Das letzte Zuckerjahr unter der alten Marktordnung ist erfreulich ausgegangen. Die Anbauer im Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer können sich über einen guten Rübenpreis freuen. Auf den Winterbezirksversammlungen schauten die Verantwortlichen zuversichtlich in die Zukunft.
Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 81,2 t/ha bei einem Zuckergehalt von 17,87 Prozent Zucker haben die Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer in der zurückliegenden Kampagne das zweitbeste Ergebnis nach der Rekordernte des Jahres 2014 erzielt. „Bei den Anbauern herrscht wieder eine bessere Stimmung“, sagte Vorsitzenden Walter Manz bei der Winterbezirksversammlung des Verbandes der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer Ende Januar in Gernsheim. Die Preisverhandlungen bedeuten nach seinen Worten ein hervorragendes Ergebnis für die Anbauer im Verbandsgebiet. „Wir haben in unserem Verbandsgebiet den mit Abstand höchsten Anteil an Industrierüben erzeugt. Mehr als 25 Prozent der hessisch-pfälzischen Rüben sind Industrierüben“, erklärte Manz. Und vor allem für die Industrierüben habe es bei den Verhandlungen Aufschläge gegeben. „Hier haben wir einen deutlichen Preissprung von 18 Euro im letzten Jahr auf jetzt 24 Euro/t vollzogen“, zeigte sich Manz zufrieden. „Ich denke, das ist auch ein wichtiges Signal für die Zukunft. Denn mit der Endabrechnung des Anbaujahres 2016 ist die Quotenrübe Geschichte. Die Rübe muss zukünftig auch ohne Quote und das dazugehörige Sicherheitsnetz wirtschaftlich sein. Und dass sie das leisten kann, das sehen wir heute schon an den aktuellen Industrierübenpreisen.“
Marktpreise für Zucker im Blick behalten
Walter Manz rechnet auch künftig mit einer positiven Marktentwicklung für Rübenzucker. Der Weltmarkt weise ein Defizit auf, und auch in der EU gebe es einen historisch niedrigen Endbestand an Quotenzucker. Für 2017 werde allerdings mit einem Anstieg der Zuckerproduktion in der EU und entsprechend mit Bewegung in den Märkten gerechnet. „Und diese Marktbewegungen sind in Zukunft für uns wichtiger denn je. Denn sie werden in Zukunft stärker denn je unsere Rübenpreise bestimmen. Jeder Anbauer sollte sich daher mit den wichtigsten Zuckerkursen vertraut machen. Für die Weltzuckerpreise muss man dabei vor allem auf die Börsen in London für Weißzucker und New York für Rohzucker schauen“, gab der Verbandsvorsitzende den Rübenanbauern mit auf den Weg. Ebenso wichtig wie die Marktpreisbeobachtung erachtet Manz die Optimierung der gesamten Produktionsseite. Es gehe darum, weitere Reserven zu heben, die Zuckererträge weiter zu steigern und Produktionskosten zu senken. Der Verbandsvorsitzende sprach den überbetrieblichen Maschineneinsatz bei Saat und Rodung an, die Sortenwahl und auch das Thema Bodenfruchtbarkeit. „Wir haben keinen Puffer mehr für unterdurchschnittliche Erträge“, mahnte Manz, auch mit Blick auf die Erzeuger, die nach wie vor keine Rübennematoden-toleranten Sorten anbauen.
„Wer auch weiterhin mit der Rübe Geld verdienen will, muss seine Produktion im Griff haben.“ Ziel müsse es daher sein, nachhaltig hohe Erträge vom Acker zu holen, um damit die zukünftig zu erwartenden Preisschwankungen abfedern zu können. Hierbei könne auch die Forschungsarbeit helfen, die der Verband seit Jahren unterstütze. Wichtig sei, bei der Entscheidung für oder gegen die Rübe mehrere Jahre zu betrachten. „Südzucker ist auch auf die Rüben der Landwirte angewiesen“, machte der Vorsitzende den Anbauern Mut. Walter Manz betonte in seiner Rede die Partnerschaft mit Südzucker. Die abgeschlossenen Lieferverträge für die Kampagne 2017/18 ließen eine hohe Auslastung aller neun deutschen Südzuckerfabriken erwarten. „Unsere Vertragsfläche in Hessen-Pfalz hat sich gegenüber 2016 um 10 Prozent auf knapp über 22 200 ha erhöht. Daraus ergibt sich für Offstein aktuell rechnerisch eine Kampagnelänge von 119 Tagen“, erklärte Manz. Damit liege die Fabrik genau im Plan.
Wieder positives Ergebnis im Bereich Zucker erwartet
Von Seiten der Südzucker sprach in Gernsheim Dr. Georg Vierling. Er versicherte, dass das Unternehmen gut vorbereitet in das neue Zeitalter des Zuckermarktes startet. Vierling zeigte sich zufrieden mit der Kontrahierung, die die Landwirte im Verbandsgebiet getätigt haben. „Wir suchen aktuell aber noch nach Fläche, der Anbau kann noch ausgeweitet werden“, sagte er. Die Zuckerfabriken rüsten für eine Kampagnelänge von 120 Tagen. Vierling rechnet mit guten Aussichten auf dem Zuckermarkt. Er geht von niedrigen Endbeständen auf dem EU-Zuckermarkt aus, die die neue Kampagne 2017 nicht belasten. Die Produktion werde für die Kampagne 2016/17 auf 18,35 Mio. t geschätzt, was in etwa der Vorjahresmenge entspreche. Trotz leicht gestiegener Importe seien die Verbräuche stabil, so dass es zu niedrigen Endbeständen kommen werde.
Zudem gebe es auf dem Weltmarkt eine gute Zuckernachfrage. Heute notierten die Preise für November 2017 bei 483 Euro/t. „Wir müssen in Zukunft aber mit Volatilitäten rechnen“, sagte Vierling. Er kritisierte die Zuckermarktpolitik einiger Staaten, die klar gegen die WTO-Richtlinien verstoßen. Beispielsweise weite Spanien die Zuckerproduktion trotz gekoppelter Prämien deutlich aus, und auch Thailand verstoße mit seiner Zuckerpolitik klar gegen WTO-Recht. Brasilien habe deshalb bereits eine Klage eingereicht. Die Südzucker sieht sich nach den Worten von Vierling gut aufgestellt für den freien Zuckermarkt. Er machte deutlich, wie wichtig die Diversifizierung der Südzucker in verschiedene Geschäftsbereiche für den Konzern und auch für die Landwirte ist. „Wir stehen auf vier stabilen Beinen“, erklärte er. Wenn der Zuckermarkt nicht gut laufe, wie im vergangenen Jahr, könne das durch die anderen Bereiche ausgeglichen werden. Für dieses Jahr erwarte der Konzern ein operatives Ergebnis zwischen 90 und 120 Mio. Euro nach Verlusten 2015/16 von 79 Mio. Euro. „Wir sind wieder auf der richtigen Spur“, betonte Vierling.
Zukünftig keine Kopfabzüge mehr
Volker Schütthelm, Leiter Rübenlogistik in Offstein, ging in seinem Vortrag auf die außerordentliche Witterungslage ein. Die Rübe habe im Frühjahr unter zu viel Regen gelitten und im Sommer unter der Trockenheit. Trotzdem habe die Rübe all dies weggesteckt und gute Erträge gebracht. „Mit 14,5 t Zuckerertrag je Hektar haben wir das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten geschafft“, freute sich Schütthelm. Das zeige, dass der Einsatz von über 90 Prozent nematodentoleranter Sorten erfolgreich sei. Kein Werk habe eine so gute Entwicklung gehabt wie Offstein, so Schütthelm. „Ich gehe davon aus, dass 2017 rund 2 Mio. t Rüben in Offstein verarbeitet werden.“ Und er stellte das neue Kopfbewertungssytem ab 2017 vor. Es werden keine Kopfabzüge mehr vorgenommen. Ein Minimalköpfschnitt ist erwünscht, grüne Blätter dürfen aber nicht mehr an den Köpfen sein. „Diejenigen, die bisher 3 bis 4 Prozent Kopfabzug hatten, haben den Köpfer richtig eingestellt und werden im nächsten Jahr keine Abzüge mehr bekommen“, erklärte Schütthelm.
Verbandsgeschäftsführer Dr. Christian Lang stellte in Kurzform die Ergebnisse der Projektarbeiten vor, die in Zusammenarbeit mit dem Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer, der Südzucker , Saatgutzüchtern und Hochschulen seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt werden. Die Arbeiten haben sich vor allem mit den Nematoden und dem Klimawandel beschäftigt. „Der Saatzeitpunkt hat sich um zwei Wochen nach vorne geschoben, daraus ergeben sich längere Wachstumszeiten für die Rübe. Drillen Sie so früh wie möglich“, gab Lang den Rübenanbauern mit auf den Weg. Die Gefahr der Spätfröste habe sich nicht verstärkt, und es sei auch keine Verschärfung der Unwetterlage für die Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenbauern festgestellt worden. Bei den neuen Nematoden-toleranten und teilresistenten Sorten muss, so der Geschäftsführer, in Zukunft genau hingeschaut werden, ob sie nicht doch ein höheres Vermehrungspotenzial haben. Lang appellierte an die Landwirte, sich im Frühjahr um die zum Teil stark geschädigten Wege zu kümmern, damit sie auch künftig die längeren Kampagnen überstehen. Christine Wendel vom Verband ging näher auf die Ergebnisse der Preisverhandlungen des Verbandes mit der Südzucker ein. „Bei den Ethanolrüben und den Industrierüben konnten wir ein deutliches Plus erzielen“, so Wendel. Und da in diesem Jahr im Verbandsgebiet eine große Menge Industrierüben produziert wurden, hätten die Anbauer auch deutlich von den höheren Preisen profitiert.
Anbauer profitieren von guten Preisen für Industrierüben
Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 81,2 t/ha und einem Durchschnittspreis von 39,10 Euro/t für alle Rüben ergebe sich daraus eine durchschnittlicher Hektarerlös von 3175 Euro. Wendel zeigte einen Deckungsbeitragsvergleich zwischen Zuckerrüben, Winterweizen, Braugerste, Winterraps und Körnermais, bei dem die Zuckerrübe den anderen Kulturen deutlich überlegen war. „In diesem Jahr sind die Deckungsbeiträge aufgrund der hohen Erträge bei der Zuckerrübe deutlich höher als die der anderen Kulturen und noch mal höher als im vergangenen Jahr. Es muss also das Ziel sein, hohe Erträge zu produzieren“, sagte Christine Wendel. Weizen müsste mindestens 95 dt/ha Ertrag bringen, um an das Ergebnis der Zuckerrübe heranzureichen. Für die Anbauflächen-Planung in diesem Jahr riet sie den Landwirten, etwas mehr Fläche als Puffer einzuplanen. So könnten die Kontraktmengen sicher erfüllt werden und damit die Voraussetzungen für den Erfüllungsbonus und die Treueprämie von 3 Euro/t geschaffen werden.
Ibs – LW 7/2017