Bleibt es regnerisch, kommt der Drahtwurm

Aktuelles zum Maisanbau 2024

Durch die wärmeren Temperaturen hat die Maisaussaat wieder Fahrt aufgenommen. Aufgrund der häufig noch anzutreffenden feuchten Bodenbedingungen empfiehlt es sich jedoch, Ruhe zu bewahren, bis die Verhältnisse eine Saatbettbereitung und Saat ohne schädliche Verdichtungen möglich machen. Das letzte Frühjahr zeigte, dass eine spätere Saat bei guten Bedingungen von Vorteil sein kann.

Unter eher nassen Bedingungen kam es in der Vergangenheit häufig zu starken Fraßschäden an auflaufenden Maispflanzen durch Drahtwurmlarven.

Foto: Dr. Sprich

Seit Mitte Februar haben die Maispreise angezogen und liegen wieder auf dem Niveau von Ende letztem Dezember. Wie die weitere Preisentwicklung verläuft, ist offen und wird sowohl durch die Witterung als auch durch die Nachfrage und damit die globale wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst.

In feuchten Jahren kommt es häufig zu Drahtwurm-Schäden

Trotz der nässebedingt geringeren Aussaatfläche von Winter- und Sommergetreide hat der Handel noch ausreichende Maissaatgut. Beim Saatgutkauf ist auf den für den Standort notwendigen Beizschutz zu achten. In Regionen mit häufig auftretendem Vogelfraß empfiehlt sich eine Beizung mit Korit 420 FS.

Nach den üppigen Niederschlägen sind die Böden bis in den Saathorizont feucht, unter solchen Bedingungen kam es in der Vergangenheit häufig zu starken Fraßschäden an auflaufenden Maispflanzen durch Drahtwurmlarven. Halten die Niederschläge weiter an, empfiehlt es sich, auf Standorten mit häufigem Auftreten des Drahtwurms, Saatgut mit einer Force 20 CS-Beize zu verwenden oder bei der Saat ein insektizides Granulat einzusetzen. In diesem Jahr stehen mit Karate 0,4 GR, SoilGuard 0,5 GR und Spintor GR mehrere Bodengranulate zur Reduktion des Drahtwurmbefalls zur Verfügung.

Neues bei Maisherbiziden

Maispflanzen sind aufgrund der langsamen Jugendentwicklung bis zum 8-Blattstadium gegenüber der Unkrautflora wenig konkurrenzstark. Die notwendige Unkrautkontrolle kann sowohl chemisch als auch mechanisch sowie kombiniert erfolgen kann. Nach Aussagen der Hersteller stehen in diesem Frühjahr alle Maisherbizide in ausreichender Menge zur Verfügung, die Preise liegen weitgehend auf dem Vorjahresniveau.

Mit Iseran steht erstmals ein Maisherbizid zur Verfügung, das den Wirkstoff Clomazone enthält. Iseran hat nur eine Zulassung im Vorauflauf und zeigt eine gute Wirkung gegen zahlreiche Unkräuter wie Weißer Gänsefuß, Taubnessel, Schwarzer Nachtschatten, aber auch gegen Ungräser wie Ackerfuchsschwanz. Damit steht ein neuer Wirkstoff im Maisanbau zur Verfügung, der auch in Wasserschutzgebieten einsetzbar ist.

Außerdem kommen wie in den vergangenen Jahren neue Herbizide mit bereits bekannten Wirkstoffen in neuer Kombination auf den Markt. So steht mit Casper (Prosulfuron und Dicamba) ein neues blattaktives Herbizid gegen größere Unkräuter wie Windenarten, Windenknöterich oder Stechapfel für den späten Einsatz zur Verfügung.

Bei Mesotrione-haltigen Herbiziden wie Callisto wurde die maximale Aufwandmenge auf 1 l/ha reduziert. Im Splitting sind aber weiterhin 1,5 l/ha möglich (z.B. zweimal 0,75 l/ha).

Beim Einsatz der Wirkstoffe Terbuthylazin (einmal in 3 Jahren) und Nicosulfuron (alle 2 Jahre) sind die Anwendungspausen zu beachten.

S-Metolachlor-haltige Maisherbizide wie Dual Gold und Gardo Gold dürfen 2024 letztmals in Mais eingesetzt werden, ein Einsatz in Wasserschutzgebieten ist bereits in diesem Jahr nicht mehr zulässig.

Bei der Auswahl der Herbizide ist auf folgendes zu achten:

  • vorhandene Unkrautarten Wirkungsbereich der Herbizide
  • die vorgesehenen Anwendungsverfahren (Vor- oder Nachauflauf)
  • Anwendungsbeschränkungen (z.B. Wasserschutzgebietsauflage)
  • Herbizide mit Blatt- und Bodenwirkung

Mit Bodenherbiziden (z.B. Adengo, Dual Gold, Quantum, Spectrum, Stomp Aqua, TBA-haltige Herbizide) kann die Behandlung vor dem Auflaufen bis in den frühen Nachauflauf durchgeführt werden. Allerdings muss für eine gute und anhaltende Wirkung eine ausreichende Bodenfeuchte vorhanden sein, außerdem sollte der Boden nicht zu grobschollig oder zu humos sein.

Sobald Unkräuter und Ungräser aufgelaufen sind, sind Herbizide mit blatt- und bodenaktiven Wirkstoffen einzusetzen. Damit werden sowohl die aufgelaufenen als auch später auflaufende Unkräuter und Ungräser erfasst. Die letzten Jahre mit anhaltenden Trockenperioden machten deutlich, dass eine frühe Behandlung bis zum 4-Blattstadium mit einer Kombination aus boden- und blattaktiven Wirkstoffen den Mais frühzeitig vor der Unkraut- und damit Wasserkonkurrenz schützt.

Spät auflaufende mehrjährige Unkräuter wie Disteln oder Windenarten werden am sichersten mit systemisch wirkenden Herbiziden (z.B. Arrat, Casper, Lupus SX, Mais-Banvel WG oder Effigo) erfasst. Damit genügend Wirkstoff aufgenommen werden kann, müssen die Unkräuter über ausreichend Blattmasse verfügen.

Neue auftretende Unkräuter sind zum Teil sehr giftig

Mit der Klimaerwärmung haben sich im Mais zunehmend wärmeliebende Neophyten, wie Stechapfel, Giftbeere, Ambrosia und Samtpappel ausgebreitet. Vor allem Verunreinigungen des Erntegutes mit Stechapfel, der hochgiftige Tropanalkaloide (Atropin und Scopolamin) enthält, nehmen deutlich zu. Bereits geringe Mengen dieser Alkaloide können zu Vergiftungen bei Menschen und Tieren führen. Die Grenzwerte für Tropanalkaloide wurden im letzten Jahr verschärft und liegen in unverarbeitetem Mais bei 0,015 mg/kg.

Bei Verunreinigung mit Stechapfelrückständen ist die Verwendung von Körnermais für Lebens- und Futtermittel erheblich eingeschränkt. Beim Auftreten von Stechapfel empfiehlt sich der Einsatz von blattaktiven Herbiziden wie Arrat, Mais-Banvel WG oder Casper im späten Nachauflauf. Im Bioanbau müssen die Pflanzen mechanisch beseitigt werden.

Durch die Kombination einer Reihenhacke mit einer Herbizidbandspritzung kann die Herbizidmenge um bis zu 70 Prozent reduziert werden. Dabei ist es aber meist sinnvoll, die beiden Maßnahmen getrennt durchzuführen. Beim Hacken sollte es möglichst heiß und trocken sein, beim Herbizideinsatz sollten aus Verträglichkeitsgründen keine zu hohen Temperaturen gegeben sein. Meist sind zwei Hackdurchgänge im 2- bis 4-Blattstadium und nochmals im 6- bis 10-Blattstadium der Maispflanze notwendig. Blindstriegeln ist bis kurz vor dem Auflaufen der Maispflanzen möglich.

Auf den richtigen Einsatztermin achten

Die beste Herbizidwirkung wird in der Regel in den Vormittagsstunden an einem sonnigen Tag erreicht, wenn die Blätter der Unkräuter noch feucht und durchlässig sind. Allerdings sollte es möglichst am Vortag nicht geregnet haben, sonst kann es zu Schäden an den Maispflanzen kommen. Vor allem bei Sulfonylharnstoffherbiziden (z.B. Arigo, Cato, Elumis, MaisTer power, Nicogan, Task) und Dicamba-haltigen Herbiziden (z.B. Arrat, Casper, Mais-Banvel WG, Principal Plus) besteht das Risiko von Kulturschäden bei nicht ausreichend ausgebildeter Wachsschicht.

Günstig ist die Anwendung, wenn für die nächsten Tage sonniges und trockenes Wetter ohne eine starke nächtliche Abkühlung vorhergesagt ist. Bei günstigen Bedingungen kann die Aufwandmenge bei blattaktiven Herbiziden um zirka 25 Prozent reduziert werden.

Dr. Hubert Sprich, Cornexo – LW 18/2024