Die genetisch bedingte Lagerstabilität der empfohlenen Hybridsorten ist mittlerweile deutlich besser, verglichen mit Empfehlungssorten noch vor einigen Jahren. Über die Notwendigkeit einer wachstumsregulatorischen Maßnahme im Frühjahr ist häufig schlagspezifisch zu entscheiden.
Dank der zahlreichen Niederschlagsereignisse im vergangenen Spätsommer konnte der Winterraps schnell auflaufen und sich vor Winter entsprechend gut entwickeln. Die meisten Bestände sind kräftig gewachsen und kamen mit voll ausgebildetem Blattapparat durch den Winter. Auf schweren, schlecht durchlüfteten Böden oder Standorten mit kritischer Bodenstruktur zeigt der Raps mancherorts rötlichviolette Blattverfärbungen.
Ein wichtiges Entscheidungskriterium, ob eine wachstumsregulatorische Maßnahme im Frühjahr erfolgen soll, ist die Dichte des Bestandes. Bei einer normalen Bestandesdichte von zirka 30 bis 40 Pflanzen/m² ist von einer guten natürlichen Standfestigkeit auszugehen. Bei bereits geschlossenen Beständen mit mehr als 50 Pflanzen/m² ist gegebenenfalls eine Einkürzungsmaßnahme bei einer Wuchshöhe von 20 bis 30 cm in Erwägung zu ziehen, da solch dichte Bestände wegen der Ausbildung dünnerer Stängel lagergefährdeter sind.
Wichtiges Kriterium ist die Bestandesdichte
Reagieren stark wüchsige Bestände bei frühem Vegetationsbeginn mit starker Zunahme des Längenwachstums, wird der Einsatz von Wachstumsreglern oft ebenfalls notwendig. Die Wirtschaftlichkeit von Einkürzungsmaßnahmen ist im Mittel der Jahre allerdings selten gegeben.
Wirtschaftlichkeit physiologischer Effekte
Physiologische Effekte, wie eine bessere Verzweigung, sind vor allem bei schwachen Beständen erwünscht; in Versuchen erzielten auf physiologische Effekte ausgerichtete Maßnahmen aber kaum wirtschaftliche Mehrerträge.
Einen weitaus größeren Einfluss auf die Standfestigkeit als azolhaltige Fungizide beziehungsweise Wachstumsregulatoren haben die Sortenwahl und die Aussaatstärke. Ist trotz allem eine gute Einkürzung im Frühjahr erforderlich, kommen vor allem Carax, Toprex und Caramba in Frage. Etwas schwächer ist die Einkürzung mit Folicur beziehungsweise Orius. Stärkere Einkürzungen sollten vor allem bei schwachen Beständen vermieden werden.
Wurzelhals- und Stängelfäule
Die Infektion neuer Rapsbestände mit der Wurzelhals- und Stängelfäule geht von Ernterückständen der Vorjahresrapsschläge aus. Bei feuchter Witterung bilden sich bereits nach der Rapsernte auf den Ernterückständen die Fruchtkörper des Pilzes. Diese wiederum setzen Sporen frei, die durch den Wind großflächig verteilt werden und junge Rapspflanzen an Blättern und am Wurzelhals infizieren können. Ist der nachfolgende Winter mild, überdauert Phoma an den befallenen Blättern und entwickelt sich bei feuchter Witterung im Frühjahr weiter.
Mit erhöhtem Infektionspotenzial kann gerechnet werden, wenn Stängelverletzungen durch Kahlfröste oder Wachstumsrisse auftreten, oder wenn Rüsselkäfer nicht optimal bekämpft wurden und so eine Schädigung der Epidermis vorliegt. Symptom der Wurzelhals- und Stängelfäule sind braungraue Flecken mit weißgrauem Zentrum, in dem die schwarzen Sporenträger (Pyknidien) zu erkennen sind. Im weiteren Krankheitsverlauf sterben oder frieren befalle Blätter ab und erkranktes Stängelgewebe wird rissig und vermorscht, was zum Umfallen der Pflanze führen kann.
Leider ist es im Frühjahr schwierig zu erkennen, ob eine Bekämpfungswürdigkeit gegeben ist. Es gibt keine praktikablen Bekämpfungsschwellenwerte. Letztlich verfügen die in Rheinland-Pfalz empfohlenen Rapssorten aber über gute Phoma-Resistenzen beziehungsweise Phoma-Toleranzen. Sehr starke Fungizide gegen Phoma sind beispielsweise Tilmor und Efilor.
Achtung: Werden Tankmischungen aus Fungizid und Insektizid gefahren, kann sich die Bienengefährlichkeit verändern. Caramba, Aptrell 60, Remocco 60, Sirena EC, Tilmor und Toprex sind nur in Winterraps zugelassen.
Thomas Schoch, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westpfalz – LW 13/2025