Sommergerste nur noch auf Platz vier der Feldfrüchte

Landessortenversuche Sommerbraugerste 2017

Während im Vorjahr 2016 eher zu nasse Verhältnisse zum Problem wurden, war es im Anbaujahr 2017 zunächst umgekehrt: Große Landesteile litten von März bis Juni unter Trockenheit mit teilweise gravierenden Auswirkungen auf die Ertragsbildung. Wie altbewährte Sorten und Neuzüchtungen in den Landessortenversuchen damit zurechtkamen, berichten Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach.

Die Sommergerste hatte von März bis Juni mit ausgeprägter Trockenheit zu kämpfen.

Foto: agrar-press

Nachdem sich die Anbaufläche von Sommergerste in Rheinland-Pfalz in den Jahren 2014 und 2015 bei knapp 43 000 ha eingependelt hatte, wurde der Anbau 2016 auf zirka 33 700 ha zurückgefahren. Für 2017 wurde nun eine Fläche von 36 200 ha ermittelt. Damit bleibt Sommergerste flächenmäßig weiterhin nur noch die viertwichtigste Ackerkultur im Land. Die vom Statistischen Landesamt festgestellten Sommergerstenerträge lagen 2017 im Mittel bei 51,2 dt/ha, was zwar etwas mehr als 2016 ergibt, aber deutlich unter den Ergebnissen der Vorjahre liegt. Dies ist sicherlich auf die fehlenden Niederschläge zurückzuführen. Die trockene Witterung hatte aber auch den Effekt, dass kaum Krankheiten auftraten.

Ergebnisse der Landessortenversuche

Im Jahr 2017 wurden in Rheinland-Pfalz auf fünf Standorten Landessortenversuche zu Sommerbraugerste angelegt. Aufgrund der ausgeprägten Trockenheit wurde der Versuch am Standort Brecht bei Bitburg vorzeitig abgebrochen, so dass letztendlich vier Versuche ausgewertet werden konnten. Neben den Verrechnungs- und Empfehlungssorten kamen die „Berliner-Programm-Sorten“ in die Prüfung. Die Sorte Cervinia hat im Februar 2017 die Verarbeitungsempfehlung erhalten, während Accordine und Laureate sich derzeit in der Prüfung befinden. Bei diesen beiden Sorten ist im Februar 2018 mit einer Entscheidung zu rechnen. In den Landessortenversuchen des DLR, in denen es vor allem um die agronomischen Eigenschaften geht, werden die Sorten in zwei Stufen geprüft: Stufe 1, ohne Fungizid, und Stufe 2, mit Fungizid. Stufe 1 zeigt somit die Krankheits- und Lageranfälligkeit von Sorten, während Stufe 2 das ertragliche Leistungspotenzial ermitteln soll.

Fungizideinsatz war 2017 häufig überflüssig

Die drei Verrechnungssorten (VRS) Avalon, Quench und RGT Planet brachten im Mittel der Standorte 62,3 dt/ha (Vorjahr 53,1 dt/ha) in den unbehandelten und 64,2 dt/ha (Vorjahr 62,7 dt/ha) Kornertrag in den behandelten Stufen (Tabelle 1). Der Vorteil von Stufe 2 (mit Fungizid) zu Stufe 1 (ohne Fungizid) beträgt somit 2017 nur 1,9 dt/ha (Vorjahr 9,6 dt/ha). Dies zeigt, dass der Fungizideinsatz 2017 aufgrund fehlender Krankheiten häufig überflüssig war. In einigen Fällen lag der Ertrag in Stufe 1 auch über dem in Stufe 2. Der Vollkornanteil lag an allen Standorten deutlich über 90 Prozent und damit auf einem sehr guten Niveau. Der Rohproteingehalt war auf dem Westerwaldstandort Nomborn und in Kümbdchen (Hunsrück) bei einigen Sorten über dem kritischen Wert von 11,5 Prozent. Trotz der Trockenheit wurden an den Standorten Ober-Flörsheim (Rheinhessen) und Biedesheim (vorderer Donnersberg) noch recht gute Erträge erzielt, während in Nomborn doch deutlich weniger geerntet wurde. In Tabelle 1 sind die Relativerträge im Mittel der Orte in Stufe 2 absteigend sortiert. RGT Planet konnte auch diesmal den Spitzenplatz mit 104 Prozent behaupten, gefolgt von den neueren Sorten Laureate und Accordine (jeweils 101). Quench, Avalon und Cervinia folgen dicht auf. Laureate, Accordine und RGT Planet liefern auch in der unbehandelten Stufe die höchsten Erträge. Catamaran erreicht sehr unterschiedliche Erträge an den Standorten und schneidet im Hunsrück sehr gut ab, an den anderen Orten aber deutlich unterdurchschnittlich.

Die mehrjährigen Leistungen entscheiden

Wesentlich wichtiger als das einjährige Ergebnis ist das Abschneiden der Sorten über die Jahre hinweg. Um eine noch breitere Datenbasis zu schaffen, werden auch die Ergebnisse der Nachbarbundesländer Hessen und Baden-Württemberg mit einbezogen. Tabelle 2 zeigt die Erträge in Stufe 2 gegliedert nach den Anbaugebieten: „Wärmelagen“, „Mittellagen“ und „Höhenlagen“. Die Sorte RGT Planet kann in allen Anbaugebieten ihre Spitzenstellung behaupten und liegt 4 bis 5 Prozent über der folgenden Sorte. In den Wärme- und Höhenlagen folgen Laureate, Accordine und Avalon, während in den Mittellagen Avalon Rang 2 belegt. Wie bereits erwähnt liegen für dieses Anbaugebiet noch nicht genügend Zahlen für Laureate und Accordine vor, so dass sie in den Mittelagen noch nicht aufgelistet werden. Die Sorte Cervinia, die bereits Anfang 2017 die Verarbeitungsempfehlung nach dem „Berliner Programm“ erhalten hat, erreicht ertraglich nicht Avalon. Catamaran liegt in den Wärmelagen deutlich hinter Avalon, während sie in dem Mittel- und Höhenlagen aufschließen kann.

 – LW 2/2018