Unfälle sind ab dem ersten Lebensjahr das größte Gesundheitsrisiko für Kinder und Jugendliche. Bei den unter Zweijährigen handelt es sich dabei meist um Stürze im häuslichen Bereich, gefolgt von Vergiftungen durch unterschiedliche Substanzen, die im Haushalt, in der Landwirtschaft oder im häuslichen Umfeld vorkommen. Nachfolgend wichtige Tipps, um Vergiftungen zu vermeiden.
Jedes Jahr kommt es laut Statistischem Bundesamt in Deutschland zu über 90 000 Vergiftungsfällen. 25 Prozent davon zeigten klare Vergiftungssymptome. Im Durchschnitt sind dies mehr als 50 Vergiftungen bei Kindern pro Tag. Gerade im Alter von einem bis vier Jahren gehören das Verschlucken von Gegenständen sowie Vergiftungen und Verätzungen zu den häufigsten Unfallarten. Ab einem Alter von zwei Jahren sind Kinder mobil und gehen auf Entdeckungsreise. Dabei können sie Gefahren noch nicht einschätzen und es kommt zu Vergiftungen aus Unwissenheit und Neugier. Irreführende Verpackungen oder verlockende Düfte sind häufig Grund dafür, dass Haushaltschemikalien als Ursache den ersten Rang bei den Vergiftungen einnehmen, gefolgt von Medikamenten. Beides ist sicher und für Kinder unzugänglich aufzubewahren.
Gefahrstoffe in der Landwirtschaft
Im ländlichen Raum wachsen Kinder meist unmittelbar in oder neben der Landwirtschaft auf. Oft gibt es keine klare Trennung zwischen Freizeitbereich und Landwirtschaft. Kinder können so nicht immer vom landwirtschaftlichen Arbeitsbereich ferngehalten werden. Umso wichtiger ist es deshalb, Gefahren überall dort zu beseitigen, wo sich Kinder frei bewegen können. Sämtliche Gefahrstoffe, wie Pflanzenschutzmittel, Reinigungs- und Desinfektionsmittel oder andere gesundheitsschädliche Mittel, müssen stets ordnungsgemäß verschlossen und außer Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
Giftpflanzen in Haus und Garten
Pflanzenarten mit verlockend aussehenden Beeren, wie Kirschlorbeer, Liguster, Vogelbeere, Wolfsmilchgewächs, Heckenkirsche, Maiglöckchen oder Herkulesstaude, nehmen den dritten Rang in der Vergiftungshäufigkeit ein. Sie sollten aus Hausgärten, in denen sich Kleinkinder bewegen, entfernt werden. Aber auch Zimmerpflanzen, pflanzenschutz- oder düngemittelhaltige Pflanzenerde können bei Kleinkindern Vergiftungen verursachen und sollten außerhalb deren Reichweite stehen.
Unfälle durch Verschlucken von Fremdkörpern
Nicht zu unterschätzen sind Unfälle durch Verschlucken von Fremdkörpern, besonders im Kleinkindalter. Im Alter von einem bis drei Jahren erkunden Kinder ihre Umwelt, indem sie alles in den Mund stecken, um es zu ertasten und zu schmecken. Werden hierbei die oberen Atemwege verschlossen, besteht Erstickungsgefahr.
Achtung Gase!
In landwirtschaftlichen Tierhaltungen, Lagerstätten oder Biogasanlagen können giftige Gase auftreten. Oft reichen geringe Konzentrationen, um eine Bewusstlosigkeit zu verursachen. Besonders heimtückisch ist der in Flüssigmist vorkommende Schwefelwasserstoff. Schwerer als Luft, kann er sich in Vertiefungen anreichern und zu Vergiftungen führen. Aber auch Kohlendioxid kann durch das Verdrängen von Sauerstoff in Gruben, Kanälen oder Brunnen das Leben gefährden. Kinder sind sich dieser Gefahren meist nicht bewusst und müssen von gefährlichen Bereichen ferngehalten oder besonders aufgeklärt werden.
Vor Vergiftungen und Verätzungen schützen
App VergiftungsunfälleDie App vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ ist kostenlos in den App-Stores verfügbar. Sie wurde für Smartphones mit den Betriebssystemen Android und iOS entwickelt. Die App liefert Hintergrundinformationen zu Chemikalien, Medikamenten, Pflanzen und Pilzen, mit denen es zu Vergiftungsunfällen bei Kindern kommen kann. Auch gibt sie Tipps, wie sich Unfälle von vornherein verhindern lassen. Im Notfall kann aus der App sofort das zuständige Giftinformationszentrum angerufen werden.
SLMit zunehmender Beweglichkeit des Kindes wächst die Gefahr, dass es mit giftigen oder ätzenden Substanzen in Berührung kommt und sie schluckt. Hier ist eine umsichtige Vorsorge der Eltern notwendig. Sie sollten sich das Umfeld ihrer Kinder unter diesem Aspekt ganz genau anschauen.
Was ist zu tun?
Erste Hilfe rettet Leben
Ist es zu einer Vergiftung gekommen, sollte man nicht auf Beschwerden warten, sondern sofort handeln. Ruhe bewahren und bei Atemstörungen, Krampfanfällen, starken Schmerzen oder Verbrühungen/Verbrennungen sofort die Notrufnummer ☎ 112 anrufen.
svlfg – LW 35/2014