Der Gemeine Stechapfel (Datura stramonium) hat sich in den letzten Jahren in Süddeutschland stark ausgebreitet und stellt als Unkraut ein zunehmendes Problem im Anbau von Sommerungen wie Mais, Sojabohnen, Hirse, Kartoffeln und Gemüsekulturen dar. Da alle Pflanzenteile des Stechapfels hochgiftige Tropanalkaloide enthalten, beeinträchtigen Verunreinigungen mit Stechapfelrückständen die Nutzung des Erntegutes erheblich.
Tropanalkaloide (Atropin und Scopolamin) werden vom Stechapfel als Fraßschutz gebildet, bereits geringe Mengen dieser natürlichen Substanzen können zu Vergiftungen bei Menschen und Tieren führen. Tropanalkaloide sind akut toxisch und beeinflussen bereits bei einer niedrigen Dosierung die Herzfrequenz und das zentrale Nervensystem. Besonders gefährdet durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit Tropanalkaloiden verunreinigt sind, sind Säuglinge und Kleinkinder sowie Personen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Erntegut kann beim Drusch kontaminiert werden
Die Grenzwerte für Tropanalkaloide wurden im letzten Jahr verschärft und liegen in unverarbeitetem Mais bei 0,015 mg/kg. In Mahlerzeugnissen aus Mais für den Verbraucher liegt der Höchstwert bei 0,005 mg/kg und bei Kleinkindernahrung bei lediglich 0,002 mg/kg. Die Einhaltung dieser Werte ist nicht einfach, da bereits durch Pflanzensaft des Stechapfels das Erntegut beim Drusch so stark kontaminiert werden kann, dass die Höchstwerte überschritten werden.
Höchstwertüberschreitungen führten in den letzten Jahren bereits bei Mais-Chips, Hirsemehl und Popcorn zu aufwendigen Rückrufaktionen des Handels. Damit die geforderten Höchstwerte eingehalten werden können, muss alles unternommen werden, um den Besatz mit Stechapfel in Ackerkulturen so gering wie möglich zu halten.
Dr. Hubert Sprich, Cornexo – LW 44/2024