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Bessere Preise machen sich bemerkbar

Braugerstentag der Fördergemeinschaft Braugerste 2017

Der Braugerstentag der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz in Oppenheim Ende November war Treffpunkt der Ackerbauern sowie der Vertreter des Handels, der Mälzereien und der Brauereien. Diskutiert wurde über ackerbauliche Themen wie die Auswirkungen der Düngeverordnung und die ökonomischen Rahmenbedingungen, die notwendig sind, um den Anbau und die Versorgung mit heimischer hochwertiger Braugerste im Land zu gewährleisten.

Dr. Bernd Augustin sieht in der Braugerste eine Möglichkeit resitenten Ungräsern Einhalt zu gebieten. Foto: Brammert-Schröder
Dr. Friedhelm Fritsch sagte voraus, dass die Braugerste bei der Stickstoffbilanz eine wichtige Rolle spielen kann. Foto: Brammert-Schröder
Ökonomierat Heribert Metternich konnte leicht steigende Anbauflächen melden. Foto: Brammert-Schröder
Auch Prof. Dr. Thore Toews brach eine Lanze für die Braugerste. Foto: Brammert-Schröder

Es war kein einfaches Jahr für die Braugerstenerzeuger in Rheinland-Pfalz. Ökonomierat Heribert Metternich, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer und Vorsitzender der Fördergemeinschaft Braugerste, ließ in seiner Rede das Anbaujahr Revue passieren: Nach einem milden Winter mit extrem wenig Niederschlägen konnte die Aussaat auf vielen Betrieben bereits Ende Februar erfolgen. Kaum Niederschläge und die Frostnächte im April sorgten für ein langsames Auflaufen, und Temperaturen über 30 Grad Anfang Juni hinterließen viele ungleichmäßige Bestände. Während die Ernte in den Frühdruschgebieten gut war, litten die Höhenlagen unter den einsetzenden Regenfällen, sodass dort viele Partien keine Brauqualitäten mehr hatten. Insgesamt wuchs auf 36 000 ha Sommergerste. Die Anbaufläche ist seit Jahren rückläufig, wobei im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 6,8 Prozent ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen ist. „Die besseren Preise machen sich bemerkbar“, stellte Metternich fest. Der Risikozuschlag für Braugerste betrage aktuell 55,60 Euro/t. Stabile und auskömmliche Erzeugerpreise seien die zentrale Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Versorgung mit guter heimischer Gerste.

Braugerstenpreise stimmen derzeit

Es zeige sich, dass der Erzeugerpreis aktuell stimme, jedoch gute Ware fehle. Die regionale Versorgung müsse weiterhin verbessert und mehr Sommergerste angebaut werden. Der Import von Braugerste in einer Größenordnung von mehr als 1 Mio. t stimme nachdenklich. „Ziel unserer Wertschöpfungsgemeinschaft müssen Gerste, Malz und Biere der Premiumklasse sein“, betonte Metternich. Dass auch die Politik den Anbau von Braugerste in Rheinland-Pfalz für wichtig erachtet, unterstrich Staatssekretär Andy Becht vom Mainzer Landwirtschaftsministerium in seinem Grußwort. Es sei geplant, die Mittel für die Fördergemeinschaft Braugerste aufzustocken. Ein Thema des diesjährigen Braugerstentages war die neue Düngeverordnung und die Frage, welche Vorzüge der Braugerstenanbau in diesem Zusammenhang für den Ackerbauern bringt. Hierzu referierte Dr. Friedhelm Fritsch vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Fritsch machte deutlich, dass die Braugerste in Zukunft in der Stickstoffbilanz einer Fruchtfolge eine wichtige Rolle spielen kann. „Braugerste hinterlässt häufig einen negativen Stickstoffsaldo und kann damit den dreijährigen Durchschnitt senken.“ Das mache die Braugerste für viele Betriebe interessant.

Braugerste in der Fruchtfolge attraktiv

Fritsch ging detailliert darauf ein, wie die Anbauer künftig im Vorfeld der ersten Stickstoffgabe ihre Düngung planen müssen. „Die Stickstoff-Obergrenzen sind für Braugerste ausreichend bemessen, da die Düngeverordnung nur Sommergerste kennt“, so der Düngeexperte. Unterstützung bei der Düngeplanung bekommen die rheinland-pfälzischen Landwirte demnächst über das Internetportal www.düngung.rlp.de. Darüber können die Landwirte nach den Worten von Dr. Fritsch die Düngebedarfsplanung für die einzelnen Früchte durchführen. „Aber gerade bei der Stickstoffdüngung zu Braugerste kommt es auch auf die eigenen Erfahrungen an, um die Rohproteingehalte gering zu halten“, erklärte Fritsch.

Dr. Bernd Augustin, ebenfalls vom DLR RNH, ging der Frage nach, ob durch den Braugerstenanbau die weitere Zunahme des Ackerfuchsschwanzes verhindert werden könne. Denn auch in Rheinland-Pfalz nehmen die resistenten Ungräser zu, neben Ackerfuchsschwanz sind auf manchen Feldern auch Windhalm und Flughafer gegen die wichtigsten Wirkstoffgruppen resistent. Augustin stellte verschiedene englische Versuche vor, die untersucht haben, ob der Ackerfuchsschwanz mit ackerbaulichen Maßnahmen zu bekämpfen ist. „Eine Sommerung, zum Beispiel Sommergerste, hat den Ackerfuchsschwanz um 88 Prozent reduziert“, sagte Augustin. Auch der Einsatz des Pfluges könne den Ackerfuchsschwanz zurückdrängen.

Gräser in Sommergerste kein Problem

Augustin machte aber auch deutlich, dass es neben ackerbaulichen Maßnahmen vor allem auf ein gutes Herbizidmanagement ankommt, um die Resistenzen nicht noch mehr zu fördern. In Wintergetreide müsse in die Ungrasbekämpfung auf jeden Fall im Herbst durchgeführt werden, damit die Bodenherbizide wirken können. „Wir brauchen einen konsequenten Wechsel der Wirkmechanismen in der Fruchtfolge“, erklärte der Pflanzenschutzexperte. Ziel müsse es sein, jeden Wirkmechanismus maximal einmal in der Fruchtfolge solo einzusetzen. Werde ein Wirkmechanismus mehrmals eingesetzt, dann nur in Tankmischungen mit einem geeigneten Partner. „Die Kombination verschiedener Maßnahmen verbessert die Wirksamkeit von Herbiziden“, so Augustin. Deshalb müssten ein gutes Herbizidmanagement und ackerbauliche Maßnahmen ineinandergreifen, um Herbizidresistenzen entgegenzuwirken. Dazu zählt für Augustin auch der Anbau von Sommergerste: „Ackerfuchsschwanz und Windhalm haben dann kaum Chancen aufzulaufen, es entsteht ein geringerer Selektionsdruck und höhere Wirkungsgrade der Gräsermittel.“

Den vierten Vortrag hielt Prof. Dr. Thore Toews von der Technischen Universität Bingen zum Thema „Futter- oder Braugerste – welche Risikoprämie brauchen wir, damit sich der Rohstoffanbau für die Bierherstellung rechnet?“. Sommerbraugerste habe, so Toews, auf den Standorten eine höhere Wettbewerbsfähigkeit, auf denen das Ertragsverhältnis von Weizen zu Sommergerste eng ist. Dies ist in vielen Regionen von Rheinland-Pfalz der Fall, sodass hier – trotz eines starken Rückgangs des Sommergerstenanbaus in den letzten Jahren – ihr Anteil mit neun Prozent an der Ackerfläche höher ist als in allen anderen Bundesländern.

Weiter entscheide die Preisdifferenz zwischen Weizen und Braugerste über die Wettbewerbsfähigkeit. Die mittlere Differenz der letzten 12 Jahre (2006-17) in den Erntepreisen (August) von Braugerste zu Qualitätsweizen betrug in Rheinland-Pfalz 14,6 Euro/dt. Sie schwankte zwischen -13,4 und +44,7 Euro/dt, lag aber in den letzten fünf Jahren immer über dem Durchschnitt. „Damit hat Braugerste an Attraktivität gewonnen, was hoffentlich so bleibt“, stellte Toews fest.

Auf dem Braugerstentag wurden die Ackerbauern mit den besten Braugersten prämiert (siehe auch LW 49, S. 39). Landesieger beim diesjährigen Braugersten-Qualitätswettbewerb wurde der landwirtschaftliche Betrieb Palatina Agrar Reinecker und Schorlemer in Quirnheim. Gebietssieger wurden aus der Region Rheinland-Nassau Horst Liesenich aus Hausbay, Bernd Starck aus Dolgesheim (Rheinhessen) und Hermann Lang aus Tiefenthal (Pfalz). Die beste Braugerste des Getreidehandels kommt vom Landhandel Rupp aus Framersheim.

ibs – LW 50/2018
75 Jahre Braugerstenförderung in Rheinland-Pfalz Jubiläumsfeier in Oppenheim