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Auf die Ertragsstabilität kommt es an

LSV Hafer und Sommergerste, ökologischer Anbau

Die Erträge des Sommergetreides lagen im vergangenen Anbaujahr 2013 deutlich niedriger als in den Vorjahren. In Alsfeld-Liederbach, dem Öko-Versuchsstandort des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, wurde gegenüber dem Spitzenjahr 2012 bei Sommergerste um die 30, bei Hafer sogar um 50 Prozent weniger gedroschen. Welche Sorten bei Hafer und Sommergerste sich über mehrere Jahre hinweg bewährt haben, berichtet Dr. Thorsten Haase vom Öko-Team des LLH.

Hafer wird vorwiegend für den Nahrungsmittelsektor angebaut. Foto: agrar-press
Ertragsschwankungen, die bei Sommerungen stärker ausgeprägt sind, kommen vor allem durch ungünstige Witterungsbedingungen im Frühjahr oder Sommertrockenheit zu Stande. Sommergetreide haben im Ackerbau aber eine wesentliche Funktion. Sie können in Fruchtfolgen, die bereits mehrere Winterungen aufweisen, den Unkrautdruck durch im Herbst keimende Unkrautarten reduzieren.

Sommergetreide haben wichtige Fruchtfolgefunktion

Der Hafer als Sommergetreide ist auch aus anderen Gründen eine attraktive Feldfrucht für Fruchtfolgen des Ökologischen Landbaus: Er gilt als Gesundungsfrucht, weil er tolerant gegenüber typischen Krankheiten des Weizens und der Gerste ist. Aufgrund seiner geringen Nährstoffansprüche kann er auch bei limitiertem Stickstoff gute Erträge erzielen. Dafür ist allerdings eine kontinuierliche Wasserversorgung notwendig.

Die beiden hessischen Öko-Landessortenversuche zu Hafer und Sommergerste wurden auf dem Betrieb Kasper in Alsfeld-Liederbach durchgeführt. Angaben zu den Standort- und Versuchsfeldbedingungen können Tabel-

le 1 entnommen werden. Hafer-Ertragsniveau

unter den Vorjahren

Das späte Frühjahr hat sich auch im Ertrag der Sommerungen bemerkbar gemacht. Insgesamt lag das Ertragsniveau der drei Verrechnungssorten über 50 Prozent unter dem des Vorjahres 2012, das allerdings auch als Ausnahmejahr in Erinnerung bleiben wird.

Unter den drei dreijährig geprüften Sorten hatten Max und Ivory jeweils in zwei Jahren ertraglich die Nase vorn. Flocke blieb verglichen mit den genannten Sorten dagegen zurück und lag nur in einem von drei Jahren über dem Durchschnitt der Verrechnungssorten. Nach zwei Jahren Prüfung machen Gabriel, Oberon und Simon einen guten Eindruck. Unter den lediglich einjährig geprüften Sorten taten sich Poseidon (2013), KWS Contender, Curly und Flämingsgold (alle 2011) hervor.

Zufriedenstellende Hafer-Qualität

Da Hafer vorwiegend für den Nahrungsmittelsektor (Haferflocken) angebaut wird, spielen neben dem Ertrag bestimmte Qualitätsparameter wie zum Beispiel das Hektolitergewicht (hl-Gewicht) eine Rolle. Die abnehmende Hand fordert ein hl-Gewicht von mindestens 54 kg/hl. Hier liegen lediglich zweijährige Ergebnisse vor. Die Ergebnisse des 2011 und 2012 geprüften Sortiments erreichten in zehn von vierzehn Fällen diese Grenze und war damit gut marktfähig. Unter den zweijährig geprüften Sorten haben sich hier besonders Max und Flocke sowie Ivory positiv hervorgetan.

Der Rohproteingehalt (Rp-Gehalt) ist eine weitere wichtige Qualitätseigenschaft. Innerhalb des geprüften Sortiments waren es besonders Flocke, Ivory und (einjährig) Symphony, die mit hohen Gehalten aufwarteten.

Die Hafersorten im Kurzporträt

Die langjährig geprüfte Sorte Ivory liegt in den LSV-Ergebnisse ertraglich in zwei von drei Jahren über dem Standardmittel (Durchschnitt der drei Verrechnungssorten). Beim Tausendkorngewicht (TKG) ist sie stets eine der Sorten mit den höchsten Werten. Beim hl-Gewicht liegt sie leicht unter oder am Niveau des Standardmittels. Der Rp-Gehalt von Ivory ist auf sehr hohem Niveau. Hervorzuheben ist auch die gute Wüchsigkeit in der Jugendentwicklung. Ivory bleibt als Qualitätssorte nach wie vor in der engeren Wahl.

Auch Max ist mehrjährig geprüft und konnte in zwei von drei Prüfjahren durchaus überzeugen. Auch bei den Qualitäten – bis auf TKG und Rp-Gehalt (unter Durchschnitt) – schnitt Max überdurchschnittlich ab: In den beiden Jahren wies die Sorte das höchste und zweithöchste hl-Gewicht des Prüfsortiments auf. Schwächen in der Halmfestigkeit und Lagerneigung bei höherer N-Versorgung trüben das sonst positive Bild etwas. Im Ökolandbau spielen jedoch beide Merkmale keine nennenswerte Rolle. Max kann aufgrund der guten Ertrags- und Qualitätseigenschaften für den Anbau unter den Bedingungen des Ökologischen Landbaus empfohlen werden.

Bei Flocke reichen die Erträge nicht oder nur in Ausnahmefällen an den Durchschnitt heran. In diesem Jahr lagen sie zumeist deutlich unter denen von Ivory. Qualitativ ist Flocke eine interessante, ausgewogene Sorte mit Werten für hl-Gewicht und Rohprotein auf einem hohen Niveau. Zu beachten ist allerdings die höhere Mehltauanfälligkeit.

Auch im zweiten Prüfjahr überzeugte Gabriel mit konstant überdurchschnittlichen Erträgen. Die Qualitäten lassen allerdings zu wünschen übrig, sie liegen durchweg deutlich unterm Schnitt. Wie Max so zeigt auch Gabriel bei guter mit N-Versorgung Schwächen in der Halmfestigkeit und ist auch anfällig für Lager.

Oberon, ebenfalls im zweiten Jahr im Sortiment, drosch ähnlich erfreulich wie Gabriel. Das hl-Gewicht überschritt die Grenze von 54 kg/hl.

Auch die ebenfalls zweijährig geprüfte Sorte Simon erreichte Spitzenerträge; hl-Gewicht und Rp-Gehalt wiesen unterdurchschnittliches Niveau auf. Das positive Bild trübt allein die etwas höhere Mehltauanfälligkeit. Die Sorte ist im Ökolandbau bislang von nur geringer Bedeutung.

Die erstmalig geprüfte neue Sorte Symphony enttäuschte im ersten Prüfjahr 2013 im Ertrag, beim TKG wies sie den zweithöchsten Wert auf. Im Rp-Gehalt lag sie nah am Standardmittel.

Dagegen erreichte die ebenfalls neue Poseidon einen sehr hohen Ertrag, ein überdurchschnittlich hohes TKG, jedoch niedrigen Rp-Gehalt. Weitere Prüfjahre müssen für diese beiden Sorten abgewartet werden.

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