Regionale Wertschöpfung, sehr gute Wärmedämmung und eine sehr positive Klimabilanz – all diese positiven Werte vereint der Bau- beziehungsweise Dämmstoff Stroh in sich. Über aktuelle Möglichkeiten berichtet Erich Gersbeck vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen.
Bauen mit natürlichen Baustoffen aus der unmittelbaren Nachbarschaft, außerdem beim Bauen selbst mithelfen zu können, all das sind Vorteile, die ebefalls beim Bauen mit Stroh auf der Habenseite stehen. Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Mittleren Westen der USA die ersten Strohballenhäuser errichtet. Der Mangel an Bauholz und die gute Verfügbarkeit des Materials förderten dies. Einige dieser alten Häuser stehen seit über 100 jahren. Später kam diese Bauweise nach Europa. In Deutschland nimmt der Strohbau derzeit langsam Fahrt auf – nach vorsichtigen Schätzungen lässt sich der Bestand hierzulande auf etwa 500 Gebäude beziffern.
Verschiedene Bauweisen, gleiche Vorteile
Grundsätzlich lassen sich drei Bauweisen unterscheiden: Die lasttragende Bauweise – hier bilden gestapelte Strohballen die Wände und Tragen die Last des Daches. Alternativ dazu gibt es die Bauweise mit Holzständern, bei der das Stroh als Isolierung vorgesetzt wird, sowie die Ausfachung mit Strohballen als wandbildende Elemente. Letztere Variante setzt sich immer mehr durch. Was sind nun die Vorteile des Strohballenhauses? Durch die sehr gute Wärmedämmung (λ-Wert = 0,052 W/m*K) von Stroh lassen sich problemlos Niedrigenergie- oder sogar Passivhäuser realisieren. Außerdem ist der Dämm- beziehungsweise Baustoff Stroh sehr umweltfreundlich zu erzeugen. Bei gleichem Dämm-Wert (U=0,20 W/m²*k) werden laut Umweltinstitut München 3 kWh/m² Energie für die Erzeugung von Stroh verbraucht, bei Styropor sind es 160 kWh/m², also mehr als 50-mal so viel. Im Stroh für ein Einfamilienhaus sind außerdem rund 10 Tonnen CO2 für die Lebensdauer des Gebäudes gespeichert. Die finale Entsorgung stellt keinerlei Problem dar. Auch die regionale Wertschöpfung profitiert in vielen Fällen bei der Beschaffung von wesentlichen Bauteilen des Strohballenhauses (Stroh, Holz, Lehm).
Das Stroh muss Mindestanforderungen genügen
Welche Anforderungen hat nun der Planer an das zu liefernde Stroh? Folgende Mindesteigenschaften sind zu erfüllen:
Holzrahmenbau wird problemlos genehmigt
Stroh als Dämmstoff für die Strohbauweise im Holzrahmenbau ist in Deutschland seit 2007 bauaufsichtlich zugelassen. Im Jahr 2014 hat der Fachverband Strohballenbau Deutschland (FASBA) eine europaweite ETA-Zulassung für das Baustroh erwirkt. Das bedeutet, dass jeder Anwender in Europa mit aus Deutschland zertifiziertem Baustroh bauen darf.
Weicht man vom definierten Holzrahmenbau ab, so sind langwierige und teure Sondergenehmigungen nötig. Wird der Bau fachgerecht ausgeführt so sind die Widerstandskraft gegen Feuer (eine lehmverputzte Wand kann einen Feuerwiderstand von F 90 erreichen) und die Sicherheit gegen Schadnager kein Problem.