Mit der neuen EU-Düngeproduktverordnung 2019/1009 soll ein neuer Rechtsrahmen für Biostimulanzien geschaffen werden. Was es damit auf sich hat, erläutern Eberhard Cramer und Dr. Ruben Gödecke vom Rp Gießen, Pflanzenschutzdienst Hessen.
Mit der neuen Verordnung wird das Durcheinander an verschiedenen Bezeichnungen vereinfacht. Einige Mittel, die bisher als Pflanzenstärkungsmittel gelistet waren, könnten dann bei den Biostimulanzien eingeordnet werden. Eventuell auch einige biologische Mittel, die bisher als Pflanzenschutzmittel eingestuft wurden. Verschiedene biologische Inhaltsstoffe konnten mittlerweile sogar im amtlichen Zulassungsverfahren bestehen und eine Zulassung als Pflanzenschutzmittel erlangen. Die Wirkung ist meist nicht mit der chemischer Produkte vergleichbar, aber die Entwicklung steht erst am Anfang.
Heterogene Versuchsergebnisse
Ergebnisse aus Versuchen in Hessen mit Biostimulanzien fielen in den letzten fünf Jahren hinsichtlich der Wirkung gegen Schadorganismen oder Ertragsbeeinflussungen sehr heterogen aus. Unter starkem Befallsdruck ist nach bisherigen Erkenntnissen noch nicht mit zufriedenstellenden Wirkungen für einen konventionell arbeitenden Ackerbauern zu rechnen. Auch bei den derzeit zugelassenen nicht-chemischen Pflanzenschutzmitteln steht die Reduzierung bei eher schwachem Befallsauftreten im Vordergrund. Dies ist zum Teil den recht unterschiedlichen und spezifischen Anforderungen der eingesetzten Mittel geschuldet. Die Faktoren Witterung, Bodenbeschaffenheit, Fruchtfolge und Kultur haben einen deutlich größeren Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg als das bei den altbekannten Pflanzenschutzmitteln der Fall ist.
Kontinuierlicher Einsatz könnte notwendig sein
Dies macht derzeit eine Empfehlung für bestimmte Einsatzzwecke im Ackerbau noch nicht möglich. Wirkungen sind meist nur bei vorbeugender Anwendung zu erwarten. Für nützliche Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien ist es so offensichtlich notwendig, dass sie zunächst bestimmte Pflanzenteile wie die Rhizosphäre besiedeln können bevor Schaderreger auftreten. Es wird also ein zeitlicher Vorlauf benötigt. Dies kann auch einen längerfristigen kontinuierlichen Einsatz der Präparate bedeuten, damit eine Etablierung gelingt und zum Beispiel pilzliche Schadorganismen zurückgedrängt werden.
Aktuelle Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass bereits Unterschiede in der Bodenbearbeitung einen massiven Einfluss auf die Fähigkeit der Mikroorganismen zur Besiedlung der Rhizosphäre haben: Was bestimmten Bacillusstämmen guttut, mag Mykorrhiza anscheinend überhaupt nicht. Optimale Anwendungsbedingungen sind viel spezieller als von chemischen Pflanzenschutzmitteln gewohnt. Hier besteht noch immenser Forschungsbedarf vor allem in Kooperation mit der praktischen Landwirtschaft.