Michael Horper, Vorsitzender der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz (Milag), begrüßte über 200 Gäste zur diesjährigen Milchwirtschaftlichen Jahrestagung Ende November im penta Hotel in Trier – auch im Namen der saarländischen Landesvereinigung für Milch und den Molkereifachleuten. Nachdem das Jahr 2016 geprägt war von miserablen Milchpreisen, sieht es 2017 vorsichtig optimistisch aus. Auch die Futterproduktion ist nicht so schlecht ausgefallen, wie im Sommer erwartet wurde und so kann zumindest die Milchbranche das Jahr positiv abschließen.
Die dritte Rheinland-Pfälzische Milchkönigin Carina Hirschen blickte mit Wehmut auf ihre Amtszeit zurück. Sie gab an diesem Abend ihre Krone an ihre Nachfolgerin Katharina Weber weiter. Dabei betonte sie, wie wichtig ihr die rheinland-pfälzische und saarländische „Milchfamilie“ geworden ist. Verabschiedet wurde sie mit Standing Ovations seitens des Publikums.
Ökonomierat Norbert Schindler, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, freute sich über Carinas Grußwort, das zeigte, dass es junge Menschen gibt, die mit Wärme, Gefühl und Herz auftreten. Er selbst war Teil der Jury, die an diesem Abend die vierte Rheinland-Pfälzische Milchkönigin wählte.
Klaus Fontaine, Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft des Saarlandes (LVMS), betonte die Wichtigkeit des Zusammenhalts der Branche. Seit 15 Jahren findet nun die Milchwirtschaftliche Jahrestagung gemeinsam statt und in dieser Zeit wurden in Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit wenig Geld viele Verbraucher erreicht. Einen Rückgang zur Quote hält er für nicht sinnvoll. Der Markt ist volatil, jedoch sollte man nicht bei jedem neuen Trend mitziehen.
Staatssekretär Andy Becht, Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, verglich Wein und Milch miteinander und kam zu dem Ergebnis, dass die Milchwirtschaft das Rückgrat der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft darstellt. In vielen Regionen gibt es keine ökonomischen Alternativen und gerade dort zählt jeder Arbeitsplatz. 2014 traf die Milchwirtschaft die dritte Preiskrise innerhalb von zehn Jahren, momentan zeigt sich eine gegenläufige Tendenz. Der erste Schritt zur Gestaltung des Schicksals liegt in den Betrieben, der Staat kann hier nur flankierend helfen, so mit Krisenmanagement, der Ablehnung der Wiedereinführung der Milchquote oder bei der Forcierung günstiger Marktmechanismen. Die Milchwirtschaft leistet viel und sollte deshalb auch selbstbewusster agieren.
Trends und Innovationen im Molkereisektor
Dr. Corina Jantke, Bereichsleiterin Milch- und Molkereiwirtschaft am Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), erläuterte im ersten Teil des Vortrages verschiedene Trends aus Gesellschaft und Politik, wie das spezifische Maß, die „Ich-Bewertung“ von Dingen, Ernährung und Konsum, die Neubewertung des Fettes von der Verteufelung hin zum Genuss. Auch die Wahrnehmung der Landwirtschaft, ob Milchwirtschaft oder Agrarkultur, die Regulierung wie COOL-Kennzeichnung, was Country of Origin Labelling bedeutet, und die Digitalisierung werden bewertet.
Die Definition von Innovation wird dadurch erschwert, dass es unterschiedliche Dimensionen gibt. Insgesamt lässt sich sagen, dass Innovation alles ist, was neu für das Unternehmen ist, das kann ein Produkt oder ein Prozess sein. Dabei ist jedoch auch wichtig, dass das Produkt letztendlich auf dem Markt kommt. Die Motive der Molkereien für Innovationen sind der internationale Wettbewerb, Verhandlungspositionen beim LEH, Kundenwünsche und Preisschwankungen. Neue Produkte sind während der ersten drei Jahre als Spezialität einzustufen und in dieser Zeit stabil im Preis. Besonders hohe Patentanmeldungen gibt es im Molkereisektor seit Mitte der 90er Jahre, vor allem bei Milchpulver und Käse. Insgesamt sind „Innovationen ein Mittel für die Molkereien, die Chancen wahrzunehmen und den Herausforderungen zu begegnen.“
Erzeugerpreise für hervorragende Milchqualität
Michael Horper (Milag) und Klaus Fontaine (LVMS) freuten sich, dass auch in diesem Jahr unzählige Milchbauern aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland exzellente Rohmilch an die Molkereien lieferten. Horper stellte heraus, dass die Ehrungen der Landwirte den Höhepunkt der Veranstaltung darstellen. Insgesamt zehn Landwirte aus dem rheinland-pfälzischen Einzugsgebiet der Arla Foods Deutschland GmbH aus dem nördlichen Verbandsgebiet und zehn Landwirte aus dem rheinland-pfälzischen und saarländischen Einzugsgebiet der Hochwald Foods GmbH erhielten Preise für hervorragende Milchqualität. Geehrt wurden folgende Betriebe im südwestlichen Verbandsgebiet bei Hochwald Foods GmbH:
Michael Horper, Klaus Fontaine und Andy Becht (MWVLW) überreichten gemeinsam mit der dritten Rheinland-Pfälzischen Milchkönigin Carina Hirschen Ehrenbriefe und Essensgutscheine sowie Plaketten für die Stalltür, die auch Verbrauchern anzeigen, dass an dieser Stelle Qualitätsmilch produziert wird. Die ersten Gratulanten kamen aus der Reihe der Molkereien. Stellvertretend für Arla gratulierten Stefan Fiedler und Ignaz Hontheim sowie für Hochwald Helmut Stuck.
Molkereifachleute aus allen Bereichen der Produktion (Annahme, Herstellung von Milchprodukten, Be- und Verarbeitung, Abfüllung, Verpackung, Maschinenführer und -bediener, Labor, Qualitätsmanagement, Planung) sorgen dafür, dass aus der Rohmilch hochwertige Milchprodukte entstehen.
Auszeichnungen für Molkereien
Deshalb erhielten 19 Mitarbeiter der Molkereien Arla und Hochwald Auszeichnungen für die Herstellung von Qualitätserzeugnissen. Auf Grundlage der Arbeit aller an der Milchproduktion beteiligten Personen erhielten Arla Foods Deutschland GmbH und Hochwald Foods GmbH erneut von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Kammerpreismünzen in Gold für sehr gute Leistungen bei der Sicherung der Qualität der Anlieferungsmilch. Überreicht wurde diese Auszeichnung von Ökonomierat Norbert Schindler an die Vertreter der Molkereien Manfred Graff und Ignaz Hontheim (Arla) sowie Peter Manderfeld und Toni Streit (Hochwald).
Außerdem wurden insgesamt 63 Produkte bei den überregional stattfindenden DLG-Qualitätswettbewerben getestet und ausgezeichnet. Es erhielten 97 Prozent einen Goldenen und 3 Prozent einen Silbernen Preis. Rheinland-Pfalz lag damit erneut an erster Stelle bei den Goldenen Preisen unter den Flächenländern im Bundesgebiet. Die Auszeichnungen überreichte Dr. Norbert Wirtz (DLG-Landesbevollmächtigter) an die Werksleiter Jürgen Wolf (Arla, Pronsfeld), Hermann Schares (Hochwald, Thalfang) und Markus Kerpen (Hochwald, Kaiserslautern).
milag – LW 49/2017