Weniger Betriebe, aber mehr Milchkühe je Herde

Jahresversammlung der HVL/ZBH-Kreisgruppe Fulda

Was die Milchvieh haltenden Betriebe betrifft, „strömt“ der Landkreis Fulda im bundesweiten Trend mit: Deren Zahl nimmt weiter ab, wenngleich die Tendenz der pro Hof gehaltenen Tiere ansteigt. In Hessen sind wichtige Erzeugungsregionen in der Rhön und im Vogelsberg, hier wurden im Jahr 2013 55,3 Kühe je Betrieb gezählt.

Den fast 200 Landwirten erklärte Matthias Storch (links) seinen Familienfleckviehbetrieb, in dem derzeit die beachtliche Jahresmilchleistung je Kuh von 9 108 kg erzielt wird.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Im Landkreis Fulda verringerte sich die Zahl der Milcherzeugerbetriebe gegenüber 2012 um neun auf 363, wenngleich die Anzahl des Gesamtmilchviehaufkommens von 16 882 auf 17 004 Kühe kletterte. Deren Jahresdurchschnittsleitung betrug je Tier 7 835 kg Milch mit 4,12 Prozent Fett und 3,37 Prozent Eiweiß. Das waren gegenüber dem Vorjahr 131 kg weniger ermolke­ne Milch/Kuh bei fast konstant gebliebenen Inhaltsstoffen. Das sagte Geschäftsführer Dr. Jens Baltissen in Hilders bei der von mehr als 200 Landwirten besuchten Bezirksversammlung der Kreisgruppe Fulda im Hessischen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (HVL) und der Zucht- und Besamungsunion Hessen (ZBH).

Auch entspreche den bundesweiten Trend, dass nicht überall das aus der Silage ermolken werden konnte, was man sich vorgestellt habe, weil die Futterqualität geringer war, so Baltissen.

Die größte Gruppe der im Kreisgebiet eingestallten Kühe bildeten mit 9 658 Tieren wiederum die Rasse der Schwarzbunten. Sie gaben durchschnittlich 8 356 Liter Milch/Kuh bei 4,07 Prozent Fett und 3,35 Prozent Eiweiß. Es folgte das Fleckvieh mit 3 189 (6 964/4,15/3,45) und die Rotbunten mit 2 709 Kühen (7 399/4,22/3,32).

Neues System zur Brunsterkennung erläutert

Bei allen Hauptrinderrassen zurückgegangen waren die Besamungen, außer bei den Fleisch­rindern, wo sie um 4,7 Prozent zunahmen. Vorgestellt wurde den Landwirten ein weiterentwickeltes und „zu 95 Prozent zuverlässig arbeitendes Brunster­kennungs-System“ mit indi­vi­du­ellen Alarmierungen, unter anderem auch bei Schwergeburten.

Über Entwicklungen in der Viehvermarktung informierte ZBH-Geschäftsführer Rudi Paul und sprach von einem schwierigen Kälbermarkt, auch deshalb, weil Großmäster nur noch saisonal Tiere einstallen oder ihre Ka­pazitäten herunterfahren.

Was die deutschen Zuchtrinderexporte betreffe, sei Osteuropa 2013 gänzlich weggebrochen. Ein großes Problem bei Drittlandexporten stelle nach wie vor das Schmallenberg-Virus dar. Die größten Rinderkäufer waren Algerien (7 101 Tiere), Großbritannien (3 867), Polen (3 472), Marokko (3 410), Italien (2 311), Belgien (2 124), gefolgt vom Nahen Osten mit je zwischen 1 000 und 2 000 Rindern.

Als bedenklich wurden die Verluste an Milchquoten zwischen 2011 und 2013 bezeichnet. Hessen hat demnach 42,8 Mio. t Milch, beziehungsweise die Leistung von rund 5 400 Kühe, verloren. Diese Mengen wurden durch nördliche Bundesländer „aufgesogen“.

Im Raum Fulda sind in den letzten Jahren hessenweit die meisten Boxenlaufställe entstanden. Hier besteht weiterhin großes Interesse der Landwirte an der Milcherzeugung. Das wird bei den gut besuchten HVL/ZBH-Versammlungen deutlich. Links HVL-Geschäftsführer Dr. Jens Baltissen.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Jost Grünhaupt, Zuchtleiter beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, ging auf die Nutzungsdauer beim Milchvieh ein. Exakte Tierbeobachtungen plus dem Erkennen von Zusammenhängen, Handeln, Agieren und Selektieren führten zu wirtschaft­lichem Erfolg. Dafür benötige man Vergleichszahlen der Betrie­be. Grünhaupt erläuterte „Der Unterschied zwischen den besten und schlechtesten Töchtergruppen lag bei 7 900 kg Milch.“ Die Sanierung der für Menschen ungefährlichen Bovinen Herpesvirus-Infektion (BHV1) bei Rindern müsse laut Paul in Hessen weiter konsequent weiterbetrieben werden, damit man sich zudem im Markt nicht isoliere. Was das Rinder-TBC betrifft, gebe es derzeit keinen Nachweis im Landkreis Fulda.

Auf Probleme in der Melktechnik, die sich auf die Euter- und Tiergesundheit auswirken, und was der HVL diesbezüglich leisten kann, darauf ging Dominik Neufang ein.

Fleckviehzuchtbetrieb im Anschluss besichtigt

HVL-Kreisvorsitzender Winfried Schäfer sowie Winfried Seng (Vorsitzender der Fuldaer Rinderzüchter) luden im Anschluss die Teilnehmer zur Besichtigung des Fleckviehzuchtbetriebes der Familien Michael Faulstich und Matthias Storch in Melperts ein. Es werden 128 ha bewirtschaftet, darunter 18 ha Hutungen sowie 10 ha Rhönwiesen mit nur einmaliger Mahd.

In den Stallungen, darunter ein neuer Boxenlaufstall, stehen 250 Fleckviehtiere. Die annähernd 90 Kühe werden in einem erweiterbaren sechser Fischgrätenmelkstand gemolken.

Nach Informationen der Betriebsleiter verkörpert das Fleckvieh eine für die „Hohe Rhön ty­pische Zweinutzungsrinderrasse.“ Auf dem nach Ansicht von Achim Lohrey (HVL) von drei Arbeitskräften mit großem Engagement vorbildlich geführten Betrieb, wurde 2013 die stolze Leistung von 9 108 kg Milch je Kuh bei 4,10 Prozent Fett und 3,52 Prozent Eiweiß erzielt. Im Betrieb sind sämtliche Gärfuttersilos überdacht.

Burkhardt – LW 4/2014