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Mais leidet stark unter dem Klimawandel

Reifeentwicklung Silomais – wieder nur mäßige Ertragserwartung

Das dritte Jahr in Folge wird auch in diesem Jahr der Mais eine jener Kulturen sein, die am stärksten unter den Folgen des Klimawandels gelitten haben. Wie schon in den Vorjahren gibt es regional sehr starke Unterschiede in der Bestandsentwicklung, „richtig guten“ Mais sieht man allerdings nur selten.

Erstmals wurde in Rheinland-Pfalz auch ein Mais-Stangen-bohnen-Gemisch in Versuchen getestet. Foto: Lang
Foto: Lang

Da auch die Grünland-Erträge in den letzten Jahren eher rückläufig waren, ist die Grundfutterversorgung in viehhaltenden Betrieben sehr prekär. Auch Trockenschnitzel aus der Zuckerrübenindustrie können diese Lücke in diesem Jahr nicht schließen, da auch hier die Ertragserwartungen eher gering sind.

Grundfutterversorgung in Gefahr

Für die Zukunft gilt es Lösungen zu finden. Eine Risikostreuung durch einen Anbau einer weiteren Kultur zur Grundfutterversorgung könnte eventuell dazu beitragen. Neben dem Grünland, dem Feldfutterbau und dem Maisanbau könnte auch die Ganzpflanzensilage in Zukunft ein Baustein in der Grundfutterversorgung darstellen.

Triticale oder Weizen ergänzt mit Leguminosen wie zum Beispiel Wintererbsen oder Winterwicken könnten solche Lösungsansätze darstellen. Um Mischungsverhältnisse und vor allen Dingen den richtigen Erntezeitpunkt für die Rindviehfütterung herauszufinden, bedarf es hier unbedingt weiterer Versuchsarbeit.

Wo lagen die Probleme in diesem Jahr?

Unruhige Bestände, wie man sie landauf, landab beobachten kann, haben ihren Ursprung meist in der Art und dem Zeitpunkt der Bodenbearbeitung in Verbindung mit der Ausbringung von Gülle oder Gärresten. Wie zu erwarten, wurden die Flächen häufig zu früh befahren. Die fehlenden Frostgare und die extrem hohen Niederschläge im Februar führten dann unweigerlich zu Bodenverdichtungen mit den daraus resultierenden Folgen. Die Witterungsbedingungen im Laufe der Vegetation taten ihr Übriges.

Landesweit kann man feststellen, dass die früh gesäten Bestände die bessern sind. Nach wie vor sollte die Maisaussaat aber nicht nach dem Kalender, sondern nach der Temperatur im Boden ausgerichteten werden. 8 °C in 5 cm Bodentiefe ist die Zielmarke. Die Werte können an allen Wetterstationen der Agrarmeteorologie abgerufen werden. In diesem Jahr wurden sie, je nach Höhenlage, zwischen dem 8. und 17. April erreicht.

Befürchtungen, dass später einsetzende kurze Frostperioden die junge Maispflanze schädigen könnten, sind zwar nicht von der Hand zu weisen, aber auch spät gesäter Mais ist davor nicht geschützt. Die Frostperiode zwischen dem 12. und 16. Mai setzte in diesem Jahr dem noch nicht aufgelaufen Mais deutlich mehr zu als den jungen Pflanzen der frühen Aussaat.

Trotz der geringen Niederschlagsmengen in den Monaten April und Mai verlief die Jugendendwicklung relativ harmonisch. Die starken Niederschläge im Juni machten zunächst Hoffnung bis dann mit der extremen Trockenheit im Juli bis Mitte August wieder Ernüchterung einkehrte. Gerade zum Zeitpunkt der weiblichen Blüte, wenn der Mais besonders viel Wasser benötigt, stand es nicht zur Verfügung. In einigen sehr frühen Regionen ist der Mais in dieser Zeit regelrecht vertrocknet. Das Groh der Bestände überstand diese Phase, mehr oder weniger stark geschädigt und steht nun vor der Ernte.

Walzschlepper vor Ort ist oft der begrenzende Faktor

Neben der Entscheidung des Erntebeginns ist die Planung der kompletten Erntekette ein entscheidendes Kriterium für die Produktion einer hochwertigen Silage. Häufig stimmen Häckslergröße und Transportfahrzeuge nicht mit den Verdichtungskapazitäten vor Ort überein. Der Walzschlepper vor Ort ist der begrenzende Faktor.

Das kleine Einmaleins beim Befüllen des Silos sollte unbedingt beachten:

Werden all diese Punkte beachtet, so ist zumindest von der technischen Seite her alles getan, um das Ganze zum Erfolg zu bringen. Ziel sollte auch in solch extremen Jahren die Produktion einer stabilen Silage mit TS-Gehalten in einem Korridor von 32 bis maximal 38 Prozent sein. Dass dies nicht überall möglich ist, liegt auf der Hand.

Wann ist der richtige Erntezeitpunkt?

Ist die Restpflanze relativ weit abgereift oder gar vertrocknet, is es wenig sinnvoll, auf eine weitere Stärkeeinlagerung in den Kolben zu hoffen. Solche Bestände müssen gehäckselt werden. Zum Teil ist es auch schon geschehen. Da sich solches Häckselgut nicht gut verdichten lässt, ist der Zusatz eines Silierhilfsmittels der Wirkungsrichtung 2 anzuraten, um die aerobe Stabilität zu verbessern. Ansonsten kann auf den Einsatz von Silierhilfsmittel verzichtet werden.

Bestände, die die Trockenphase einigermaßen unbeschadet überstanden haben, reifen derzeit relativ harmonisch ab. In Abhängigkeit vom Sortentyp sollte sich der Erntezeitpunkt in erster Linie am Reifezustand des Kolbens orientieren. Bei TS-Gehalten im Kolben über 55 Prozent kann von einer optimalen Stärkeeinlagerung ausgegangen werden. Die Restpflanze kann je nach Sortentyp zu dem Zeitpunkt ganz unterschiedlich aussehen. Während bei schnell abreifenden Sorten (dry down) die Ernte zügig beginnen sollte, so ist der Erntekorridor bei Sorten mit einer langsam abreifenden Restpflanze (staygreen) deutlich größer.

Die Festlegung des Erntezeitpunktes kann an den doch sehr unterschiedlich entwickelten Beständen nur vor Ort getroffen werden. Zur Einschätzung der Siloreife im Feld kann die Tabelle benutzt werden. Sie setzt die Konsistenz des Kornes mit dem Kolbenanteil und der Vitalität der Restpflanze ins Verhältnis. Mit etwas Übung erhält man so einen relativ genauen Überblick über den Reifezustand des Bestandes.

Prognosemodelle stoßen an ihre Grenzen

Bei den sehr heterogenen Beständen, wie sie derzeit vorzufinden sind, stoßen Prognosemodelle an ihre Grenzen. Sie funktionieren in „normal entwickelten“ Beständen zufriedenstellend; in diesem Jahr dienen sie bestenfalls zur Absicherung der Einschätzung vor Ort. Neben den Satelliten gestützten Modellen, die einige Züchterhäuser ihren Kunden anbieten, stehen mit dem Prognosemodell „MaisProg“ des deutschen Maiskomitees und den Temperatursummenmodellen, die sie auf der Seite der Agrarmetrologie des Landes finden, zahlreiche Informationsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die Dienstleistungszentren verzichten in diesem Jahr auf Probebeerntungen. Auch sie würden ein Zerrbild abgeben und nicht den tatsächlichen Reifegrad eines Gebietes repräsentieren, stattdessen wird praktische Hilfe angeboten. Es besteht an den meisten DLR die Möglichkeit, selbst gezogene Proben zu trocken und sich so dem idealen Erntezeitpunkt zu näheren. Einige Fütterungsberater bieten diesen Service auch vor Ort an.

Mit der Bestellung von Saatgut für die Aussaat 2021 sollte gewartet werden bis die LSV-Ergebnisse vorliegen. Die Versuche differenzieren optisch relativ stark im Hinblick auf die Trockenheitstoleranz der Sorten. Ob sich dies auch in den Ergebnissen widerspiegelt bleibt abzuwarten. Die Versuchsergebnisse so wie die Sortenempfehlung in den einzelnen Reifgruppen werden im Dezember in der Fachpresse veröffentlicht.

Otto Lang, DLR – LW 35/2020
Ist der Mai kühl und nass, ist auf den Mais kein Verlass Entwarnung hinsichtlich des Erntezeitpunktes