In schwierigen Jahren zeigen sich naturgemäß größere Unterschiede bei den Rapsbeständen. Die entscheidende Frage war, zu warten, bis der Regen kommt, oder doch in den staubtrockenen Boden die Einsaat vorzunehmen. Sehr mutige Betriebsleiter haben bereits Mitte August die Saat in den ausgedörrten Boden vorgenommen, mit zumeist unterschiedlichem Erfolg. Über die aktuelle Situation berichtet Horst Häußler vom DLR Westpfalz.
Regional gab es Ende August die ersten ergiebigen Niederschläge, für viele Landwirte der Startschuss zur Aussaat. Gute und weniger gute Bestände lassen sich für beide Saatperioden - vor oder nach dem Regen - finden, vorausgesetzt, dass eine gleichmäßige Saatgutablage von 2-3 cm auf rückverfestigtem Boden gelang. Ganz wichtig waren ausreichend Niederschläge, die je nach Aussaattermin, Auflaufbedingungen und Wachstum zu sehr unterschiedlichen Beständen geführt haben. Schwächere, dünne Bestände findet man vor allem dort, wo Strohverteilung und Einarbeitung wegen der Trockenheit nicht optimal waren. Eine effiziente Grundbodenbearbeitung mit dem Pflug oder Grubber war meist nicht möglich. Die Praxis hat die Saatstärken in den letzten Jahren deutlich reduziert. Mit der Konsequenz, dass die Bestandsdichten unter ungünstigen Auflaufbedingungen relativ niedrig ausfallen können. Keinesfalls sollten Bestände vorschnell umgebrochen werden. Aufgrund der sehr guten Kompensationsfähigkeit über eine bessere Verzweigung können schon 15 gut entwickelte Pflanzen/m² sehr hohe Erträge bilden. Problematisch ist, wenn die Saaten erst um den 20. September auflaufen. Nur bei optimaler Herbstwitterung ist der Bestand dann noch in der Lage, eine ausreichende Vorwinterentwicklung von sechs Blättern zu erreichen.
Die Herbstentwicklung ist entscheidend
Die Voraussetzung für gute Winterrapserträge wird im Herbst gelegt. Ziel der pflanzenbaulichen Maßnahmen muss es sein, den Bestand so zu führen, dass Rapspflanzen heranwachsen, die bis zum Vegetationsende eine volle, tiefsitzende Blattrosette und eine kräftige Wurzel mit 10 bis 15 cm Tiefgang ausbilden. Die Pflanzen sollten mit zehn Blättern und einem Wurzelhalsdurchmesser von etwa 10 mm in den Winter gehen. Längenwachstum im Herbst ist dagegen kritisch zu sehen. Hebt sich der Vegetationskegel vor Eintritt der Winterruhe mehr als 2 bis 3 cm von der Blattrosette ab, steigt die Gefahr der Auswinterung. Frühsaaten vor dem 25. August sind besonders gefährdet, sofern Sie auch im August auflaufen. Besonders schnellwüchsige Hybriden können auch bei einem normalen Aussaattermin Ende August überwachsen, insbesondere dann, wenn der Bestand dicht steht und wenn die Reststickstoffgehalte und Stickstoffnachlieferung des Standorts das normale Maß überschreiten. Stickstoffüberhänge sind bei schwachen Erträgen der Vorkultur oder auch bei langjährig organischer Düngung möglich. Bei normalen Saatterminen und günstigen Wachstumsbedingungen im Herbst ist eine zusätzliche Düngung zur Wuchsförderung der Winterrapsbestände erfahrungsgemäß nicht notwendig. Winterraps ist Dank des intensiven Wurzelwerkes in der Lage, den im Boden vorhandenen Stickstoff während der Herbstvegetation sehr effektiv zu nutzen. Der Reststickstoff und die N-Mineralisation reichen in der Regel für eine ausreichende Vorwinterentwicklung aus.
Düngebedarf im Herbst schlagspezifisch feststellen
Ob darüber hinaus ein Düngebedarf besteht, ist schlagspezifisch zu entscheiden. Dazu ist der Düngebedarf gemäß dem aktuellen Merkblatt „N-Düngebedarfsermittlung im Ackerbau in der zweiten Jahreshälfte“ zu dokumentieren (www.pflanzenbau.rlp.de / Düngung / Stickstoff und Schwefel). Nach Getreide wurden hohe Strohmengen mehr oder weniger optimal eingearbeitet. Aufgrund der geringen Bodenfeuchte hat eine Verrottung der Ernterückstände bisher kaum stattgefunden. Stickstoff, der für die Strohrotte benötigt wird, steht den jungen Rapspflanzen nicht zur Verfügung. Soweit keine organische Düngung ausgebracht wurde, kann eine moderate mineralische Düngergabe in Höhe von bis 30 kg N/ha bei schwach entwickelten Mulchsaaten durchaus sinnvoll sein. (Die neue Düngeverordnung hilft, die Düngung noch stärker am Bedarf auszurichten, um so die N-Bilanz zu verbessern. Die Gefahr, dass Rapsbestände im Herbst überwachsen ist damit zukünftig deutlich geringer). Durch den Einsatz geeigneter Wachstumsregler lässt sich das gefürchtete, vorzeitige Aufstängeln der Sprossachse verhindern, die Wurzelentwicklung fördern und so die Winterhärte verbessern. Entscheidend ist der richtige Einsatztermin. Dieser liegt normalerweise in der letzten Septemberdekade, vorausgesetzt die Bestände sind zügig aufgelaufen und gut entwickelt. Solche Bestände sind in diesem Herbst allerdings die Ausnahme.
Einsatz von Wachstumsreglern 2018 seltener notwendig
Für den Einsatz von Wachstumsregler sollten nachfolgende Entscheidungshilfen beachtet werden. Wüchsige, gut mit Stickstoff versorgte Bestände mit mehr als 35 Pflanzen/m², die bereits am 20. September das 4-Blattstadium erreichen, sollten eingekürzt werden. Spätester Einsatztermin für eine effiziente Wuchsregulierung ist dann das 6-Blattstadium Ende September bis spätestens Anfang Oktober. Behandlungen nach Mitte Oktober kommen zu spät. Verspätete Behandlungen kürzen kaum ein, können aber die Winterhärte zumindest teilweise verbessern. Als weitere Entscheidungshilfe kann der Bedeckungsgrad der Kultur dienen. Rapsbestände neigen zum Überwachsen wenn im 5- bis 6-Blattstadium bereits Ende September 80 Prozent des Bodens mit Blattmaterial bedeckt sind. Die Bestände haben bis zum Vegetationsende noch genügend Zeit hohe N-Mengen aufzunehmen. Bei einem Stickstoffangebot ab 80 kg N/ha sind die Rapspflanzen solcher Bestände in der Lage, mindestens zehn, unter Umständen auch bis zwölf Blätter auszubilden. Erreichen die Bestände das 10-Blattstadium und überlappen sich die Blattrosetten benachbarter Rapspflanzen bereits deutlich, steigt die Gefahr, dass die Beschattung ein vorzeitiges Längenwachstum auslöst. Derartige Bestände können bei Kahlfrösten auch auswintern. Mitentscheidend ist, dass die empfohlenen Saatstärken eingehalten werden. Dünnere Bestände müssen nicht von Nachteil sein, so besteht auch bei sehr starker Vorwinterentwicklung mit zwölf Blättern pro Pflanze nicht unbedingt ein erhöhtes Auswinterungsrisiko. Einfach gesagt haben Pflanzen mit ausreichend Standraum genügend Platz, um in die Breite zu wachsen, was bei frühen Saatterminen und langer Vegetationszeit von Vorteil ist.
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