf. Auf der Nutzenseite ergeben sich Mehrwerte durch die Nähr­stoffanreicherung für die Fol­gekulturen, die Unkrautunter-drückung sowie den Humus-aufbau und den Erosionsschutz des Bodens. Ertragswirkungen und phytosanitäre Effekte sowie die Wasserverfügbarkeit für die Folgekultur können, abhängig vom Management und Standort, sowohl Gewinn als auch Kosten verursachen.

Die Kosten variieren je nach Aussaatverfahren

Die Verfahrenskosten variieren je nach Aussaatverfahren stark. So betragen die Mechanisierungskosten bei extensiveren Vorernteverfahren wie die Aussaat per Drohne oder direkt am Mähdrescher in der bestehenden Nutzkultur etwa zehn bis 30 Euro pro Hektar. Intensivere Verfahren seien die Direktsaat unmittelbar nach der Ernte, die Grubbersaat im Zuge des Mulchsaatverfahrens oder eine intensive Mulchsaat zum späteren Zeitpunkt. Hier können die Mechanisierungskosten auf bis 150 Euro pro Hektar hochschnellen (Mulchsaat).

Mit zunehmender Intensität der Verfahren nimmt die Vegetationszeit ab, der Wasserverbrauch zu, die Anforderungen an eine gute Strohverteilung sinken tendenziell. Der Zeitbedarf, der mit zunehmender Intensität der Aussaatverfahren steigt, werde dann zum kritischen Faktor, wenn sich die Aussaat der Zwischenfrüchte mit Hauptarbeitsspitzen überschneidet und zum Beispiel mit der Rapsaussaat konkurriert.

Für den Ökonomen stellt sich hier die Frage, ob eine Arbeitsstunde im August dann genauso bewertet werde wie eine im Oktober, da zum Beispiel bei der Rapsaussaat andere Opportunitätskosten anfallen.

Saatverfahren und Zwischenfruchterträge

Je nach Standort und Bodenbedingungen haben alle Verfahren ihre Vorteile, betonte de Witte. Bei einer Drohnenaussaat kann der Feldaufgang im Vergleich zur betriebsüblichen Aussaat von Zwischenfrüchten schlechter, aber trotzdem aufgrund der längeren Vegetationszeit sinnvoll sein. Entscheidend sei nicht nur der Feldaufgang, sondern die Entwicklung der Zwischenfrucht.

In einem Hohenheimer Versuch wurden die Zwischenfruchterträge nach Handaussaat zehn Tage vor der Ernte, nach Direktsaat einen Tag nach der Ernte und nach klassischer Mulchsaat zehn Tage nach der Ernte mit einer 10 cm tiefen Stoppelbearbeitung vorab verglichen. Trotz der zunächst besseren Feldaufgänge im Mulchsaatverfahren waren am Ende der Vegetationszeit die Biomasseaufwüchse bei der Vorerntesaat höher. Hauptursache hierfür ist die längere Vegetationszeit.

Bei den Saatgutkosten gebe es extreme Unterschiede, überwiegend liegen diese bei 60 bis 100 Euro pro Hektar. Höhere Kosten fielen bei Mischungen mit höheren Anteilen grobkörniger Leguminosen an. Inklusive Verfahrenskosten gibt de Witte eine große Spannbreite an Gesamtkosten von 50 bis 300 Euro pro Hektar an. Es sei fraglich, ob das obere Ende der Spanne durch einen entsprechend höheren Nutzen ausgeglichen werden kann.

Leguminosenmischungen für Rote Gebiete sinnvoll

In einem Versuch der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurden folgende Zwischenfruchtanbau-Varianten miteinander verglichen: Ölrettich ungedüngt und gedüngt (60 kg N/ha), Ölrettich/Wicke sowie eine Mischung aus Senf/Erbse und Ackerbohne/Erbse/Wicke. Die Kombination aus Rettich mit Wicke beziehungsweise Ackerbohne/Erbse ergab gegenüber dem ungedüngten Ölrettich 40 bis 75 kg höhere N-Aufnahmen.

Bei einer unterstellten Pflanzenverfügbarkeit von 50 Prozent und Stickstoffkosten von 1,1 Euro/kg N ergibt sich ein Nutzen von 22 bis 41 Euro/ha im Vergleich zum ungedüngten Ölrettich. Im Vergleich zu einem gedüngtem Ölrettich reduzierte sich der Vorteil der Mischungen auf 14 bis 33 Euro/ha. „Solche Leguminosenmischungen sind also vor allem in Roten Gebieten eine Alternative, ansonsten eher zu teuer“, ordnete de Witte ein.

Bodenaktivität: Pflanzenvielfalt hilfreich

In niedersächsischen Versuchen wurde die mikrobielle Biomasse als Ausdruck der Mikrobenaktivität im Boden von verschiedenen Mischungen (Senf sowie Mix aus vier und zwölf Komponenten) mit einer Brache verglichen. Mit zunehmender Artenvielfalt in den Mischungen nahmen die Wurzelbiomasse und die biologische Aktivität im Boden deutlich zu.

Ermittelt wurde auch die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen. Bei Stickstoff ergab sich mit einer sehr diversen Mischung mit Leguminosen im Vergleich zu Senf und einer weniger diversen Mischung mit vier Zwischenfruchtarten ein Plus von 20 kg/ha, bei K von 27 kg/ha, bei P von 2,5 kg/ha und bei Mg von 1,3 kg/ha. Durch die zusätzliche Nährstoffmobilisierung lassen sich auf guten Standorten Zusatzkosten in der Größenordnung von rund 60 Euro/ha decken.

Probleme beim Anbau von Zwischenfrüchten

Der Zwischenfruchtanbau birgt auch Risiken. Durch Zwischenfrüchte können Fruchtfolgekrankheiten wie Kohlhernie, Sklerotina oder Leguminosenmüdigkeit gefördert werden. Dieses Risiko ist durch die Auswahl der Arten zu begrenzen.

Auch ein Aussamen in der Folgekultur kann Zusatzaufwand verursachen. Wenn beispielsweise ausgesamter Senf in Zuckerrüben aufläuft, können schnell zusätzliche Pflanzenschutzkosten von 30 Euro pro Hektar entstehen. Durch rechtzeitiges Dezimieren des Zwischenfruchtbestandes lassen sich solche Zusatzkosten vermeiden.

Brauchen Zwischenfrüchte zu viel Wasser?

In der landwirtschaftlichen Praxis hält sich die Aussage, dass Zwischenfrüchte zu viel Wasser verbrauchen und somit in der Folgekultur Ertrag kosten können. Mehrjährige Versuche des Deutschen Wetterdienstes in Threna bei Leipzig bestätigen dies jedoch nicht. Im Mittel von zehn Jahren war der Bodenwassergehalt unter Zwischenfrüchten im Herbst geringer als unter Stohmulch. Durch die Winterniederschlägen konnte dieses Defizit jedoch ausgeglichen werden, so dass aufgrund der besseren Wasserinfiltration und der geringeren Verdunstung unter Zwischenfrüchten die Folgekulturen mit dem gleichen Bodenwassergehalt an den Start gingen.

„Zwischenfrüchte sollten aufgrund des Wasserverbrauchs somit in der Regel keinen Ertrag in der Folgekultur kosten“, schlussfolgerte de Witte. Ein Risiko bestehe jedoch bei winterharten Zwischenfrüchten, die bei zu langem Wachstum im Frühjahr zusätzlich Wasser verbrauchen könnten.

Schutz vor Bodenerosion

Die positiven Auswirkungen von Zwischenfrüchten zur Verringerung von Bodenerosion werden im Zuge des Klimawandels zunehmend bedeutsamer. In einem sechsjährigen Versuch (2015 bis 2022) im niedersächsischen Asendorf wurde die Aggregatstabilität des Bodens einer Brachefläche mit Zwischenfruchtflächen verglichen. In dem Versuch wurde der sogenannte „mean weight diameter“ (mittlerer gewichteter Aggregatdurchmesser) als Indikator für die Aggregatstabilität herangezogen.

Größere Aggregate sind stabiler und damit weniger erosionsanfällig. Darüber hinaus verbessern sie die Wasserinfiltration und binden mehr organischen Kohlenstoff. Im Versuch konnte gezeigt werden, dass unter Zwischenfrüchte statistisch signifikant größere Bodenaggregate entstehen als unter Brachte. Weiterhin zeigte sich in der Tendenz, dass diversere Mischungen einen positiveren Effekt haben als Reinsaaten. Allerdings waren die Unterschiede hier nicht statistisch signifikant.

Ertragsunterschiede nach Zwischenfruchtanbau

Am wichtigsten ist dürfte für Landwirte aber letztlich die Ertragswirkung von Zwischenfrüchten auf die Folgekultur sein. In den von dem Betriebswirtschaftler betrachteten Versuchen zeigten sich je nach Standortbedingungen und Versuchsanlage teilweise sehr unterschiedliche Ergebnisse.

In einem Zwischenfruchtversuch im niedersächsischen Asendorf waren die Erträge für Silomais nach Zwischenfrüchten in den Jahren 2018 und 2019 etwa 10 Prozent (5,9 t FM/ha) höher als nach einer Brache. Vielfältige Zwischenfruchtmischungen führten im Vergleich zur Senf-Reinsaat jedoch nur zu geringen Mehrerträgen von etwa 3 Prozent (2 t FM/ha). Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant.

Mehrertrag bei Mais und bei Kartoffeln

Bei einem Silomaispreis von 30 Euro/t FM ergeben sich Mehrerlöse von etwa 180 Euro/ha Silomais. Wird hingegen ein Maispreis von 43 Euro/t unterstellt, steigt der Mehrerlös auf 250 Euro/ha. Unter Berücksichtigung des zuvor diskutierten Nährstofftransfers können Zwischenfrüchte vor Silomais somit Kosten in der Größenordnung von 200 bis 300 Euro/ha tragen.

Noch höhere Ertragsvorteile ergaben sich bei Zwischenfrüchten vor Kartoffeln in einem 17-jährigen Fruchtfolgeversuch (2002 bis 2019) der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Kreis Kleve. Verglichen wurden die Erträge der Fruchtfolge von Silomais-Winterweizen-Kartoffeln mit derselben Fruchtfolge ergänzt durch Ölrettich vor den Kartoffeln. Durch Anbau von Ölrettich vor den Kartoffeln ergaben sich Mehrerträge von 65 dt/ha, was bei einem Kartoffelpreis von 10 Euro/dt FM einem Mehrerlös von 650 Euro/ha entspricht. Offen bleibt jedoch die Frage, ob sich diese extremen Werte auch auf weniger enge Kartoffelfruchtfolgen übertragen lassen.

Unterschiedliche Ergebnisse bei Zuckerrüben

Ein einjähriger Versuch der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (2019) zur Ertragswirkung von Zwischenfrüchten vor Zuckerrüben führte je nach Standortbedingungen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Auf dem leichten Beregnungsstandort ergaben sich durch gedüngte und gut etablierte Zwischenfrüchte Mehrerträge von 10 bis 20 t Rüben. Selbst bei niedrigen Rübenpreisen von 30 Euro/t ergeben sich daraus Mehrerlöse in der Größenordnung von 300 bis 630 Euro/ha. Bei Rübenpreisen von 55 Euro/t, wie im letzten Jahr, steigt der Mehrerlös auf 550 bis 1 100 Euro/ha.

Auf einem schweren Standort ergaben sich im gleichen Jahr nach Zwischenfrüchten jedoch Ertragsnachteile von 5 t Rüben/ha im Vergleich zum Strohmulch. Dies entspricht Erlösnachteilen von 150 Euro/ha bei 30 Euro/t Rüben beziehungsweise 250 Euro/ha bei 55 Euro/t Rüben.

Fazit: Mehrerträge machen Zwischenfrüchte rentabel

Thomas de Witte zog folgende Schlussfolgerungen aus den präsentierten Versuchsergebnissen:

Susanne Gnauk, Redaktion BWagrar – LW 23/2024
Die Maisaussaat beginnt mit der Zwischenfrucht im Herbst Erosionsschutz im Maisanbau
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