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Geht es ohne Pflanzenschutz im Weinbau?

Diskussion im Saal des Winzervereins Deidesheim

Die Vereinigung Pfälzer Winzergenossenschaften (VPW) diskutierte Anfang Februar mit Reinhold Hörner, Präsident des Weinbauverbands Pfalz; Michael Reininger, Referent beim Deutschen Raiffeisenverband; Jürgen Düringer vom Weingut Georg Mosbacher sowie dem Bundestagsabgeordneten Johannes Steiniger von der CDU und der Europaabgeordneten Jutta Paulus (Die Grünen/EFA Fraktion) über die Pläne der EU. Hier einige Stimmen der Podiumsdiskussion.

Die Organisatoren der Vereinigung Pfälzer Winzergenossenschaften und die Podiumsgäste beim Winzerverein Deidesheim, Jutta Paulus in der Mitte. Foto: VPW
Den zahlreich erschienenen Besuchern der Podiumsdiskussion liegt die Zukunft des Weinbaus in der Pfalz am Herzen. Foto: VPW

Der Winzerverein Deidesheim war ausrichtender Gastgeber einer gut besuchten Diskussionsrunde zum jüngsten Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Verordnung zum nachhaltigen Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln. Die EU-Kommission plant den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. In Schutzgebieten wie Vogelschutz und FFH-Gebiete wäre ein Komplettverbot vorgesehen.

Viel Fläche am Haardtrand von Verbot betroffen

Bei der geplanten Umsetzung wären große Gebiete entlang des Haardtrandes am Pfälzer Wald betroffen. Durch das Verbot würde eine weitere weinbauliche Nutzung fast unmöglich. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Vorstandsvorsitzenden des Winzerverein Deidesheim Arthur Braun und den stellvertretenden Vorsitzenden der VPW und Geschäftsführer der Winzergenossenschaf Herxheim am Berg, Thomas Vogel. Die ehemalige Pfälzische Weinkönigin Anastasia Kronauer moderierte den Gedankenaustausch.

Im Publikum verfolgten rund 80 konventionell und biologisch arbeitende Winzer die Diskussion. In der aktuellen Entwurfsfassung der EU-Kommission würde die Verordnung wohl das „Aus“ für den Weinbau in der Pfalz bedeuten. Bis zu 40 Prozent der Weinbaufläche im Land wären von den Maßnahmen betroffen. Jutta Paulus ist der Meinung, dass „ein undifferenziertes Verbot aller Pflanzenschutzmittel in großflächigen Gebieten“ zu kritisieren sei.

Selbst bei PIWIS sind Fungizide notwendig

Explizit gefordert werden, sollten Produkte, die kaum Auswirkungen auf die Natur haben. So könne der Erhalt des Weinbaus in der Region langfristig gesichert werden. Aus Sicht der Winzer könne auf den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden durch mechanische Unterstockbearbeitung oder Anwendung von Pheromonen teilweise verzichtet werden. Gesondert zu diskutieren, wären die möglichen umweltschonenden Maßnahmen beim Kirschessigfliegenbefall roter Rebsorten. Ganz ohne Pflanzenschutz wird es auch aufgrund von Pilzkrankheiten keineswegs gehen.

Fungizide sind selbst beim stetig wachsenden Anbau von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWIS) noch notwendig. Pflanzenschutzmittel mit weniger Nebenwirkungen wären aus Sicht der Winzer die optimale Lösung. Es läge an der Industrie, in Forschungen zu investieren, die einen Pflanzenschutz ohne negative Begleiterscheinungen möglich machen. Die aus Neustadt/Wstr. stammende Jutta Paulus berichtete über den aktuellen Stand in Brüssel. Sie sei davon überzeugt, dass es für ein totales Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in Schutzzonen am Ende des Gesetzgebungsverfahrens keine Mehrheit geben werde, so dass der Weinbau für die Mittelhaardt auch weiter eine wichtige Rolle spielen werde.

Es sei aber unabdingbar, den Pflanzenschutzmittelverbrauch zu reduzieren, um auch langfristig fruchtbare Böden und sauberes Trinkwasser erhalten zu können. Thomas Vogel ist der Meinung, dass ein qualitätsorentierter und gewinnbringender Weinbau ohne maßvollen Einsatz von PSM nicht denkbar ist.

Die Mitglieder einer Genossenschaft sind ohnehin bestrebt, die Kosten bei der Bewirtschaftung so gering wie möglich zu halten.

Die VPW ist der Verbund der Pfälzer Winzergenossenschaften, der die Interessen dieser politisch vertritt und die gegenseitige Vernetzung zentral unter einem Dach koordiniert. Gleichzeitig ist die VPW mit 300 Mitarbeitenden einer der stärksten Arbeitgeber in der pfälzischen Weinbranche. Der Vereinigung gehören insgesamt rund 2 000 Winzer an, die eine Rebfläche von circa 3 000 Hektar bewirtschaften, rund 15 Prozent der gesamten Rebfläche des Anbaugebietes Pfalz entspricht.

 – LW 8/2023
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