Zum ersten Mal wurde vom Fachverlag Dr. Fraund über die beiden Schwesternzeitschriften das deutsche weinmagazin und WEIN+MARKT ein Wettbewerb für die Rebsorte Schwarzriesling/Pinot Meunier ausgeschrieben. 75 Betriebe schickten insgesamt 136 Weine und Schaumweine ein, darunter sogar drei Champagner, ebenfalls aus 100 Prozent Pinot Meunier.
Am Sonntag, 27. November, erhielten die Preisträger 2016 im Rahmen der Messe Intervitis Interfructa Hortitechnica ihre hoch verdienten Auszeichnungen. Trotz der unzähligen Weinwettbewerbe, die mittlerweile überall auf der Welt durchgeführt werden, macht es Sinn einen Preis für die Rebsorte Schwarzriesling auszuloben. Schwarzriesling ist eine regionale Spezialität und Wein lebt von Regionalität, nicht von globaler Uniformität. Wein lebt von der Winzerphilosophie und nicht von Universalrezepten. Wie sehr unterschiedliche Winzerphilosophien schon bei weltweit nur 14 000 ha Schwarzriesling (davon fast 12 000 ha in der Champagne) zum Tragen kommen, ließ sich bei der Verkostung zum 1. Internationalen Schwarzriesling-Preis feststellen.
Am 11. November 2016 trafen sich 25 Experten zur Verkostung der eingereichten Weine. In zwei Durchgängen wurden die besten Weine in sieben Kategorien ermittelt. Dabei gab es einige Überraschungen: Zum einen blieben nach der ersten Verkostungsrunde einige Weine von sehr renommierten Betrieben auf den Tischen stehen. Zum anderen landeten mehrere vermeintlich einfache Weine in Literflaschen in der Endrunde.
Schwarzriesling glänzt in verschiedenen Weinstilen
Nach der Verkostung waren alle Jury-Mitglieder überrascht, wie unterschiedlich sich der Schwarzriesling in Stil und Ausdruck darstellen kann. Schwarzriesling kann – außer blauschwarzen Tanninmonstern – fast die ganz Klaviatur der Weinstilistik spielen. Von charmanten, ausgewogenen Schaumweinen über jugendlich frische Blancs de Noirs und fruchtbetonte, thermovinifizierte Rotweine bis hin zu kräftig-würzigen älteren Jahrgängen und holzgetragenen Maischegärern. Eine weitere Erkenntnis: Bei vergleichbaren Erträgen und gleicher Vinifikation wird es sehr schwer, Schwarzriesling-Rotweine von guten Spätburgundern zu unterscheiden. Die Verwandtschaft ist nicht zu leugnen.
Eine dicke Überraschung gab es nach der Auswertung der Bewertungsbögen bei den Schaumweinen. Den ersten Platz der Kategorie teilen sich ein Champagne Extra Brut von Michel Loriot (Jahrgang 2007) und ein Blanc de Noirs Brut (Jahrgang 2013) von der Winzergenossenschaft Britzingen aus dem Markgräflerland. Die Krone der mit Holzeinsatz ausgebauten Weine ging ebenfalls nach Baden an das Weingut Konrad Schlör aus Wertheim-Reicholzheim. In der Kategorie Rotwein Trocken räumte das Weingut Darting, Bad Dürkheim, gleich beide erste Plätze ab. In der Kategorie Rotwein mit Restsüße schnappte sich das Edesheimer Weingut Anselmann den Sieg, gefolgt von gleich vier Württembergern, da drei dritte Plätze mit identischer Punktzahl vergeben wurden.
Den besten Rosé hat die Weingärtnergenossenschaft Markelsheim. Und bei den Blancs de Noirs schließlich glänzte das Weingut Eberbach-Schäfer aus Lauffen, das in dieser Kategorie die ortsansässige Genossenschaft knapp hinter sich lassen konnte.
Eine große Überraschung schafften auch einige Weine in Literflaschen. Diese Gruppe war zahlenmäßig nur recht schwach besetzt, da wohl viele Erzeuger sich nicht vorstellen konnten, dass mit Literflaschen ein Wettbewerb zu gewinnen ist. Aber 15,1 Punkte für gleich zwei Weine, die sich das Siegertreppchen der Kategorie teilen dürfen, sind eine überzeugende Leistung. Es freuen sich die Weinkellerei Hohenlohe, Bretzfeld-Adolzfurt, für einen 2015er Qualitätswein trocken und die Württembergische Weingärtner Zentral-Genossenschaft, Möglingen, für einen 2015er Qualitätswein halbtrocken, den es für 3,79 Euro regional bei Aldi Süd zu kaufen gibt. Herzlichen Glückwunsch an die Preisträger, natürlich auch an diejenigen, die die Plätze 2 und 3 der verschiedenen Kategorien belegten und an dieser Stelle nicht genannt wurden.
Zwei Weine möchten die Verkoster an diese Stelle aber gerne noch erwähnen, die sich in keine Gruppe einsortieren ließen: Zum einen die trockene Auslese Jahrgang 2003 vom Weingut Bauer und Söhne aus Landau-Nußdorf. Aufgrund seines Alters und der damit verbundenen Reife wurde der Wein nicht von allen Jury-Mitgliedern hoch bewertet, schaffte es aber noch über die 14-Punkte-Hürde. Und schließlich war da noch die 2008er Auslese vom Weingut Michel-Roos aus Ilbesheim, ebenfalls in der Südpfalz gelegen, die aufgrund sehr hoher Süße und einer strammen Säure an eine Eisweinlese denken ließ. Der Wein fand trotz kontroverser Diskussion mit 15,2 Punkten respektable Anerkennung bei den Juroren.
Stellt sich noch die Frage warum es so viele hellrote, leichte, einfache Trinkweine aus dieser Rebsorte gibt? Weil es für diesen Weinstil einen sehr großen Kreis an Kunden gibt, denen das schmeckt. Umso erfreulicher ist die Erkenntnis, dass darüber offensichtlich in mehreren Anbaugebieten eine Spitze von spannenden Schwarzriesling-Weinen existiert, die es zu entdecken gilt.
Klaus Herrmann – LW 49/2016