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Die Rolle der Zertifizierung wächst mit der Waldprämie

Neues PEFC-Zertifikat für die Region Hessen erteilt

Nach Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr, hat nun die PEFC-Region Hessen den aufwendigen Re-Zertifizierungsprozess im 20. Jahr der Regionalen Arbeitsgruppe Hessen erfolgreich durchlaufen. Sie erfüllt alle Voraussetzungen für die nächste Zertifizierungsperiode. Das bedeutet, dass zertifizierte hessische Waldbesitzer auch in Zukunft ihr nachhaltiges Wirtschaften mit der PEFC-Urkunde belegen können. Seit zwei Wochen ist eine Zertifizierung für die Beantragung der aktuellen Nachhaltigkeitsprämie Wald eine Notwendigkeit.

Detlef Stys, Vorsitzender der Regionalen PEFC-Arbeitsgruppe Hessen, mit dem neuen PEFC-Zertifikat. Er bemerkte, dass die Bedeutung der Zertifizierung und somit die Nachfrage steigt. Foto: Werner Ebert/PEFC

Private und kommunale Waldbesitzer, die PEFC oder FSC zertifiziert sind, können nun auf der Internetseite www.bundeswaldpraemie.de die Nachhaltigkeitsprämie Wald beantragen. Dies ist bis 30. Oktober 2021 möglich. Für FSC-zertifizierte Wälder werden 120 Euro/ha gewährt, für PEFC-zertifizierte Wälder 100 Euro/ha. Der Mindestauszahlungsbetrag liegt bei 100 Euro, als Obergrenze dient die De-Minimis-Regelung von 200 000 Euro in den letzten drei Jahren.

Wer nun einen Wald größer als ein Hektar besitzt und noch keine Zertifizierung hat, kann dennoch die Nachhaltigkeitsprämie Wald beantragen und eine Zertifizierung bis 30. September 2021 nachreichen, ist auf der Internetseite der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe zu lesen.

Neues Handlungsprogramm beinhaltet Klimawandel

Ein Laubmischwald mit uralten Buchen bildete den würdigen Rahmen für die Übergabe des neuen PEFC-Zertifikats für Hessen an die Regionale PEFC-Arbeitsgruppe Hessen (RAG Hessen). Raimund Kaltenmorgen, zuständiger Abteilungsleiter bei der Zertifizierungsstelle DIN CertCo Gesellschaft für Konformitätsbewertung mit Sitz in Berlin, übergab im Stadtwald Frankfurt die Urkunde an Detlef Stys, Vorsitzender der Regionalen PEFC-Arbeitsgruppe Hessen. Damit erhält Hessen für weitere fünf Jahre die PEFC-Zertifizierung.

Vorausgegangen war ein umfangreicher Evaluierungs- und Prüfungsprozess der nachhaltigen Bewirtschaftung von Hessens Wäldern. Die Regionale PEFC-Arbeitsgruppe beschäftigte sich intensiv mit der forstlichen Lage in Hessen, analysierte die zurückliegende fünfjährige Periode in Bezug auf 21 fachliche Kriterien und die 2015 erarbeiteten Ziele und Maßnahmen. Sie identifizierte Abweichungen von den formulierten Zielen und passte sie daraufhin an die aktuellen Herausforderungen an. So formulierte die RAG ein neues „Ziele und Handlungsprogramm“ (ZuH), welches als Leitfaden für die kommende Zertifizierungsperiode in Hessen dient. Am Ende stand eine umfangreiche und erfolgreiche Überprüfung durch die DIN CertCo unter Einbeziehung einer verstärkten Kontrolle in den zertifizierten Betrieben Hessens.

Raimund Kaltenmorgen erklärte: „Überzeugend und ganz im Sinne von PEFC sind die Anpassungen im ZuH bei den Kriterien zur Unfallverhütung, zur Erzielung angepasster Wildbestände und zum Biotop- und Artenschutz sowie die Ergänzungen zu den Auswirkungen und Folgen des Klimawandels.“

Für Stys ist das neue Zertifikat Anlass zur Freude, aber auch Verpflichtung und Ansporn, die damit verbundenen Herausforderungen anzugehen: „Der Wald in Hessen hat sich verändert. Er ist einerseits naturnäher und artenreicher geworden, aber er hat auch gewaltige Störungen und Belastungen hinnehmen müssen. Man muss davon ausgehen, dass es in den nächsten Jahren aufgrund des andauernden Klimawandels nicht einfacher wird. Unsere Aufgabe wird es daher sein, die zertifizierten Forstbetriebe zu unterstützen, unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen die PEFC-Vorgaben umzusetzen.“ Hessen ist nach Auffassung von Detlef Stys mit 89 Prozent zertifizierter Waldfläche gut aufgestellt: „Der Holzwirtschaft stehen große Mengen zertifiziertes, nachhaltig produziertes Holz zur Verfügung. Die Bürger können darauf vertrauen, dass unsere PEFC-zertifizierten Wälder gleichermaßen nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien gepflegt werden.“

„Der Nachweis der nachhaltigen und umweltverträglichen Waldbewirtschaftung durch eine unabhängige Zertifizierungsorganisation wie PEFC ist für uns in Anbetracht der vielen am Wald interessierten Akteure enorm wichtig“, sagte Peter Rodenfels, stellvertretender Leiter der Abteilung Stadtforst im Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main. „Im Hinblick auf die extremen Waldschäden durch die vergangen Trockenjahre sehen wir uns mit dem PEFC-Zertifikat handlungsfähig, die Herausforderungen der Zukunft anzugehen.“

31 Indikatoren der Waldbewirtschaftung

Viele der Indikatoren für Nachhaltigkeit, etwa die Biodiversität, sind auf den oft kleinen und wenig repräsentativen Flächen eines einzelnen Forstbetriebs nicht überprüfbar. Deshalb wird das Verfahren der Zertifizierung mit der Bildung einer Regionalen PEFC-Arbeitsgruppe eingeleitet. Die Arbeitsgruppe erstellt unter anderem den Regionalen Waldbericht (alle zehn Jahre), in dem anhand einer Checkliste von 31 Indikatoren die Waldbewirtschaftung in der Region durchleuchtet und dokumentiert wird und Ziele für die nächsten fünf Jahre gesetzt werden. Als Kriterien für die Zertifizierung gelten unter anderem folgende Faktoren:

Auf Antrag der Regionalen PEFC-Arbeitsgruppe überprüft eine akkreditierte Zertifizierungsstelle anhand einer umfangreichen und detaillierten Checkliste die Waldbewirtschaftung in der Region und die Übereinstimmung mit den Anforderungen von PEFC. Eine positive Beurteilung eröffnet dem Waldbesitzer in der Region die Möglichkeit, an der Zertifizierung nach PEFC teilzunehmen. Dazu ist die Unterzeichnung einer freiwilligen Selbstverpflichtungserklärung notwendig, mit der sich der Waldeigentümer zur Einhaltung aller PEFC-Standards verpflichtet. Erst dann erhält der Waldbesitzer die PEFC-Urkunde. Die Einhaltung der PEFC-Standards wird jährlich stichprobenartig überprüft.

pefc – LW 50/2020
Zertifizierung im Forst – ein Markt der sich selbst erschaffen hat PEFC oder FSC ist die Frage