Wachstumsregler werden als ertragssichernde Maßnahmen im Getreide eingesetzt, um Lager zu vermeiden beziehungsweise zu reduzieren. Lagergetreide kostet in der Regel Ertrag und Qualität, verbunden mit einem Mehraufwand an Arbeit. Allerdings werden die Maßnahmen ohne exakte Prognosemöglichkeiten getroffen.
Mit dem Einsatz von Wachstumsreglern kann unter Berücksichtigung der speziellen Situation die Standfestigkeit der Getreidekulturen verbessert werden. Der Zeitpunkt des Lagers lässt sich verzögern und die Lagerintensität reduzieren, so dass die Ernte erleichtert und Qualitäten gesichert werden. In Jahren mit massivem Lager kombiniert mit nassen Erntebedingungen, entscheidet der Wachstumsreglereinsatz darüber, ob die Ernte von qualitativ hochwertigem Getreide überhaupt möglich ist. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Reduzierung von Halm- und Ährenknicken bei Gerste.
Ein Einsatz unter ungünstigen Bedingungen, wie zum Beispiel Stress durch Trockenheit, birgt allerdings die Gefahr, Mindererträge zu produzieren. Aus oben genanntem resultiert, dass der Einsatz von Wachstumsreglern als Sicherheitsmaßnahme zu sehen ist, über die im Vorfeld entschieden wird.
Bestandsbeobachtung und angepasste Stickstoffdüngung
Pflanzenbauliche Maßnahmen beziehungsweise natürliche Gegebenheiten bilden entscheidende Parameter, die das Lagerrisiko erhöhen oder reduzieren können. Hierzu gehören zum Beispiel Bestandesdichte (Saattermin, Saatstärke), Bodengüte, organische Düngung, Niederschlagsereignisse (u.a. Gewittervorkommen in der Region), Kulturart oder die Sorte. Eine kontinuierliche Bestandsbeobachtung und Regulierungsmaßnahmen insbesondere bei der Stickstoffdüngung gelten als wichtige pflanzenbauliche Maßnahmen.
Veredelungsbetriebe, die einen wesentlichen Anteil des Gesamt-N-Bedarfs über organische Düngemittel decken, haben es häufig mit einem hohen Nachlieferungspotenzial zu tun. Sie sollten frühe Saattermine vermeiden und die Bestandesdichte nicht überreizen. Standfeste Sorten sind erforderlich. Die neue Düngeverordnung lässt durch die Begrenzung der Stickstoffmenge (abhängig vom Düngungstermin) eine Verringerung des Lagerdruckes erwarten. Grobe Anbaufehler lassen sich mit dem Einsatz von Wachstumsreglern nicht beheben.
Welchen Wirkstoff einsetzen?
Zurzeit stehen fünf Wirkstoffe zur Verfügung (siehe Tabellenübersicht 2). Vier Wirkstoffe greifen in die Biosynthese der Gibberelline (Pflanzenhormon) ein, die für das Längenwachstum verantwortlich sind. Ethephon setzt das Abreifungshormon Ethylen frei und reduziert das Längenwachstum der oberen Internodien (Abschnitt zwischen den Knoten).
Die Wahl des Wachstumsreglers richtet sich in erster Linie nach der Kultur, dem Einsatztermin und der Preiswürdigkeit des Mittels. Die Aufwandmenge ist dabei je nach Kultur (Art, Sorte), Kulturstand, Witterung und Tankmischungen mit Fungiziden unterschiedlich. Unter Stressbedingungen (Nachtfröste, Hitzeperioden) sollten Behandlungen vermieden werden beziehungsweise ist die Aufwandmenge zu reduzieren. Ansonsten können erhebliche Ertragsdepressionen die Folge sein.
Die besten Anwendungsbedingungen sind bei wüchsigem Wetter und guter Wasserversorgung gegeben. Im Einzelnen unterscheiden sich die Wachstumsregler bezüglich ihres optimalen Anwendungsfensters. Cycocel und Medax Top + Turbo sind dabei eher unter kühlen Bedingungen (5 bis10 °C) einsetzbar, wo hingegen Moddus und Camposan Extra im Temperaturbereich um 15 °C ihr Optimum haben (siehe Tabelle 1).
Anwendungen bei Temperaturen über 25 °C sollten möglichst nur in den Abendstunden durchgeführt werden (Aufwandmengen ggf. reduzieren, Vorsicht: Tankmischungen mit Fungiziden verstärken den Effekt). Bei zusätzlichem Trockenstress ist die Anwendung zu verschieben.
Den ganzen Beitrag können Sie sich hier im PDF-Format herunterladen.Michael Schaaf, DLR Eifel, Bitburg – LW 12/2018