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Schwache Getreideernte im Vogelsberg

KBV spricht von bis zu minus 25 Prozent

Der Kreisbauernverband Vogelsberg hatte vergangene Woche zum Erntegespräch nach Schotten geladen. Neben den Ergebnissen im Acker- und Grünland wurde die Situation hessischer Tierhalter hinsichtlich der Blauzungenkrankheit und der Afrikanischen Schweinepest thematisiert.

Milchviehhalter Tobias Heusohn (links) war Gastgeber für das Erntegespräch des Kreisbauernverbandes Vogelsberg. KBV-Vorsitzender Volker Lein (2.v.l.) begrüßte unter anderem Staatssekretär Michael Ruhl (M.), Landrat Dr. Jens Mischak (r.), den Landtagsabgeordneten Maximilian Ziegler (3.v.r.), Schottens Bürgermeister Benjamin Göbl (4.v.r.), Ronny Mohr (6.v.r.) vom Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum und Herbert Stürz, Geschäftsführer der Raiffeisen Vogelsberg GmbH. Foto: Becker

Der Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes und erste Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Vogelsberg, Volker Lein, konnte auf dem Milchviehbetrieb von Tobias Heusohn in Schotten neben der Presse den Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat, Michael Ruhl, den Landrat im Vogelsbergkreis, Jens Mischak, Schottens Bürgermeister Benjamin Göbl, und Vertreter des Handels begrüßen.

2024 ist ein Futterbaujahr

Lein kommentierte zum Auftakt die Ernte in der Region, deren Grundstein schon im zu nassen Herbst 2023 gelegt worden sei. „Viele Maßnahmen konnten nicht termingerecht ausgeführt werden und auch die Aussaat erfolgte oft nicht zum optimalen Zeitpunkt“, führte er aus. Im weiteren Verlauf sei die Witterung zwar im Gegensatz zu den Vorjahren feucht genug gewesen, allerdings habe dem Getreide die Sonne gefehlt, und zusätzlich seien vermehrt Wurzelkrankheiten aufgetreten. All dies habe vor allem in der Region Vogelsberg zu deutlichen Mindererträgen von zum Teil 20 bis 25 Prozent beim Getreide geführt. Masse sei zwar noch einigermaßen vorhanden, aber an den Qualitäten wie auch dem Tausendkorngewicht fehle es deutlich.

Beim Grünland, aber auch beim Mais, sehe die Lage anders aus, hier habe die Witterung seit dem letzten Herbst zu guten Beständen geführt. „Wenn nichts mehr dazwischenkommt, werden wir in Kürze beim Mais wie schon im Grünland ein gutes Ernte-Ergebnis einfahren. Man kann für 2024 also durchaus von einem Futterbaujahr sprechen“, so Lein.

Gut abgeschnitten hätten auch Winterraps, Winterroggen und Leguminosen wie die Ackerbohnen, allerdings auch hier teils mit leichten Qualitäts-Einschränkungen.

Kreislandwirt Andreas Kornmann ergänzte: „Die Getreide-Ernte hier bei uns im Vogelsberg fiel insgesamt enttäuschend aus. Die Bestände hatten zwar gut ausgesehen, konnten den guten Eindruck aber beim Dreschen bei weitem nicht bestätigen. Und aufgrund der schlechten Befahrbarkeit der Flächen konnten auch etliche Pflanzenschutzmaßnahmen nicht erfolgen, woraufhin vielerorts die Gräser durchgegangen sind.“

Keine Entlastung durch bessere Preise

Herbert Stürz, Geschäftsführer der Raiffeisen Vogelsberg GmbH, bezifferte die Ernteverluste ebenfalls auf bis zu 20 bis 25 Prozent und konnte von großen Sortenunterschieden berichten. Besonders schwach hätten 2024 bergrannte Weizensorten abgeschnitten.

Auch hinsichtlich der zu erwartenden Preisentwicklung konnte Stürz wenig Hoffnung verbreiten. Denn seiner Einschätzung nach werde durch die bald auf den Markt drängende ukrainische Ernte die Preisentwicklung nicht nach oben zeigen, sondern eher auf dem aktuell schwachen Niveau verharren. Auch die Übermengen beim Mais dürften die Preise weiter unter Druck setzen. „Insgesamt ein schlechtes Jahr für die hiesigen Ackerbauern“, so sein Resümee.

Probleme auch für Öko-Betriebe

Für die Öko-Landwirte der Region stellte Hans Siebert aus Schlitz fest, dass man natürlich unter den gleichen Bedingun­gen wie die konventionellen Kollegen zu leiden habe. „Auch im Bio-Anbau konnten Pflanzenschutzmaßnahmen, die vornehmlich mechanisch ausgeführt werden, oft nicht erfolgen. Und wegen der Nässe im Herbst kam Öko-Weizen zum Teil erst im Dezember in den Boden.“

Gut gelaufen sei der Anbau von Leguminosen, und beispielsweise Soja-Bohnen zur Erzeugung von Nahrungsmittel würden auch gut bezahlt.

Gastgeber Tobias Heusohn, der in Schotten konventionell eine Milchvieherde und Mutterkühe hält, betonte, dass bei der regionalen Vermarktung kein großer Unterschied zwischen Bio und konventionell bestehe. „Hier ist den Kunden wichtig, dass sie wissen, wo ein Produkt herkommt beziehungsweise wer es herstellt.“

Blauzungenkrankheit und ASP breiten sich aus

Staatssekretär Michael Ruhl berichtete über den aktuellen Stand hinsichtlich der Blauzungenkrankheit und der Afrikanischen Schweinepest. Leider bestehe hinsichtlich des Blauzungen-Virus keine Impfpflicht mehr, was sich in diesem Jahr gerächt habe. Viele Betriebsleiter hätten gehofft, dass die Infektionswelle rechtzeitig abebben würde, was aber nicht eingetreten sei.

„Wir sprechen ausdrücklich eine Impfempfehlung für alle Wiederkäuer aus. Allerdings sollte nach einer Durchseuchung des Tier-Bestandes keine Impfung mehr erfolgen“, betonte Ruhl.

Land unterstützt durch Kostenübernahmen

Große Sorgen mache man sich um die Schweinehalter, die von der Afrikanischen Schweinepest bedroht werden. „Aktuell werden in betroffenen Gebieten die Wildschweine intensiv bejagt und auch der Zaunbau entlang der B45 wird vorangetrieben“, umriss der Staatssekretär die Gegenmaßnahmen der Landesregierung.

Ein großes Problem stelle die Vermarktung gesunder Schweine aus der Sperrzone III dar. Derzeit nehme nur Tönnies diese Schweine ab, allerdings ohne dafür zu bezahlen. Das Land helfe durch die Übernahme von Transport- und Test-Kosten. Diese Situation sei auf längere Sicht existenzbedrohend für die Betriebe, da auch entsprechende Versicherungen nur zeitlich begrenzt für die Verluste aufkommen, wurde von den Teilnehmern in Schotten betont.

KB – LW 36/2024
Volker Lein als Vorsitzender einstimmig bestätigt KBV-Vogelsberg: Paulus und Büssemaker stellen sich vor
Dieses Jahr ist wohl eher ein Futterjahr Erntegespräch des KBV Marburg-Kirchhain-Biedenkopf
In diesem Jahr: Masse statt Klasse Erntegespräch beim KBV Vogelsberg