Die heiße Witterung im vergangenen Sommer haben auch die Pfälzer Frühkartoffelerzeuger zu spüren bekommen. Der Beregnungsbedarf war enorm. Die Spätfolgen des Sommers kommen in diesem Frühjahr zum Tragen: Die Nmin-Werte sind auf manchen Flächen in Gemüsefruchtfolgen extrem hoch mit der Folge, dass eine qualitätsorientierte Düngung in Frage gestellt ist.
Die Saison für die rund 300 Frühkartoffelerzeuger aus der Vorderpfalz und den umliegenden Regionen war geprägt durch die hohen Temperaturen. „Ab Mai hatten wir Beregnungsbedarf, das hat die Betriebe an die Kapazitätsgrenzen gebracht“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Johannes Zehfuß vergangene Woche auf der Mitgliederversammlung der Pfälzischen Früh-, Speise- und Veredlungskartoffel-Erzeugergemeinschaft in Mutterstadt. Den Umsatz der Erzeugergemeinschaft mit Frühkartoffeln, deren Saison am 10. August endet, bezifferte Zehfuß auf 25 Mio. Euro. Damit haben die Erzeuger zwar mehr als im Vorjahr erlöst, als der Umsatz nur rund 19 Mio. Euro betrug. Sie sind aber auch weit entfernt von Umsatzerlösen von 30 Mio. Euro und mehr wie in den Jahren zuvor. Israelische Ware, die plötzlich in der 26. Woche am Markt auftauchte, verdrängte die heimische Ware. „Das bedeutete für uns einen um mindestens eine Woche verspäteten Markteinstieg“, sagte Zehfuß. Auch der Preis fiel schnell auf 22 Euro/dt.
Verarbeitungskartoffeln sind gefragt
„Der Verarbeitungskartoffelbereich verschaffte eine Marktentlastung, er nahm größere Mengen auf“, so Zehfuß. Die Verarbeiter sorgten sich durch die hohen Temperaturen um die Rohwarenverfügbarkeit. „Das hat sich auch bewahrheitet“, bemerkte Zehfuß. Gerade bei den Verarbeitungskartoffeln seien die Erträge geringer gewesen und Ware wurde gesucht. Es seien bereits Verträge für Verarbeitungskartoffeln für den frühen Bereich abgeschlossen worden. „Wir blicken verhalten positiv auf das Vermarktungsjahr 2019“, sagte Zehfuß.
Frachtpauschale sorgte für Unmut bei Erzeugern
Das Vorstandsmitglied monierte, dass die Zertifizierungsvorgaben für die Betriebe immer höher werden. „Hier wird mit ungleichem Maß gemessen. Wie nachhaltig ist wohl die Produktion in Nordafrika?“, fragte er in Hinblick auf die Importe an Frühkartoffeln durch den LEH.
Zehfuß ging auf die Veränderungen bei den Vermarktungspartnern ein. Maurer-Parat, über die rund ein Viertel der Frühkartoffeln der Erzeugergemeinschaft vermarktet wurden, hatten den Vertrag mit der EZG gekündigt. Auslöser war die Forderung nach einer Frachtkostenbeteiligung der Erzeuger für Leerfahrten, die die Mitglieder allerdings in der geforderten Höhe nicht mittragen wollten. Der langjährige Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft, Georg Riede, hatte im Rahmen dieser Diskussion seinen Vorstandssitz niedergelegt. „Wir haben inzwischen einen Kompromiss über die Höhe der Beteiligung an den Leerfahrten gefunden“, erklärte Zehfuß, „um den überregionalen Versand der Frühkartoffeln zu verbessern.“ Die Pauschale soll aber nur für die Kartoffeln gelten, die überregional vermarktet werden. Einige Vermarktungspartner signalisierten, die Pauschale nicht zu erheben. Auch Maurer-Parat ist inzwischen wieder als Partner dabei und hat die Pauschale akzeptiert. Und der Vorstand der EZG Pfälzer Grumbeere ist wieder komplett: Die Mitglieder wählten neben den beiden langjährigen Vorstandsmitgliedern Johannes Zehfuß und Hartmut Magin den aus Frankenthal stammenden Landwirt Markus Frank neu in das Gremium.
Hohe Nmin-Werte im Boden durch Trockenheit
Die Auswirkungen des heißen und trockenen Sommers bekommen die Frühkartoffelerzeuger auch in diesem Frühjahr deutlich zu spüren. Nachdem die Bodenvorräte an Stickstoff im vergangenen Frühjahr nach den vielen Niederschlägen über Winter sehr gering waren, konnten die Frühkartoffeln problemlos bis auf den nach der neuen Düngeverordnung erlaubten Bedarfswert von 220 kg N/ha gedüngt werden. „Die Witterung im Sommer hat zu einer suboptimalen Nährstoffaufnahme durch die Pflanzen geführt. Die Folge sind nun hohe Nmin-Werte nach vielen Gemüsekulturen, vor allem in der Schicht von 30 bis 60 cm“, erklärte Bolap-Geschäftsführer Klaus Strohmeyer in Mutterstadt. Nach der neuen Düngeverordnung müssen die Nmin-Werte bis 60 cm zu Frühkartoffeln voll angerechnet werden. „Es gibt teilweise sehr hohe Werte, im Durchschnitt liegen sie bei 50 bis 80 im Unterboden und bei 20 bis 30 im Oberboden.“ Eine deutliche Einschränkung der N-Düngung ist in
solchen Fällen laut Düngeverordnung unumgänglich. Damit sei ein qualitätsorientierter und ertragreicher Kartoffelanbau nicht möglich, so Strohmeyer und Zehfuß unisono. „Dieses Problem muss an die fachlichen Stellen transportiert werden, denn das Gesetz lässt eine regionalspezifische Änderung der Düngeverordnung zu“, sagte Strohmeyer. Er empfahl, gemeinsam mit der EZG auf Extremstandorten Düngefenster anzulegen, um zu demonstrieren und zu dokumentieren, dass unter diesen Bedingungen ein Frühkartoffelanbau nicht möglich ist. Die Frühkartoffeln können den Stickstoff im Unterboden nicht verwerten. Deshalb wurde bisher nur ein Nmin bis 30 cm Bodentiefe berücksichtigt und nach den Richtlinien der Erzeugergemeinschaft nach Entzug bis maximal 180 kg N/ha gedüngt.
BWV-Präsident Eberhard Hartelt nutzte sein Grußwort, um die Frühkartoffelerzeuger auf Verschärfungen der Düngeverordnung in den belasteten, also „roten“ Gebieten, zu der auch die Vorderpfalz gehört, einzustimmen. „Vom Land kommen in Bezug auf die Düngeverordnung keine guten Signale. Die Maßnahmen zur Verschärfung der Vorschriften werden gerade verhandelt.“ Es sei angedacht worden, die Nmin-Beprobung betriebsspezifisch zu sammeln. „Das konnten wir verhindern, die Daten sollen nun anonym gesammelt werden“, so Hartelt. Zudem werde die Düngeverordnung wohl auf Bundesebene nachgebessert werden müssen, weil dem EU-Parlament die Maßnahmen nicht weit genug gehen und Deutschland Strafzahlungen drohen.
ibs – LW 6/2019