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Praxis trifft Forschung – Erbsen und Bohnen anbauen

Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne stellt Ergebnisse vor

Letzten Mittwoch fand eine Online-Veranstaltung für Praktiker des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne statt. Am Vormittag ging es im pflanzenbaulichen Teil um Wirtschaftlichkeitsaspekte des Erbsen- und Bohnen-Anbaus, Sorteneigenschaften, ökologische Leistungen und geeignete Standorte.

Zu den Ökosystemleistungen der Ackerbohne zählt, dass sie Pollen-sammelnde Insekten fördert. Foto: landpixel

Das Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne (DemoNetErBo) arbeitet seit fünf Jahren im Rahmen der bundes­weiten Eiweißpflanzenstrategie mit landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieben, mit Forschungs- und Beratungseinrichtungen sowie verschiedenen Partnern entlang der Wertschöpfungskette zusammen an dem Ziel, den Anbau und die Verarbeitung von Erbsen und Ackerbohnen auszuweiten und zu verbessern. Parallel zum Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne werden Fragen zum Anbau und zur Verwertung der Körnerleguminosen in mehreren Forschungsprojekten bearbeitet und darüber neues Wissen generiert.

Wie Dr. Rainer Gießübel vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in einem Grußwort darstellte, leistet das Netzwerk Pionierarbeit bei Anbau, Verwertung und Vermarktung von Körnerleguminosen. Die Förderung sei bis 2021 verlängert worden, künftige Schwerpunkte seien feinsamige Leguminosen und die Unterstützung der Zuchtarbeit an den Proteinpflanzen.

Ertrag und Preis entscheiden, aber nicht nur

Mit der Wirtschaftlichkeit des Anbaus von Erbsen und Bohnen beschäftigte sich in ihrem Vortrag Petra Zerhusen-Blecher, von der FH Südwestfalen. „Leguminosen bieten eine pflanzenbaulich und ökonomisch hochwertige Alternative zu den übrigen Hauptkulturen, vor allem zum relativ intensiv geführten Stoppelweizen“, so Zerhusen-Blecher. Von konventionellen Landwirten würde der Vorfruchtwert für Ackerbohnen auf etwa 170 Euro/ha geschätzt, für Erbsen auf rund 120 Euro. Hinzu kämen phytosanitäre Aspekte, Einsparungen beim Pflanzenschutz, eine optimierte Arbeitszeitverteilung und Maschinenauslastung sowie Ökosystemleistungen. „Bei Ökobetrieben stellen diese Werte eher eine theoretische Größe dar, weil Leguminosen eine tragende Säule der Fruchtfolge sind“, sagte die Referentin.

Dennoch werde der ökonomische Erfolg im Wesentlichen durch Ertrag und Preis bestimmt. Die besten Erlöse erzielten die Leguminosen auch auf den besten Standorten (Boden, Wasser), verbunden mit oftmals höheren Erträgen und den betriebsindividuell realisierten Erzeugerpreisen. Zerhusen-Blecher empfahl eine vorausschauende Planung der Vermarktung über den Handel oder eine gezielte inner- oder zwischenbetriebliche Verwertung vor dem Anbau von Ackerbohnen und Erbsen. Hierzu könnten Warenkontaktbörsen wie beispielsweise unter www.leguminosenmarkt.de oder www.ufop.de/agrar-info/erze....

Weitere Faktoren für den wirtschaftlich erfolgreichen Erbsen- und Ackerbohnenanbau seien eine gute Logistik, die eine kontinuierliche Anlieferung der Körnerleguminosen zur aufnehmenden Hand sicherstellt (Vorreinigung, Lagerung, Trocknung), und Zahlungen aus Greening- und Agrarumweltmaßnahmen, die nicht zu unterschätzende Zusatzeinnahmen darstellten.

Ackerbohnenfelder fördern Bestäuber

Über „regulierende Ökosystemleistungen in Fruchtfolgen mit Ackerbohnen und Erbsen“ referierte Catrin Westphal, Universität Göttingen (funktionelle Agrobiodiversität). Dass der Ackerbohnenanbau auf Landschaftsebene Hummeln, soziale Bienen und Bienenarten, die Pollen an Fabaceae sammeln, fördert, konnte sie anhand von Untersuchungen belegen.

„Ackerbohnenfelder in der Nachbarschaft erhöhen in den Randbereichen von Getreidefeldern das Auftreten von Raubarthropoden wie Insekten, Spinnentieren. Ein Effekt auf die Schädlingskontrolle konnte allerdings nicht festgestellt werden, so die Wissenschaftlerin.

Dennoch seien Ertragssteigerungen durch höhere Flächenanteile von Ackerbohnen und halbnatürlichen Lebensräumen in der Gemarkung möglich. Eine ihrer Schlussfolgerungen lautet: Die Kombination von Maßnahmen in den Ackerflächen und außerhalb der Ackerflächen ist dazu geeignet, Bestäuber in der Agrarlandschaft zu fördern.

Sortenanfälligkeit für Nanoviren

Einen Sortenvergleich bei Ackerbohnen in Bezug auf durch Blattläuse übertragene (vektorvermittelte) Virosen, insbesondere Nanovirus (PNYDV) nahm Judith Seeger von der Universität Kassel/Witzenhausen vor; verglichen wurden die Sorten „GL Sunrise“ und „Fuego“. Ausgangspunkt für die Untersuchungen war, dass im Feld die Sorte Sunrise sichtbar weniger befallen wurde als Fuego.

„Zwar reagieren beide Sorten bei PNYDV-Befall mit einem Rückgang von Ertrag und Knöllchenbildung, allerdings fällt die Ausbreitung der Befallsnester in der Fläche bei GL Sunrise weniger umfangreich aus als bei Fuego“. PNYDV-Befall führe beispielsweise zu höheren Kümmerkorn-Anteilen, die beim Dreschen verloren gehen.

Im Infektionsversuch mit einem frühen und einem späten Infektionszeitpunkt habe sich folgendes Bild ergeben: Den schwächsten Ertrag lieferte die früh infizierte Sorte GL Sunrise! Es folgten Fuego, früh infiziert, Fuego, spät infiziert, und dann die spät infiziert GL Sunrise. Insgesamt werde aber bei GL Sunrise eine geringere Virus-Häufigkeit bei den Pflanzen festgestellt.

Die Ursachen hierfür müssten jetzt für die weitere Züchtungsarbeit geklärt werden. Beispielsweise müsse untersucht werden, ob die Landerate beziehungsweise Wirtsakzeptanz der Blattläuse bei GL Sunrise geringer ist und ob sich die Viren weniger stark vermehren können.

Standorte für Winterackerbohnen gesucht

Eine „klimatische Standortevaluierung für den Anbau von Winterackerbohnen“ hat Dr. Guido Lux von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden durchgeführt. Agronomische Vorteile der Ackerbohnen seien die kräftige Pfahlwurzel, die einfache Unkrautregulierung (nach der Saat), die symbiotische Stickstoff-Fixierung, ein hoher Rohprotein-Ertrag und die Bereitstellung von Nahrung für Hummeln, Wild- und Honigbienen.

Ungünstig zu bewerten seien die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge, das Risiko Spätverunkrautung (in Reinsaaten) und der hohe Wasserbedarf. Vor allem der letzte Punkt lässt den Anbau von Winterbohnen in den Fokus rücken, denn diese verfügen über eine intensivere und tiefere Durchwurzelung, 19 Tage Entwicklungsvorsprung und dadurch höherer Kornerträge – und auch die N2-Fixierung fällt höher aus.

Winterackerbohnen stellen Lux zufolge folgende klimatische Anforderungen an ihren Standort: 50 % nFK und über 130 mm Niederschlag im Zeitraum von April bis Juni. Es dürfen keine Kahlfröste unter -16 °C und keine Spätfröste unter -6 °C ab Februar auftreten; auch eine Enthärtung der Pflanzen durch Temperaturen von über 7 °C im Februar und März ist ein Standortausschluss-Kriterium.

Unter all diesen Bedingungen seien heute nur Standorte im Oberrheingraben und ganz im Westen Deutschlands zum Anbau von Winterackerbohnen geeignet. „Ein Fortschreiten des Klimawandels wird die möglichen Flächen eher noch verkleinern, weil das Wasserangebot im entscheidenden Zeitraum dadurch eher zurückgehen wird“, sagte Lux voraus.

Die Vorträge der Veranstaltung zum Thema Tierernährung mit Leguminosen finden Sie auf Seite 30.

KB – LW 45/2020
Nachfrage und Förderung beleben den Anbau deutlich Anbauflächen von Eiweißpflanzen in Hessen erneut gewachsen