Seit Jahren steigern die Landwirte im Landkreis Fulda kontinuierlich die Milchleistungen ihrer Kuhbestände. Dies ging aus der Vorstellung der Milchleistungsprüfungsergebnisse (MLP) für Hessen hervor. Im Jahr 2015 gab im Landkreis jede Milchkuh durchschnittlich 8 091 kg Milch, hessenweit waren es 8 228 kg.
Der Kreis Fulda ist nach Waldeck-Frankenberg mit 21 799 in der Milchleistungsprüfung stehenden Tieren und vor dem Vogelsbergkreis mit 16 286 Kühen die zweitstärkste Milchvieh haltende Region in Hessen. Grund ist unter anderem der hohe Anteil der Betriebe an Grünland, vor allem in der Rhön. Hier standen im Vorjahr 17 610 Rinder in 332 Ställen. Unterm Strich waren dies gegenüber dem Vorjahr 16 weniger Betriebe, jedoch „nur“ 43 Kühe weniger. Die Zahl der Betriebe verringert sich relativ stark, während die Zahl der gehaltenen Milchkühe in der Region relativ konstant bleibt.
In der gemeinsamen Veranstaltung des Hessischen Verbandes für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL) und der Zucht- und Besamungsunion Hessen (ZBH) wurden die aktuellen Zahlen in der vom Rinderzüchter-Bezirksvorsitzenden Winfried Schäfer eröffneten Bezirksversammlung in Margretenhaun für das Gebiet Fulda vorgestellt. Demnach legte unter den drei Hauptrinderrassen der Anteil des in der Rhön früher stärker vertretenen und sehr witterungsunempfindlichen Zweinutzungsrasse Fleckvieh im Jahr 2015 weiter auf 19,2 Prozent (2014: 18,9 Prozent) zu. Die Holstein Schwarzbunten verringerten sich auf 55,9 (57,1) und die Holstein Rotbunten auf 15,1 (15,6) Prozent.
Fast ein Drittel Fleckviehkühe in der Region
Nach Rassen verteilt gaben die 10 484 Kühe der Schwarzbunten (158 Betriebe) im Landkreis Fulda im Mittel 8 613 kg Milch (4,04 Prozent Fett/3,39 Prozent Eiweiß) je Kuh, die 1 686 Rotbunten auf den 40 registrierten Betrieben 7 582 kg (4,14 /3,35) , die auf zwei Betrieben stehenden 98 Jersey-Tiere 5 379 kg (4,93 /3,74) und die 3 360 Fleckviehkühe auf 72 Betrieben 7 154 kg Milch bei 4,14 Prozent Fett und 3,44 Prozent Eiweiß.
Elf Betriebe im Landkreis halten über 150 Milchkühe
Innerhalb der Herdenklassenverteilung gibt es im Landkreis Fulda noch neun Betriebe mit je unter zehn Milchkühen. Hier stehen insgesamt 66 milchleistungsgeprüfte Tiere. 44 Familienbetriebe halten zwischen zehn und 20 Kühe (insgesamt 693), 61 bis 30 Kühe (1 525), 33 bis 40 Kühe (1 152), 53 bis 60 Kühe (2 590), 48 Höfe mit 60 bis 80 Tieren (3 397). 29 weitere Familien halten bis 100 Milchkühe (insgesamt 2 533), 29 bis 150 (3 351). Der Trend in den Größenstrukturen nach oben hält weiter an. 3 022 Tiere stehen in 26 Betrieben mit 100 bis 150 Kühen, 1 348 in acht mit 150 bis 200 und 763 auf drei Betriebe mit über 200 Milchkühen.
Neben Themen aus der Milchleistungsprüfung, erhielten die Mitglieder aktuelle Informationen zur Zuchtwertschätzung und zu den aktuellen Vererbern der ZBH sowie zur Exterieurbewertung und Nutzungsdauer. Erläutert wurden auch Indizes zur relativen Melkbarkeit sowie zur Kuh-Lernstichprobe und schließlich auf die derzeitige Zuchtviehvermarktung eingegangen. Auch wurde über Techniken zur Enthornung informiert. Die Teilnehmer erhielten im Anschluss einen Befähigungsnachweis über diese Fortbildung.
Unfruchtbarkeit ist die häufigste Abgangsursache
Die häufigsten Ursachen für Kuhabgänge aus den hessischen Betrieben beruhten im Vorjahr darauf, dass die Kühe nicht trächtig wurden (22,4 Prozent), gefolgt von Eutererkrankungen mit etwa 15 Prozent der Abgangsursachen sowie Erkrankungen der Klauen und Gliedmaßen mit circa 12 Prozent.
Beier-Gatterdam GbR in Hofaschenbach besichtigt
Im Anschluss wurden den über 200 Landwirten der Betrieb Beier-Gatterdam GbR in Nüsttal-Hofaschenbach in der Brunnenstraße besichtigt. Der Stall bietet den Tieren ein sehr hohes Maß an Tierwohl. Die 130 Kühe in dem vor gut zwei Jahren neu erbauten Boxenlaufstall des „Hof Meindroth“ werden mit Melkrobotern gemolken. In der Zucht werden Tiere der Rasse Holstein sowie Kreuzungen aus Holstein mal Norwegisches Rotvieh eingesetzt und man erzielt dadurch hohe Leistungen und robuste Tiere. Die derzeit 110 Milchkühe liegen mit einer Leistung von aktuell 8 615 Milch (4,02 Prozent Fett/3,38 Prozent Eiweiß) deutlich dem Kreisdurchschnitt. Aufmerksamkeit erfuhr hier auch der vorhandene Special-Needs-Bereich. Dabei handelt es sich um einen Teilbereich im Milchviehstall, in dem Kühe (hier auf Stroh) aufgestallt sind, denen eine besondere Aufmerksamkeit zukommt. Der Special-Needs-Bereich schließt den Abkalbe-, Kranken- und Behandlungsbereich ein. Auch wurde „Hertha“ als neue 100 000-Liter-Kuh vorgestellt. Die zehnjährige Gibor-Tochter überzeugte die Züchter durch eine kurze Zwischenkalbezeit.
Burkhardt – LW 4/2016